Sonntag, September 06, 2009

13.-20.8.2009 Stege/Insel Mön/Dänemark bis Wiking-Yachthafen/Schleswig



Trotz Windwarnung legen wir um halb sechs Uhr morgen ab und haben Glück. Die 10 sm bis zum Bögestrom können wir wunderbar segeln und brauchen dafür nur knapp 1 ½ Stunden trotz „Reff im Kleid“. Durch die Rinne vermeiden wir es möglichst, auf das Lot zu sehen, sonst erschrecken uns wieder die geringen Tiefenangaben. Aber wir kommen ohne „Grundstückskauf“ in den Steger Hafen und werden vom Nachbarn freundlich begrüßt: „Hallo, Dich kenne ich doch. Du warst mit Deinem Schiff doch vor ein paar Wochen schon da. So ein schönes Boot würde ich gerne kaufen“. Tja, zu spät!!! Wir machen uns einen schönen Rest-Hafentag in der hübschen Innenstadt mit den vielen netten Geschäften und hoffen auf günstigen Wind für morgen. Bis jetzt bläst es noch mit 6 Bft. aus West.
Und die ganze Nacht steht der Wind durch. Selbst die 15 sm bis Vordingborg tun wir uns nicht an. Kirsten legt eine Mappe an mit „Tips und Hints“ für Axel und ich „schnacke mich mal wieder über den Steg“ des Yachthafens, wo es auch noch ein paar deutsche Flaggen gibt. Unsere holländischen Nachbarn mit dem schönen riesigen Motorboot warten auch auf weniger Wind und machen erstmal Wäsche. Bestimmt in der bootseigenen Waschmaschine. Um 4 Uhr flaut es ab und wir entschließen uns kurzfristig, doch noch nach Vordingborg aufzubrechen. Der Südhafen ist grauslich, aber für das weitere Fortkommen Richtung Heimat am günstigsten gelegen. Allgemeines Ablegen am frühen Morgen, doch der Hafenmeister ist auf Zack. Er kennt die „frühen Vögel“ und kassiert noch früher seine Liegegebühren ein. Eigentlich wollten wir bei dem günstigen südöstlichen Wind gleich durchsegeln bis Spodsbjerg an der Ostküste von Langeland. Bei 2 Reffs im Großsegel laufen wir fast durchgehend 8 kn/h. Doch auf der Höhe von Femö dreht er weiter südlich und wir drehen ab zur Insel Omö am Ende von Smalands Fahrwasser. Viel Platz noch um die Mittagszeit, wir können an einer Holzpier längsseits gehen. Bis zum Abend ist der Hafen fest in deutscher Hand. Auch unsere Clubkameraden Norbert und Claudia trudeln ein. Wir rechnen uns aus, daß wir in 2 Tagen jetzt die Schlei erreichen könnten. Ja, könnten, wenn der Wind mal nicht total gegen uns wäre. Südwest Stärke 5 mit Starkwindwarnung dazu. Wir machen das Beste draus und das ist ein Rundgang über die hübsche kleine Insel, die vor drei Jahren eine schwere Sturmflut überstanden hat, der fast 40 Häuser zum Opfer fielen. Natur pur! Die Viecher auf der Weide bekommen nicht so viele Touristen zu Gesicht, wie das Foto beweist.
Abends haben wir Segler von der Schlei an Bord, Klaus und Ulrike von der „Aike Tina“ aus Kappeln. Dazu gesellt sich Niels, ein Däne aus Malmö, der spät abends einhand von Marstal kommend einfällt und ziemlich zerzaust aussieht. Der kriegt erstmal einen Teller heiße Hühnersuppe und dann ein kaltes Bier. Gute Mischung, wir haben viel Spaß.
Am 17. leert sich der Hafen, aber wir und einige andere bleiben. Immer noch SW-Wind und die Wellen des Großen Belts tragen weiße Schaumkronen. Aber am 18. hält auch uns nichts mehr. Der Wind hat auf NW 6 gedreht und der plus 2 kn südsetzende Strom jagt uns so schnell voran, daß wir uns Hoffnung machen, bis Bagenkop auf der Westseite Langelands zu kommen. Doch daraus wird nichts, vorher müssen wir die Tiefwasserrinne queren und der NW bläst und bläst. Wir kämpfen mit Reffs und den Wellen und die Fähre nach Spodsbjerg weicht freundlicherweise aus, als sie unsere Probleme beim Segelwechseln erkennt. Also begnügen wir uns doch mit Spodsbjerg und machen am nächsten Morgen den nächsten Versuch, weiter Richtung Schlei zu kommen. Wunderbares Wetter, der Wind hat auf SO gedreht und wir laufen mit raumem Wind geradewegs in die Schleimündung ein. Am Nachmittag in Maasholm noch ein netter Klönschnack auf „Amadea“ mit unseren alten Clubkollegen Wolfgang und Fips, zu dem sich auch noch die Crew der „Krusen’stern“ Dörte und Peter gesellt. Und dann steht am 20. 8. 2009 unsere letzte Fahrt auf der „Pirol“ an. Axel, der neue Besitzer, scharrt in Helsingör schon mit den Hufen. Er will die „Pirol“ Anfang September mit Freunden zu sich in den Öresund holen. Da steht die nächsten Tage besonders für Kirsten eine Menge Arbeit an, es ist schon unglaublich, was sich in den 11 Jahren alles im Bauch der „Pirol“ angesammelt hat.
Also, liebe Freunde, die Ihr unsere Fahrten der letzten Jahre begleitet habt, in diesem Jahr schließen wir unser „Logbuch“ endgültig. Aber macht Euch um uns keine Sorgen, wir haben viele, viele andere Pläne, die auch noch mit Wasser zu tun haben werden. Wir hoffen, daß wir dafür gesund genug sein und bleiben werden und das wünschen wir auch Euch allen.
Tschüß
sagen Christel und Kirsten

Mittwoch, August 19, 2009

1. - 12. 8. 09 Simrishamn/Schweden bis Rödvig/Dänemark


In Simrishamn gastiert - wie im letzten Jahr - der Zirkus "Olympia". Von dem waren wir total begeistert, weil es keine exotischen Tierdressuren außer mit Kamelen und Lamas gab. Auch dieses Mal absolut klasse, statt Tigern springen Hunde durch brennende Reifen und sogar Katzen laufen Slalom und rollen sich auf Kommando um ihre Längsachse. Dazu großartige Akrobatik und einen Clown, über den man auch ohne Schwedischkenntnisse lachen kann. Als krönenden Abschluß gönnen wir uns dann bei guter Live-Jazzmusik einer "wie wir in die Jahre gekommenen" Band im Hafenlokal "Röken" rosagebratene Entenbrust mit gebackenen Kartöffelchen und knackigem Gemüse.

Am Morgen entscheiden wir uns - wie die "Dinah", die wir schon vom letzten Jahr kennen - für Ystad. Ist nicht so weit, so ist der Perkins zu ertragen. Ystad ist voll schon am frühen Nachmittag. Ein unfreundlicher Schwede will uns nicht längsseits haben, da suchen wir uns einen freundlicheren Nachbarn: Ein Charterschiff mit großer Familie drauf, die morgen - wie viele andere deutsche und auch holländische Skipper - möglichst weit Richtung Heimat kommen wollen. Obgleich hier die Schiffe zu viert und zu fünft nebeneinander vertäut sind, langen sie hafengeldmäßig ganz schön zu: 240 SEK! Großes Ablegen am Morgen, wir haben uns inzwischen zu Kopenhagen als Ziel umentschieden und gehen wieder nur bis Gislövsläge. Rollen mal wieder 4 ½ Stunden unter Motor. Langsam machen diese sogenannten Segelsommer wirklich keinen Spaß mehr. Dies ist das dritte Jahr, wo nicht nur wir maulen. Kirsten ist völlig genervt und will "nie mehr Ostsee segeln"! Weil wir unser Selbststeuer fahren lassen und nebenher Bridgeprobleme diskutieren fahren wir fast durch ein großes Feld mit Fischernetzen. Auch das noch. Wenigstens den besten Liegeplatz ergattern wir und wärmen uns das Labskaus von gestern auf. Neben Super-Luxusyachten finden erfreulicherweise auch solche "Augenweiden" ein Plätzchen (s.Foto).

Auch der nächste Morgen trägt nicht zur Aufheiterung bei: graues Meer, grauer Himmel- schwer von Regenwolken. Hafentag. Roger und Britta, die gestern noch von Bornholm hereinwedelten, segeln trotzdem raus, aber die "Smilla" treibt mehr an der Mole vorbei als dass sie segelt. Kurz danach setzt auch noch Dauerregen ein. Grauslich. Wir wollen hier stur aussitzen bis passender Wind für Kopenhagen weht. So machen wir am 4. nochmal einen Ausflug nach Trelleborg. Die Busfahrerin kommt ein paar Minuten zu spät und erläßt allen Fahrgästen das Fahrgeld. Hat man sowas schon mal in Deutschland erlebt? Wenigstens hat sich wieder Sommerwetter eingestellt und so grillen wir unsere letzte deutsche Bratwurst im Hafen. Ein deutscher Einhandsegler aus Neustadt kommt mit dick verbundenem Finger vorbei. 1 ½ Stunden Notoperation vorgestern in Trelleborg. Er hat sich in einer Schot eine Fingerkuppe abgequetscht. Jetzt wartet er auf seinen Vater, weil so einhand geht das Segeln natürlich gar nicht. Armer Kerl.

Halten das Aussitzen nur bis zum 5. durch. Da kapitulieren wir vor dem Wetterbericht: Mindestens 5 Tage Hochwetterlage, also Sommer aber kaum Wind. Wenigstens bis zum Falsterbrokanal in den Hafen Höllvik wollen wir für einen Tapetenwechsel. Langsam müssen wir Diesel nachbunkern, ca. 300 l, aber der Automat in Gislövslage spuckt auf die Kreditkarte immer nur 30 l aus, dann muß man wieder neu alle Daten einfüttern. Zu mühsam, wir warten bis Höllvik, aber der Automat nimmt nur Schwedenkronen und da wir - auf dem Weg nach Dänemark - nicht mehr so viele Schwedenkronen haben, vertagen wir das Tanken bis Dragör, unserem Kopenhagen-Hafen. Für die 200 SEK Hafenliegegebühr, die Höllvik wirklich nicht wert ist, nutzen wir trotz brütender Hitze wenigstens noch die Sauna. So kommt doch auch mal mein seit Jahren mitgeschleppter Pareo zum Einsatz. Der Vorteil bei dem Wetter: die Sauna gehört uns ganz allein.

Morgens strahlt "Klärchen" vom blauen Himmel und - still ruht die See. Motoren bis Dragör, aber etwas entschädigt uns der Liegeplatz: Gleich neben der Bunkerstation und vor dem beliebten und daher auch sehr belebten Hafenrestaurant. Der ideale Platz, um das von Kirsten schon in Karlskrona gebastelte "FOR SALE"-Schild an die Reling zu hängen. Hier wollen wir mindestens 2 Tage bleiben und uns Kopenhagen ansehen. Daß das Schild uns wirklich einen Kaufinteressenten bringt, glauben wir natürlich nicht, aber - oh Wunder - abends steht Axel Vogt als ernsthafter Interessent vorm Schiff. Er ist gebürtiger Hamburger, seit 1965 in Dänemark und lebt in Helsingör, nördlich von Kopenhagen. Also nix is mit 2 Tagen Kopenhagen, wir segeln (na immerhin 2 von 6 Stunden) nach Norden. Abends Einladung zum Abendessen in sein Haus, in dem er mit Frau Brigitte lebt, 85 Stufen über dem Öresund. Atemberaubender Ausblick erst auf die vorbeiziehenden Frachter und Segler und später auf das Lichtermeer Helsingborgs auf der gegenüberliegenden schwedischen Küste und den aufgehenden Vollmond. Tja, und heute sind wir ein Stück rausgesegelt und er ist immer noch wild zum Kauf entschlossen und morgen wird der Vertrag gemacht. Unglaublich! Am liebsten würde er uns mit dem Auto nach Schleswig zurückkutschieren, aber das machen wir denn doch noch auf den Planken der "Pirol". Wenn das Wetter so bleibt, geht es also morgen so schnell wie möglich zur Schlei zurück. Unser "Baby" scheint in gute Hände zu kommen, so haben wir noch keine Träne verdrückt, aber das kommt wohl noch.Ich habe mir etliche Mückenstiche eingefangen, aber diesmal hat Kirsten den Vogel abgeschossen. Eine Wespe hat ihr in eine Vene auf dem Handrücken gestochen und ein dickes unförmiges blaurotes Ei produziert. Zwiebelsaft und Wundgel lindern ein wenig. Axel kommt vorbei und ruckzuck ist der Vertrag, den Kirsten gestern neben dem Brotbacken bis 1 Uhr nachts ausgearbeitet hat und an dem wir heute Morgen noch etwas gefeilt haben, unterschrieben. Morgen früh geht's für den finanziellen Teil zur Bank und unsere Rückreise wird auf morgen Mittag verschoben. Heute laden uns Brigitte und Axel noch zu einem Ausflug in die hübsche Umgebung zum Kaffeetrinken in eine alte Wassermühle ein. Unser erster Eindruck vertieft sich: die Chemie stimmt und es könnte der Beginn einer netten Freundschaft werden. Das Wetter ist bombig, wenn auch Windstärke und -richtung zu wünschen übrig lassen.

In der Nacht beginnt der Regen und der setzt sich auch den ganzen Morgen fort. Doch nach dem Bankbesuch klart es mittags auf und wir legen ab zurück nach Dragör. 2 Stunden wunderbares Segeln hoch am Wind, doch dann brist er auf und wird spitzer. Wir entscheiden uns, nicht gegenan zu brettern sondern biegen ab nach Skovshoved. Kein besonders attraktiver Hafen und wenig Platz für Gastboote. Als wir an Land gehen, um uns nach einem netten Restaurant umzusehen, steht auf der Pier eine Dame mit Fahrrad und fragt auf Deutsch, ob wir wüßten, wo sie einen Einweggrill kaufen könne. Das wissen wir natürlich nicht, doch ich denke, die Dame sieht aus wie Elke Hosfeld aus Fahrdorf und - sie sieht nicht nur so aus. Sie ist ganz in der Nähe mit ihrem Wohnmobil auf einem Campingplatz und hatte einen kleinen Fahrradausflug unternommen. Auch Elke kann sich gar nicht über so einen Zufall beruhigen und wir trinken erstmal einen Kaffee zusammen im gut besuchten Clubrestaurant. Sollte der Wetterbericht für morgen ausnahmsweise mal stimmen, bekommen wir idealen Wind für Rödvig, 40 sm weiter südlich. Axel sitzt schon in den Startlöchern, um so bald wie möglich nach Schleswig kommen zu dürfen. Aber bis zur Übergabe ist noch viel vorzubereiten und noch haben wir einige Meilen vor uns.

Früh am Morgen heißt es "Leinen los", vorerst mit Ziel Dragör. Die "Kreuzefahrer" in Kopenhagen schlafen noch und auch sonst ist kaum Verkehr als wir die Verkehrstrennungsgebiete passieren. Der Öresund soll ja mit 85.000 Schiffen der meistbefahrene Verkehrsweg der Welt sein. Gleich hinter Kopenhagen kommt uns die norwegische "Sörlandet" entgegen. Das laut Kirsten "schönste Segelschiff der Welt". Auf diesem 3-Mast-Vollschiff ist sie schon dreimal gesegelt, hat selbst in den Rahen gestanden und davon ganz tolle Fotos in ihrer Wohnung hängen. Kurz danach bekommen wir den schönsten Segelwind und beschließen, bis Rödvig durchzugehen. Leider müssen wir die letzten 10 sm noch aufkreuzen, was besonders für Kirsten anstrengend ist, die jedesmal die große Genua wieder dichtholen muß. Mir tut der Nacken permanent weh und abends im Hafen "lecken wir beide unsere Wunden". Wenn die "Pirol" nicht schon verkauft wäre, müßten wir ernsthaft über elektrische Winschen nachdenken. Der Wetterbericht für morgen verspricht mal wieder Starkwind und ich gehe mit Voltaren-gesalbtem Nacken und Diclofenac-Pille früh schlafen. Während das meinem Nacken gut getan hat, erwacht Kirsten morgens mit Muskelkater im Arm. Wir finden beide, daß wir uns vielleicht einer anderen "unserem Alter entsprechenderen" Sportart zuwenden sollten. "Billard" hatte uns in Karlskrona sehr zugesagt! Jedenfalls erstmal wieder einen Hafentag, auch wenn der deutsche Seewetterbericht für morgen und übermorgen nicht viel Besserung verspricht. Die Dänen sind da etwas optimistischer. Mal sehen.

Montag, August 03, 2009

22. - 31. 7. 09 Karlskrona bis Simrishamn


Am Morgen des 22. gibt es kein Halten mehr. Schon ab 6 Uhr morgens brummen die Motoren und rattern die Bugstrahlruder. Wir haben uns mit unseren Polen auf 8Uhr Ablegen verständigt und nach kurzem Drängeln klappt das auch. Sonne und Flaute bedeutet: 28 sm motoren bis Kristianopel im Kalmarsund. Ein idyllischer Hafen mit einem netten Hafenmeister, der allerdings keinen Zweifel läßt, wo der ankommende Segler festzumachen hat. Uns dirigiert er längsseits an die Pier, wo wir auch beim letzten Mal gut gelegen haben und nimmt sogar unsere Leinen an. Ein Privileg, das wir bei keinem nach uns beobachten können. Auch nicht bei der "Joshua", die nachmittags mit unseren ex-Clubkollegen Astrid und Jürgen aus Kalmar kommt. Begrüßungswein dort, abendlicher Plausch bei uns. Bei der Großwetterlage, die für unabsehbare Zeit überwiegend West/Südwestwinde verspricht, entschließen wir uns, daß dies unser nördlichster Hafen sein soll und so legen wir am nächsten Morgen ab. Allerdings braucht es seine Zeit, bis alle Schweden, die uns inzwischen "eingemauert" haben, den Weg freimachen und wir uns auf den Weg nach Torhamn in den südlichen Schären begeben können. Natürlich wieder mit Perkins, aber zeitweise zieht wenigstens die Genua mit. Torhamn ist ein winziger Hafen mit wenigen Plätzen für Gastlieger und wir müssen uns mit einem Plätzchen an "Molly" aus Lippe in Ostholstein gleich neben der Einfahrt begnügen, in die unser Bugspriet auch noch ein ganzes Stück hineinragt. Wir installieren zur Vorsicht erstmal eine rote Flagge und eine Ankerlampe mit Sensor, die sich bei Dunkelheit selbst erhellt. Jaha, die "Pirol" ist ausgerüstet für fast "alle Fälle"! Vor uns quetscht sich noch ein Holländer "Flying Arrow" in die Lücke, in die wir nicht gepaßt haben und die auch für ihn eigentlich zu knapp ist, dirigiert von einem schwedischen Motorbootfahrer, der darin "no problem" sieht. Dabei fährt er in unsere Achterleine, die wir noch schnell lösen können, aber dadurch wird plötzlich unser Stromkabel stramm. "No problem" sieht anders aus. Das sieht dann auch unser Schwede am Morgen ein, denn durch die 90° Winddrehung drückt es den Holländer plötzlich bedrohlich auf sein Motorboot. Er zieht es vor, abzulegen und dadurch bekommen wir alle ein paar Meter Luft. Ein unangenehmer Schwell steht inzwischen in den Hafen und wir verlegen alle noch ein paar Leinen mehr an Land. Des einen Leid, des anderen Freud': nebenan sind die Surfer und Kitesurfer in ihrem Element.
Auch morgen soll es weiter blasen, bis 7 Bft, aber wenigstens auf NW drehen. Scheint, wir kriegen mal wieder ein paar Hafentage. Auch "Molly" aus Lippe macht keine Anstalten, obgleich sie noch Richtung Stockholm nach Norden wollen. "Flying Arrow" legt ab nach Karlskrona. Wir bleiben und haben einen vergnügten Abend mit der "Molly"-Crew Brigitte, Hans und Peter, die nicht in Lippe sondern in Lütjenburg bei Kiel wohnt. "Molly" verläßt uns aber am nächsten Morgen und es braucht seine Zeit, alle Leinen, mit denen wir an "Molly" und an Land hängen, umzudekorieren. Weiter Westwetterlage für die nächsten Tage, langsam deprimierend. Wir kämpfen kurz, ob wir nach Utklippan im Süden oder evtl. durch die Schären zurück nach Karlskrona laufen sollen. Aber 5 Bft. aus Westen sind nicht besonders verlockend. Am Nachmittag läuft die kleine Fähre in den Hafen, offenbar hat ein Passagier einen Herzinfarkt erlitten. Rettungswagen und Ambulanz sind zur Stelle und versuchen lange, ihn mit Herzmassage wiederzubeleben. Nicht nur wir sind noch stundenlang betroffen und mitgenommen.
Abends kommt ein schwedisches Boot mit einem englischen Ehepaar, das in Karlskrona lebt, herein. Sturmfahrt von Grönhögen auf der anderen Seite des Kalmarsund. Ihr reicht es total und sie ist froh, fast zu Hause zu sein. Immer noch heult es aus Westen durch die Masten und wir hoffen auf den nächsten Morgen.
Es bleibt bei Westwind, aber er ist mäßig und wir motoren mal wieder gegenan bis Karlskrona. Langsam kriegt man wirklich die Krise. Die Engländer mit schwedischer Flagge motoren vor uns her. Ich kann ihr nachfühlen: "nice to be home again". Unter der 18 m hohen Brücke zwischen den Inseln Senoren und Möcklö zieht man unwillkürlich den Kopf ein (siehe Foto). In Karlskrona trudelt die "Krusenstern" mit Dörte und Peter Kruse, auch ex-Clubkollegen, ein. Sie haben schon die "Ostsee rund" hinter sich, sind aber auch seit Anfang Mai unterwegs. Wir machen das Beste aus dem Tag, gehen ins Internet-Café, tauschen Geld. waschen und backen Brot. Morgen hoffentlich weiter nach Hanö.
Aus Hanö wird Utklippan, kurz entschlossen und das war eine gute Idee. Endlich mal wieder SEGELN! Allerdings muß es kurz vorm Hafen nochmal ordentlich aufbrisen und wir entschließen uns, durch die östliche Einfahrt von Lee einzulaufen. Bis dahin schaukelt es uns aber noch ordentlich durch. Bis jetzt ist viel Platz, doch am Abend ist es wie jeden Tag im Sommer, jeder bekommt seinen "Anlieger" oder auch zwei. Wir haben zwei! Utklippan ist schon sehr interessant, ein sicherer Hafen in der oft "tosenden" Hanöbucht. Aber man muß auf diesem Steinhaufen nicht unbedingt mehrere Tage verbringen. Es gibt weder Strom, noch Wasser, noch eine Dusche - nur ein Plumpsklo! Wir sind froh, daß der nächste Tag günstigen Wind für Hanö verspricht. Inzwischen wollen wir - wie etliche - nach Bornholm als weiteres Ziel und versuchen, so weit wie möglich nach Westen zu kommen, um einen günstigen Winkel zu bekommen.
Heureka! Der Wind treibt uns - zumindest die Hälfte der 50 sm - unter SEGEL nicht nach Hanö sondern sogar bis in den Hafen von Simrishamn. Auch wenn es morgen schon wieder eine Sturmwarnung gibt, von hier sind es nur ca. 25 sm bis nach Allinge auf Bornholm. Auch "Krusenstern" liegt in Simrishamn. Sie hatten sich gestern nach Hanö gekämpft. Kein Vergnügen! Am 30. läuft kurz vor dem Wolkenbruch auch "Smilla" mit Roger und Britta ein. Langsam ist der Hafen fest in "Schleswiger Hand". Alle sind aber der Meinung: der 31. ist mal wieder ein Hafentag, Windwarnungen ohne Ende. Wir sind noch gut dran in der Südlichen Ostsee. Im Kattegat kachelt es bis 10 Bft. Simrishamn ist ja auch gar nicht so schlecht. Schließlich haben wir im letzten Jahr hier schon einmal 5 Tage abgewettert! Bis die Tage!

Samstag, Juli 25, 2009

15.-21.7.09 Hanö bis Karlskrona


Still ruht die See, wie angekündigt. Aber wir fahren trotzdem los. Die "Pläsier" ist schon weg. Bedeckter Himmel, etwas Wind kommt auf. Zu spät und zu spitz für uns, wir sind schon fast vor der Hasslö-Brücke, durch die der nächste Weg nach Karlskrona führt. Schwieriges Anlegemanöver am Schwimmsteg, der jetzt doch ziemlich starke Seitenwind drückt uns immer wieder weg. Die Franzosen hinter uns mit ihrer 16 m langen Super Maramu haben die gleichen Probleme. Sie sind auch nur zu zweit auf dem Riesendampfer. Der Stromkasten ist glatt 50 m entfernt an Land und wir müssen gleich 4 Kabel aneinanderstecken. Gut, daß die "Pirol" so gut ausgerüstet ist. Wir sind die einzigen an diesem Steg, die die Strecke überwinden können. Kirsten hat sich gestern auf dem Nachbarschiff die Zehen gestaucht, so muß ich den ersten Landgang allein unternehmen. Als ich zurück komme, liegt die "Pläsier" auch im Hafen, sie können höher an den Wind und sind hochgekreuzt. Unsere finnischen Freunde von der "Atalanta" simsen von Kalmar, ja gar nicht so weit von uns entfernt, aber wir wollen morgen hier bleiben, Wäsche waschen etc. Das ist hier im Liegegeld von 180 SEK inbegriffen.
Am Morgen hat der Wind um 180° gedreht und eine Weile sind wir versucht, doch abzulegen. Aber dann winken wir doch der "Pläsier" nach, die Richtung Kalmarsund fährt und verholen uns an die Mittelpier, wo wir nur ein Kabel brauchen und den Wasserschlauch vorm Schiff haben. Der Tag wird wunderschön. Nach dem Waschen und Putzen bleibt uns auch noch Zeit, im vom Hafenmeister empfohlenen Internetcafé mal wieder in unsere e-mails zu sehen. Die Stadt mit ihren vielen, vielen verlockenden Geschäften und Cafés wären einen weiteren Hafentag wert und wir entscheiden uns dafür. Kirsten backt erst einmal ein leckeres Bauernbrot, da wir noch immer kein uns genehmes schwedisches Brot entdeckt haben. Mit dem Rest des alten füttern wir eine vorbeiziehende Schwanenfamilie, Vater, Mutter und drei Kinder. Vater Schwan erweist sich als sehr undankbar, als nichts mehr da ist, beißt er wütend in unsere Niro-Scheuerleiste. Wohl bekomm's!
Gute Entscheidung, wieder ein herrlicher Sommertag. Warum soll man immer nur bei Sturm und Regen im Hafen bleiben? Stadtbummel, Bootsputz und Niro wienern! Der Hafen füllt sich. Wegen Sturmwarnung für die nächsten 24 Stunden suchen wohl viele Schärenlieger jetzt Schutz im Hafen. Auch für die nächsten Tage bleiben die Windwarnungen bestehen und selbst wenn sie nicht eintreten sollten, wir werden kein Risiko eingehen und uns im Hafen mopsen. Auch unsere holländischen Nachbarn bleiben. Sie wohnen schon seit 10 Jahren nur auf ihrem Schiff, im Winter in Rotterdam. Sind mit Zentralheizung, doppelverglasten Fenstern etc. aber auch perfekt ausgerüstet und haben ihr Schiff sehr gut in Schuß. Die 7.Nacht soll liegegebührenfrei sein, sagt der Hafenmeister. So weit wird es hoffentlich nicht kommen.
20. 7. Oh doch, es kommt so weit. Bis morgen einschließlich noch Starkwindwarnungen. Ein Engländer kommt aus den Schären rein, wo er geankert hatte. Ganz schön ruppig draußen, sagt er. Ein polnisches Ausbildungsschiff mit 10 jungen Leuten macht längsseits bei uns fest. Na, prost Mahlzeit, wenn die einer nach dem andern heute Nacht auf's Klo müssen und über unser Schiff poltern. Der Holländer grient herüber. "Soll ich sie zu Euch schicken?" frage ich ihn. "Ne, ne, lieber nicht!" Er verzieht sich in seinen Deckssalon, wo eine weihnachtliche Lichterschlange holländische Gemütlichkeit verbreitet. Gut, wir schlafen im Achterschiff, aber am Morgen verdonnert Kirsten die Nachbarcrew dazu, auf "Strumpfsock" über unser Vorschiff zu schleichen, was sie auch brav machen. Ihr Skipper bringt nachmittags eine Flasche Rotwein für uns von seiner Crew. Wollen sich bedanken für die Tasche mit Süßigkeiten, Kaugummi und Nutella, die Jonas nicht geschafft hatte. Sie wollen evtl. heute Nacht zurück Richtung Polen über Bornholm, kein besonders guter Kurs bei angesagtem SW-Wind. Wir hoffen für Morgen auf ein Stück weiter nach Osten.

Freitag, Juli 17, 2009

8. - 14. 7. 2009 Gislövsläge bis Hanö/Hanöbucht/Schweden


Schönes Wetter und guter Wind, um weiter nach Osten zu kommen. Aber es gibt da die Windwarnung Nr. 302: Westwind 7 Bft. mit starken Gewitterböen. Wir entscheiden uns, zu bleiben wo wir sind, denn im nächsten angepeilten Hafen Ystad liegt man erheblich unruhiger. Nachmittags läuft die „Sayonara“ mit Gunda und Leo, unseren ehemaligen Clubkollegen, aus eben diesem Grunde aus Ystad kommend ein. Einlaufbierchen bei uns und abends Grillen an Land. Vorher kriegt Kirsten aber noch ihren Urlaubshaarschnitt hinter den Hafenhäuschen. Gar nicht so einfach bei dem aufgefrischten Wind. Nachts heult es dann richtig durch die Masten und der Wind soll auch noch durchstehen bis Samstag. Wir haben`s auch bei Regen und Wind gemütlich unter unserer „Kuchenbude“. Bei unserem Nachbarn, der gestern an uns mit dem Wind festmachte aus unerfindlichen Gründen, sieht es mangels Kuchenbude schlechter aus. Der Wind pustet ihnen von hinten so in den Salon, daß sie ihr Schott dicht halten müssen. Wir schlafen mal sehr lange aus, verpassen ja nichts und genießen nach spätem Frühstück Sekt mit Erdbeeren auf der „Sayonara“. Abends Rummikab bis in die Puppen. Kirsten gewinnt , allerdings nur knapp.
Am 10. Heult und heult es immer noch und die Achterleine unseres Anliegers knarrt genau neben meinem Ohr. Egal, in der Koje ist es am gemütlichsten. Der Tag bleibt grauslich mit Regen und Sturm. Unsere Kuchenbude ist neben dem Bugstrahlruder die beste Investition auf der „Pirol“! Mittags kommt Leo zum Skatspielen vorbei und abends gibt’s Eis mit Schmottes (Kirstens Mutter) köstlichem
Rumtopf auf der „Pirol“. Das Meer ist weiß, trotzdem zieht ab und an eine Yacht mit gerefften Segeln vorbei. Gut, wir haben keine Terminprobleme. Auch morgen soll es in Böen bis 8 Bft. blasen.
Aller Hoffnung ruht auf Sonntag. Beim Rummikab mit Gunda und Leo plötzlich große Aufregung auf dem Wasser. Kreischende Krähen, aufgeregte Enten, anscheinend hat sich eine Krähe mit dem Kopf zwischen den Molensteinen verfangen. Durch’s Fernglas sehen wir sie verzweifelt mit den Flügeln schlagen. Leo und Kirsten eilen mit Arbeitshandschuhen zur Tierrettung. Doch als sie nach 10 Minuten ankommen, haben die Artgenossen ihr die Kehle durchgehackt . Puh!
Am Morgen hat der Wind etwas nachgelassen, aber noch immer bestehen Windwarnungen für fast alle Seegebiete. Unser ekliger Nachbar muß seinen Platz räumen, weil er sich einfach auf einen rot markierten, also besetzten Platz gelegt hatte. Die schwedischen Besitzer liegen seit drei Tagen gegenüber an der Fischerpier, weil er sich weigerte, den Liegeplatz freizugeben. Auch wenn er es nicht verdient hat, wir helfen ihm trotzdem beim Ablegen und er muß sich bei uns bedanken.
Wir fahren nochmal mit dem Bus nach Trelleborg, um mal ins Internet sehen zu können.
Abends große Runde auf der „Pirol“. Unsere Anlieger zur Rechten, Franz und Marlene von der „Pläsier“ aus Cuxhaven und Gunda und Leo von der „Sayonara“. Kirsten verwöhnt alle mit Käsehäppchen, Apfelkapern und Senfgurken. Bei Wein und Bier steigt die Stimmung und der Wetterbericht für morgen tut sein übriges: Guter Segelwind für alle verspricht der Seewetterdienst um 23 Uhr. Jetzt aber alle ab in die Koje. „Pirol“ und „Pläsier“ wollen Richtung Osten zur Hanöbucht und die „Sayonara“ Richtung Kopenhagen. Bei SW-Wind sollte beides machbar sein.
6 Uhr Aufstehen, 7.30 Uhr Ablegen. Da draußen noch eine ziemlich eklige Welle steht, wird schon im Vorhafen aufklariert und das Großsegel gesetzt. Trotz grauer Wolken gibt es keinen Tropfen Regen und 80 % der Strecke nach Simrishamn können wir sogar segeln. Leider lassen wir uns da dann von Franz, der ¼ Stunde vor uns da war, zwischen die flachen Schwimmausleger locken, die außerdem auch noch zu kurz und zu eng sind. Ragen mal wieder mit dem „Hintern“ 2 m ins Fahrwasser und die flachen Kissenfender, die wir gerade zwischen Bootsrumpf und Ausleger quetschen können, quietschen erbärmlich. Aber na gut, wollen wir nicht meckern, für eine Nacht geht’s. Morgen früh wollen wir ja weiter nach Ahus, 32 sm weiter nördlich.
13. 7. 7 Uhr. Der Regen prasselt auf’s Dach. Drehen uns nochmal um in der Koje und entscheiden dann erst um 11.30 Uhr, als Sonne und feiner SW-Wind herrschen, noch abzulegen. So macht Segeln Spaß. 4 ½ Stunden bis Ahus und gleich ein super Liegeplatz an einer Spundwand. Auch wenn wir hier 200 SEK = 20 € Liegegeld bezahlen müssen, immerhin sind Strom und Dusche inklusive. Wir bummeln die lange Promenade mit Eisbuden und netten Restaurants entlang und gönnen uns ausnahmsweise mal ein „dining out“. Lecker Oksefilet! Noch ein Gang durch den netten Ort mit hübschen bunten Häusern und dem Riesengebäudekomplex des offensichtlichen Hauptarbeitgebers neben dem Tourismus: die „Absolut“-Destille. Die Wettervorhersage ist weiterhin günstig für uns. Also morgen ein Stück weiter durch die Hanöbucht zur Namensgeberinsel Hanö.
Sonne satt, Sommerwetter, 0 Wind, aber der von vorne. Etwas nimmt er zu, aber es bleibt beim Motoren gegenan für die ca. 20 sm. Kurz vor der Hafeneinfahrt muß uns noch ein Schwede unbedingt überholen. Doch das nützt ihm wenig, um ein Uhr mittags müssen wir schon in zweiter Reihe liegen und um halb vier ist der Hafen für unsere Begriffe dicht. Doch der versierte Hafenmeister, für den das wohl das tägliche Brot ist, schiebt hier noch dazwischen und da an den Fischkutter, die Fähre kommt auch noch rein und geht wieder raus in all dem Gewusel und dann legt auch noch der Großsegler ab. Aber das gibt dann wieder Platz für Neuankömmlinge, zu denen auch die „Pläsier“ gehört, die wegen der Windrichtung von Utklippan auf Hanö umdisponiert hat. Wir genießen das „große Kino“ vom Cockpit aus und Kirsten steigt in den Mast, um ein schönes Bild für das Logbuch zu knipsen. Morgen wahrscheinlich Hafentag auf Hanö, Wettervorhersage: 0 Wind angekündigt für Karlskrona, unseren geplanten nächsten Hafen in den schwedischen Südschären.

Dienstag, Juli 14, 2009

29. 6. - 7. 7. 2009 Marstal/Insel Aerö/Dänemark bis Gislövsläge/Schweden



Der Tag fängt gut an! Jonas taucht die teure Alfi-Niro-Thermoskanne mit Glaseinsatz in das schon wassergefüllte Spülbecken, statt sie in dem 2. leeren Becken nur auszuspülen. Will retten was zu retten ist, dreht die Außenhülle auf, um innen trockenzureiben, die Glasinnenkanne stürzt raus auf eine Kante und - detoniert!!! Chaos an Bord! 100000 Stückchen, Brösel, Körner Glas - im Umkreis von 2 m. Bedeutet: Der Salon ist übersät mit Glitzer. 2 Stunden Aufräumaktion, dann können wir ablegen nach Marstal. Schöner Segelwind. Jonas steuert - und das schon erstaunlich gut. Noch sind die Liegeplätze zum Aussuchen und bei dem Wetter werden das neue Gummiboot und der überholte Außenborder aktiviert. Begeisterung bei Jonas, doch er kommt paddelnd wieder zurück. Motor läuft, aber kein Gang mehr einzulegen. Wahrscheinlich Steinberührung, diagnostiziert unser Experten-Nachbar, der Messingstift im Propeller gebrochen, die Sollbruchstelle. Im Zubehörset des Mariner-Außenborders befindet sich dann auch ein Ersatzstift und Jonas lernt, wie man den aus- und wieder einbaut. In einer nahen kleinen Metallwerkstatt lassen wir uns gleich 5 Ersatzstifte drehen, vorsichtshalber und laden unseren Einhandsegler-Nachbarn zum Dank auf einen Rotwein ein.
Der nächste Morgen vergeht mit Stadtbummel und Eisessen, mittags motoren wir - mangels Wind - durch das enge Fahrwasser bis nach Svendborg. Schwieriger Anleger, weil starker Strom quer zur Box steht, aber alles geht gut. Jonas düst gleich wieder mit dem Schlauchboot los. Das Wetter ist bombig.
Kein Lüftchen weht am nächsten Morgen. Gewitterstimmung. Wir beschließen, einen Wasch- und Einkaufstag einzulegen. Jonas braucht dringend ein Paar Bootsschuhe und "Udsalg" mit guten Preisen verhelfen ihm gleich zu 2 Paaren. Dann stärken wir uns mit Hotdogs und Fladenbrot, beides fast nur in der Dusche zu essen.
Bei der abendlichen Hafenrundfahrt mit dem Schlauchboot bricht wieder der Messingstift und Jonas muß gegen dicken Strom zurückrudern, weil wieder kein Gang einzulegen ist. Wie gut wir haben Reserve und Jonas hat bei Nachbar Lehmann gut aufgepaßt. Abend gerettet. Davon profitiert Nachbarhund Jeldes. Der liebt Bootfahren, aber ohne Motor. So bekommt er eine gepaddelte Hafentour.
Jonas zweitliebste Beschäftigung ist inzwischen das Skatspielen. Auch beim Zocken wird er immer besser. Kommt ganz nach der Oma!
Am 2. Juli geht's weiter nach Lohals. Der Automat in Svendborg verweigert die Auszahlung unseres Guthabens auf der Hafenkarte. "Jeg kan ikke lese de Kort" oder so ähnlich erscheint auf dem Display. Erst wollte er gestern keinen meiner 3 angebotenen 20?-Scheine annehmen und ich mußte das Geld im Hafenbüro per Computer auf der Karte gutschreiben lassen. Anschließend wieder Hafenbürohilfe, weil die Waschmaschinenbeschreibung falsch war und 40 Kronen ohne Gegenleistung auf der Karte verschwunden waren und nun kennen sie mich schon im Hafenbüro und zahlen anstandslos die geforderten 115 Kronen aus. Leider mal wieder Perkins-Wetter, doch Sonne und blauer Himmel. Obgleich wir schon um halb zwei im Hafen ankommen, gibt es nur noch wenige Liegeplätze. Zudem ist der unsrige auch noch zu kurz und wir stecken den "Hintern" zwei Meter aus der Box. Aber ok. Jonas und ich aktivieren die Bordfahrräder und radeln zu "Super Brugsen", um Brot, Milch etc. einzukaufen. Anschließend noch Deck geschrubbt, das das mehr als nötig hat inzwischen. Aber in Dänemark wird es nicht gern gesehen, wenn man das Frischwasser zum Bootwaschen benutzt und auch wenn hier kein Verbotsschild steht, machen wir das ganz diskret.
Jonas hat bei einer Erkundungsfahrt mit dem Dinghi einen guten Badeplatz entdeckt und da Kirsten Navigation machen und Wasser auffüllen will, düsen wir allein los. Anschließend bin ich klatschnaß nach einer Wasserschlacht. Puh, bin ich gar nicht mehr gewohnt und früher kam ich auch entschieden besser aus dem brusthohen Wasser ins Schlauchboot zurück. Heute eher wie ein nasser Sack.
Nach Femö fahren wir am nächsten Morgen mal früher los. Wieder Superwetter aber wieder kein Wind. An der Insel Vejrö motoren wir vorbei, die sich mit 300(!) Kronen Hafengeld anpreist. 145 DEK auf Femö = 20 ? reichen vollends, finden wir. Trotz der frühen Ankunftszeit ist der Hafen schon ziemlich voll, aber wir finden noch in ein Loch, aus dem wir morgen früh sicher schwer wieder rauskommen werden. Da ist dann allerdings Kirsten der Skipper, ha! Jonas badet, lernt weiter Skatspielen und fährt Gummiboot. Gute Stimmung an Bord. Allmählich müssen wir allerdings eine Rückreisemöglichkeit für ihn finden, denn er will am 10. Juli wieder seinem Fußballverein zur Verfügung stehen. Wir denken an Trelleborg.
Das Mauseloch ist wirklich eine ziemliche Falle und wir machen erstmal einen Schlachtplan. Gottseidank ist Totenflaute, Jonas bringt mit dem Dinghi unsere längste Leine zu einem dänischen Boot, das uns gestern noch mehr Manövrierraum genommen hatte und mit dessen Skipper Hilfe und vor und zurück und jeder Mann an seinem Platz gelingt es, die "Pirol" in freies Wasser zu bugsieren. Noch ein kleines deutsches Boot, das ausgerechnet zur gleichen Zeit ablegt, beiseite gewedelt, dann sind wir wieder unterwegs. Dank Kirstens genauer Navigation kommen wir sicher durch den Ulvsund und die Koster Rinne nach Stege auf der Insel Mön. Sonne satt. Jonas, der so früh raus mußte heute morgen, kriegt die Erlaubnis, nochmal in die Koje zu kriechen und das läßt er sich nicht zweimal sagen. Aber zum Anlegen im Steger Nordhafen ist er wieder an Deck. Wir haben Glück, der Hafenmeister weist uns in eine gerade freiwerdende Box ein. Im Hafenbecken Dreck ohne Ende. Da möchte man nicht hineinfallen und wir balancieren besonders vorsichtig über den Bugspriet an Land.
Am Samstagnachmittag ist die sonst so bevölkerte hübsche Innenstadt tot. Nur "Super Brugsen" hat seine Tore geöffnet und wir können etwas Nachschub einkaufen. Doch auch der zweite Versuch, H-Milch in Dänemark zu erstehen, scheitert. Gibt's nicht.
Abends kommt Wind auf und der pfeift uns gleich so um die Ohren, daß wir die Kuchenbude aufbauen müssen, damit uns die Skatkarten nicht wegfliegen.
Am Morgen grauer Himmel, doch der Wind hat durchgestanden und läßt erst am späten Vormittag etwas nach. Darüber sind wir froh, denn wir müssen durch enges, flaches Fahrwasser, den Bögestrom. 2,40 m Solltiefe sollte die Rinne haben, also halten wir uns penibel genau an die Fahrwassertonnen. Trotzdem jagt uns das Lot mit Wassertiefen unter einem Meter einen Schrecken nach zwei anderen ein. Jonas fotografiert 70 cm und wir haben 1,80 m(!) Tiefgang. Das Lot reflektiert die Schwebstoffe, kennen wir von der Schlei und dem Harinxma-Kanal in Holland, wo uns das zum ersten Mal erschreckte. Die letzte Stunde nach Rödvig auf Seeland zieht uns dann unsere Genua. Endlich mal kein Motorenlärm und endlich mal wieder ein guter Liegeplatz an einer brandneuen Pier. Dann heißt es Aufklaren und - an die Karten. Jonas der Zocker! Abends gibt's Pizza und Hähnchen im Hafengrill.
Der 6. Juli beschert uns relativ schwachen Südwestwind. Genau das richtige, um unseren Blister "zu lüften". Seine 120 qm ziehen unsere 16 t mit 5-6 kn voran. Super. So eilen wir schnellfüßig durch die zwei breiten Seeschifffahrtsstraßen, die wir auf dem Weg nach Gislövsläge bei Trelleborg in Schweden queren müssen. Kirsten legt bei aufgefrischtem Wind einen guten Anleger hin, doch der Nachbarlieger pöbelt noch bevor wir überhaupt richtig festgemacht haben. Ausgerechnet ein Bremer, wohl ein notorischer Nörgler! Kriegt dann aber entsprechende Kommentare von uns und ist ruhig. Jonas hat sich entschlossen, die letzte Fähre um 23 Uhr nach Rostock zu nehmen, von wo er einen guten Bahnanschluß nach Bremen hat. So bringen wir ihn am Abend nach einer Henkersmahlzeit im vom Busfahrer empfohlenen guten Restaurant "Istanbul" zum Schiff und ziehen nun wieder zu zweit auf unser schwimmendes Zuhause. Wir beschließen, trotz günstigen Winden morgen einen Hafentag einzulegen und die kostenfreie Waschmaschine zu nutzen.
Das hat unser ekliger Nachbar schon vor uns getan und begrüßt uns, als er uns am Kaffeetisch im Cockpit entdeckt, mit einem lauten "Guten Morgen". Na, geht doch! Schöner Tag, Abstecher mit dem Bus nach Trelleborg, weil wir hier in Gislövsläge keine Euros tauschen können und dann im Cockpit die einlaufenden Boote beobachten. Es wird wieder voll im Hafen. Jonas simst aus der Heimat. Sie hat ihn sicher wieder. Tschüß. bis zum nächsten Logbucheintrag.

Donnerstag, Juli 02, 2009

21. - 28. 6. 2009 Schleswig/Wiking-Yachthafen bis Bagenkop auf Langeland/Dänemark


Sommeranfang. Endlich geht's los, nachdem wir noch auf den - dann doch falschen Druckwasserschalter - von Vetus gewartet haben. Der alte funktioniert noch und, sollte er in die Knie gehen, wird uns Fa. Julius das jetzt richtig bestellte Teil per Express nachsenden. Noch ist das Wetter nicht optimal, immer wieder dicke Regenschauer, aber wenigstens ist es windstill, als Kirsten uns rückwärts im engen Hafen der Schrader Marina/Borgwedel in das Kranbecken bugsiert. Sauberer Anleger! Morgen früh wird uns unser alter Freund Heiner, seines Zeichens "hier der Herrscher aller Reußen" zwecks Unterwasserreinigung von "Pirol" aus dem Schleiwasser kranen. Über und hinter uns klart es auf, Richtung Osten schwarze Wolken. Scheint, wir liegen im "Sommerloch". So wagen wir einen 20minütigen Spaziergang zum "Epinard", bekannt für eine exzellente Küche, aber wir begnügen uns mit einem auch sehr leckeren Apfelkuchen. Danach genieße ich - logbuchschreibend - die Abendsonne im Cockpit, während Kirsten in den "Keller" muß, Batterie ausbauen zum Wellenlager schmieren. Ja, ja, es geht gerecht zu an Bord der "Pirol".
Unser Freund Heiner kommt pünktlich um 10 Uhr und eine halbe Stunde später hängen wir im Kran an Land. Die Pocken halten sich in Grenzen und wir brauchen - unter Aufsicht der männlichen Hafenmitlieger - 3 Stunden für das Abkratzen der Pocken am Unterwasserschiff, der Schraube und den Einbau des neuen Bugstrahlpropellers, der effektiver als der alte arbeiten soll. Und schon geht's weiter bei schönstem Wetter nach Kappeln. Am einzigen für uns in Frage kommenden Steg außerhalb des engen Hafens liegt mal wieder ein "Zwerg" so, daß weder vor noch hinter ihm jemand festmachen kann. OK, gehen wir zurück zum Museumshafen. Fast super Anleger, haarscharf am ausladenden Bugspriet des Großseglers vorbei vergesse ich, daß wir auf dem Heck ja den glatt 3 m hohen Radarturm inklusive Antennen stehen haben. Gottseidank machen nur die Antennen eine tiefe Verbeugung - nichts passiert. Da schmecken später die berühmten "Spareribs" im "Alt Kappeln", kein Loch in der Bordkasse! Morgen früh erwarten wir Klaus Supa mit repariertem Außenborder für unser neues Schlauchboot. Sicher ein Highlight für meinen Enkel Jonas, der in Fehmarn einsteigen wird. Außerdem steht noch der Einbau eines Öldruckmessers für den Perkins an.
Herr Supa macht dann - wie erwartet - seinen Job super. Der Wetterbericht für Fehmarn ist ok und wir gehen am 24. 6. morgens um 7.45 Uhr mit nur einem weiteren "frühen Vogel" durch die Kappelner Brücke. Wolkenloser Himmel und N/NO Wind. Segel hoch schon in der Schlei und die gehen erst kurz vor der Fehmarn-Sundbrücke wieder runter, weil plötzlich Totenflaute herrscht. Die gefürchtete "Stille vor dem Sturm" stellt sich heraus. Ohne Vorwarnung bläst es plötzlich mit 5-6 Bft. von vorne und wir brauchen statt geplanter 8 jetzt 12 Stunden bis Burgtiefe. Ziemlich abgekämpft gönnen wir uns daraufhin unser Abendessen im Hafenkrug: Matjes mit Bratkartoffeln. Lecker! Morgen ist Ausschlafen angesagt.
Es bläst und bläst und bläst. Windwarnung . Böen bis 7 Bft. Wir nehmen ungefrühstückt den Bus nach Burg mit dem gleichen humorlosen unfreundlichen Fahrer vom letzten Jahr. Brötchen und Kaffee beim Bäcker ersetzen Frühstück und Mittagessen. Dann gucken wir noch kurz bei unserem Fehmaraner Freund Helmut rein und nehmen gerne eine Einladung für morgen Abend zum Grillen an.
Zum Sturm gesellt sich nun auch noch Dauerregen. Tochter Silja und Enkel Jonas melden sich 20 km vor Fehmarn. Sind von Bremen relativ gut durch die Dauerbaustellen gekommen. Jonas will ja einige Zeit mit uns segeln. Z.Zt. sieht es mehr nach Bootsurlaub am Steg in Burgtiefe aus. Keine Wetterbesserung in Sicht.
26.6.: Erst mal duschen im Hafenhaus. Von oben ist die Dusche z.Zt. zumindest eingestellt. Doch "Rasmus" hält durch! Wir freuen uns, daß wir nicht zu den Chartercrews gehören, die eine Woche Segeln gebucht und teuer bezahlt haben. Die wollen sie natürlich nicht im Hafen verbringen und legen trotz Windwarnungen bis 8 Bft. ab. Der Wetter-Trend für die nächsten Tage bleibt grauslich. Wir nutzen die Beweglichkeit durch Silja's Auto für einen Ausflug nach Heiligenhafen und genießen einen gemütlichen Grillabend bei Helmut und seiner Margrit. Anschließend noch Rummikab-Kampf unter der Kuchenbude im Cockpit. Auch Hafentage können schön sein. Silja hadert noch mit ihrem Schicksal: Eine Möwe hat ihr auf Handgelenk und Pulloverärmel geschissen, knapp neben ihr Backfisch-Brötchen!
Am Samstag heult es immer noch durch die Masten. Also keine Hektik an Bord. Silja holt Brötchen und es gibt wieder ein spätes Frühstück. Kirsten will am Schiff arbeiten "einer muß schließlich was tun" und wir machen uns auf zum Zentrum am Südstrand. Silja fängt sich den zweiten Möwenschiss ein, das entwickelt sich langsam zur Serie. Trotzdem amüsieren wir uns beim Flippern, Tisch-Minigolf etc. Etwas hat der Wind nachgelassen, aber wir haben wenig Hoffnung auf den morgigen Sonntag. Die Aussichten sind noch immer nicht rosig.
Sonntag, 28. Juni: Hurra, die Wetterprognose hat sich geändert. Schon heute: NO 2-4 Bft. Und wir düsen los! Silja zurück nach Osterholz-Scharmbeck und wir bei super Wind mit bis zu 8,3 kn nach Bagenkop. Beweis: Das Foto von unserem Plotter! Ab Mittag sogar Sonnenschein und wolkenloser Himmel. Jonas hat Spaß und hat keine Schwierigkeiten mit Seekrankheit o.ä. Einen Najad 361-Skipper beeindrucken wir offenbar so, daß er bei uns an der Pier vorbeikommt und kurz und knapp skandiert: "schönes Schiff, läuft ja gut!". Wir genießen das schöne Wetter im Cockpit und bringen Jonas das Skatspielen bei. Auch da ist er sehr gelehrig. Morgen evtl. Aeroskoebing auf Aero, nur 16 sm entfernt. Wir treten kürzer und "das ist auch gut so".

Freitag, Oktober 17, 2008

27. 8. bis 5.10.08 Gedser/Dänemark bis Wiking-Yachthafen/Schleswig

Schon wieder muß ich mit "sorry" beginnen, weil Ihr diesmal noch länger auf den Schlußbericht warten mußtet. Aber wenn man erstmal zu Hause ist, hat einen der Alltag wieder und "die Luft ist 'raus" sozusagen. Aber nun:

Der Wecker ist gestellt auf 6.40 Uhr, aber der Wind hat die ganze Nacht gepfiffen und der Regen prasselt seit Stunden auf's Dach. Also wenig verlockend - trotz der "nur" angesagten Bft. 5 - uns auf die Reise nach Warnemünde zu machen. Etliche Schiffe laufen dennoch aus, wohl weil es morgen eher schlechter werden soll. Der zweite Wetterbericht dieses Morgens bringt dann auch die Windwarnung und wir harren aus. Schauderhaftes Wetter den ganzen Tag gibt uns recht. Trotzdem laufen abends etliche Schiffe mit ziemlich abgekämpft aussehenden Besatzungen ein, Charter- und Familiencrews, denen die Zeit wegläuft. Das teure Internet funktioniert nicht, Kirsten investiert per Creditcard 60 Kronen, aber nach "Login" ist das Geld verbraucht. Hafenmeister zuckt die Schultern, "die dänische Telekom ist genauso schlecht wie die deutsche!". Abends kommt eine X-Yacht mit einer Einhand-SEGLERIN rein und legt einen super Anleger hin. Da gucken aber die umliegenden Segler - wir auch! Erst am Wochenende soll das Wetter besser werden, bis dahin rühren wir uns nicht vom Fleck.

Auf dem Steg treffen wir auf 2 Angler aus Warnemünde und amüsieren uns köstlich über den 70jährigen. Hier ist sein Stammplatz, den er regelmäßig mit der Fähre anläuft und wo er schon 150 Barsche an einem Tag fing. Was er denn mit so vielen Fischen macht? "Wissen Sie, ich lebe in einem 11geschossigen Haus mit überwiegend alleinstehenden armen Rentnerinnen und bis zum 9. Stock habe ich die meisten Fische verschenkt!" Ein einziges Mal war er in seinem Leben im Westen und das nach der Wende, um in Lübeck die 100 DM abzuholen. "Ich hatte ja noch nie eine Rolltreppe oder eine Glastür gesehen, die "von allein" auf und zu geht! 3 x bin ich die Treppe rauf und runter gefahren, bis meine Frau meinte: "die Leute gucken schon"!"

Am 29. endlich, kurz bevor wir einen Hafenkoller kriegen, NW-Wind. Hurra! Wir binden uns ein Reff ins Großsegel und ab geht die Post!
Leider trüben die übrig gebliebenen Wellenberge das Vergnügen erheblich. Aufregend ist es auch immer, den viel befahrene Kiel-Ostsee-Weg zu kreuzen. Ein dicker Pott bleibt auf Kollisionskurs und wir drehen vorsichtshalber bei, bis er durchgelaufen ist. Das "Beidrehen wollten wir immer schon üben und es wirklich so, wie in den Büchern beschrieben: Total ruhig in der rundherum rauen See. Endlich haben wir auch wieder Sonne und blauen Himmel. Da schreckt uns ein ohrenbetäubendes Pfeifen auf: Bilgenalarm! Das Seeventil im Bad vergessen zu schließen, eine hatte sich auf die andere verlassen! Über das Waschbecken war so Wasser in die Bilge gelaufen und die muß erstmal wieder trocken gelegt werden. Dann aber keine weiteren Vorkommnisse auf dem Weg nach Burgtiefe, wohin wir unseren Kurs bei der Windrichtung abgesetzt hatten. Abends nettes Zusammensein mit meinem alten Fehmaraner Freund Helmut, dem man seine 81 Jahre nicht abnimmt. Phänomenal, wie aktiv er noch ist.

Der nächste Tag bringt Totenflaute und den Sommer zurück. Perkins an und los geht's um 7 Uhr in der Früh nach Maasholm, das für das Wochenende fest in bayerischer Hand ist, Weißwurst, Haxen und Weizenbier! Auch die nächsten 2 Tage genießen wir nochmal den Sommer auf der Schlei in Kappeln im Museumshafen und den großen Fisch- und Flohmarkt, der dort jeden letzten Sonntag im Monat stattfindet. Doch am 2. September trübt es wieder ein und wir schaffen es nur knapp vor dem einsetzenden Nieselregen in unseren Heimathafen, wo Hafenmeister Klaus unsere einen an der gleichen Stelle in Empfang nimmt, wo er sie vor fast genau 3 Monaten losgeworfen hat.

Die Saison schließen wir dann endgültig ab mit dem gemeinsamen Club-Absegeln. Aber bei Flachwasser und drohender Regen lassen die meisten Clubkameraden ihre Boote im Hafen und fahren mit dem Auto nach Kappeln, wo in der "Fährschänke" eine fröhliche Runde auf eine wettermäßig hoffentlich bessere Segelsaison 2009 anstößt.

Also, bis dahin, im Logbuch der "Pirol" könnt Ihr das - wenn Ihr wollt - wieder mitverfolgen.

"Tschüß" sagen Christel und Kirsten

Montag, September 01, 2008

12. - 26. 8. 08 Kalmar/Schweden bis Gedser/Dänemark


Sorry, dass Ihr diesmal 14 Tage auf einen neuen Eintrag warten musstet, aber unser Airmail funktioniert nicht. Außerdem keinen Hafen seit einer Woche, wo ein drahtloses Internetnetz zur Verfügung steht. Erst jetzt hier in Gedser gibt es eins, allerdings 30 Kronen die halbe(!) Stunde. Deswegen bitte ich auch um Nachsicht, wenn ich keine e-mails beantworte. Die Zeit brauchen wir für die Wetterberichte, die wir aus dem Internet holen und für den Logbucheintrag. Und der kommt jetzt:

Morgens um 7 schlafen unsere Wohnmobilisten noch. Schönstes Wetter, still ruht die See. Daß wir hier gestern noch mit den Elementen gekämpft haben, ist kaum zu glauben. 6 Stunden motoren bis Kalmar! Auch hier ist die Segelsaison für die Schweden zu Ende, merkt man an den vielen freien Bojen, aber bis zum Abend füllen sie sich doch noch mit überwiegend deutschen Booten. Alte Bekannte trudeln ein, die "Manya", "Lady X", "TriXSieben" und auch die "Kipuka". Abends in der Sauna staunen wir nicht schlecht, als sich die Tür öffnet und ein finnisches Ehepaar fragt, ob es sich zu uns gesellen darf. Es sind die gleichen Finnen von der "Hamabee" aus Espoo, die auch im letzten Jahr die Saunatür öffneten mit der gleichen Frage. Zudem sind sie auch noch Freunde unserer finnischen Freunde von der "Atalanta". Die dürfen natürlich und es gibt ein großes Hallo. Auf der anderen Hafenseite liegt die "Wannabe" mit ex-Einhandsegler Rolf, der inzwischen seine Freundin Sabine an Bord hat. Leider hat er mit seinem Motor nur Ärger und Riesenprobleme gehabt und wird wahrscheinlich ohne Boot nach Hause fahren, weil er hier auf der Werft eine neue Maschine eingebaut bekommt. Die beiden kommen mit ihrer Horrorgeschichte und einer kleinen Flasche "Tallinn Vana" vorbei. Morgen sowieso mal wieder Hafentag, der Wind bläst kräftig aus Südwesten und er heult die ganze Nacht. Irgendwas klappert und lässt sich nicht lokalisieren. Am Ende liegen Kirsten und ich beide vor meinem Kleiderschrank, in dem eigentlich nichts klappern kann, aber da war das Geräusch am lautesten. War! 2 min. klappert nichts, bis eine Bö das Schiff rollen lässt! Unsichtbar hinter der Verschalung sind zig Alu- und Nirostangen verstaut, die bei Bewegung gegeneinander klacken. Der Wind soll weiter bis 7 Bft. blasen, seltene Einigkeit bei den verschiedenen Wetterstationen. Schwarze Wolken jagen über uns hinweg und auf allen Schiffen wird "umdekoriert", Leinen verstärkt, Ruckfender angebracht. Selbst die Russen von der "Cutty" aus St-.Petersburg und die Polen aus Danzig, die sonst bei jedem Wetter rausgehen, bleiben im Hafen. Kirsten backt Brot und ich freue mich schon auf den warmen Knust. Morgen soll es schwachwindig werden, was anderes kennt unser Wetter ja nicht mehr, viel Wind oder gar keiner. Also gar keiner, gehen um 6 Uhr auf die 54 sm lange Strecke nach Karlskrona. 11 Stunden durch den Kalmarsund und die südlichen schwedischen Schären. Wir wollen vorankommen, denn morgen soll der einzige Tag mit Nordwind sein. Da könnten wir dann über die für ihre Stürme berüchtigte Hanöbucht nach Simrishamn laufen. Noch einen abendlichen Spaziergang durch die Straßen Karlskrona's und wieder geht's am frühen Morgen über die Hanöbucht, 57 sm nach Simrishamn. Statt des angesagten moderaten Nordwest-Windes Totenflaute! Etwas Abwechselung bringt ein kleiner gelber spatzenähnlicher Vogel, der uns eine Stunde begleitet und die Mücken aus den reichlich vorhandenen Spinnennetzen pickt. Von allen Seiten streben die segelnden Zugvögel auf Simrishamn zu. Auch "Fortuna" meldet sich aus Utklippan und ist - wie immer - noch vor uns im Hafen. Aber das ist auch gut so, denn sie sorgen wieder für einen schönen Kaiplatz vor ihnen. Wir revanchieren uns mit einer Einladung zum Eis mit Rumtopf, vorzüglich angesetzt von Schmotte, Kirsten's Mutter. Auch René, der Holländer von der "UglyDuck" gesellt sich dazu und bringt uns das holländische Wort für solche köstlichen Naschereien bei: "Tutjes"! Einen Hafentag gönnen wir uns in Simrishamn, wo wir eigentlich schon jeden Stein kennen, durch die sturmbedingten Hafentage im letzten Jahr. Kirsten's PC muckt, irgendwas ist immer, außerdem geht auch der Autopilot nicht mehr. Müssen wir halt wieder etwas mehr per Hand steuern. Vom Atlantik droht das nächste Tief und bevor das da ist, wollen wir ein möglichst großes Stück der Heimat näher kommen. Die Navigation ist deutlich einfacher geworden seit wir aus den Schären raus sind, kommen mit einem Bruchteil von Wegepunkten jetzt aus. So reichen 3 bis zum 50 sm entfernten Gislövsläge bei Trelleborg. Morgens um 6 Uhr lohnt es nicht, Segel zu setzen. Erst als wir "um die Ecke" kommen, zieht die Genua etwas mit. Die Vorboten des nächsten Tiefs erreichen uns kurz vor dem Hafen. 5 Bft. aus Südwest und wir motoren mit 3,5 sm/h gegenan. Durch die Einfahrt geht es dann noch mal mit full speed, damit uns die Wellen nicht gegen die Mole drücken. "Fortuna" erwartet uns schon, jawohl, sie sind noch eine Stunde vor uns ausgelaufen! Auf dem Platz neben sich haben sie das grüne Schild auf "Rot" gestellt, für unsere Breite gibt es nämlich nicht allzu viele passende "Boxen" und da sind wir schon dankbar. Der nächste Tag bringt den Wind, den wir gestern haben sollten, aber keinen Nerv auf die nächste "Langstrecke". Also Hafentag und waschen, duschen und schnacken mit neuen Nachbarn, "Timpe Te's" mit Hartmut und Gesche aus Hamburg und "Radi's" mit Christa und Hartwig aus Hooksiel. Das ist das Nette an Hafentagen, man lernt eine Menge interessanter Leute kennen. Abends füllt sich der Hafen mit Schiffen, die gestern in Ystad Schluß gemacht haben und dort ganz schlecht gelegen haben. Der Hafen ist total offen gegen Wind aus Südwesten und sie sind die ganze Nacht "Fahrstuhl" gefahren. Alle warten jetzt auf guten Wind, der sie in Richtung Dänemark bläst, doch der scheint in weiter Ferne. Erstmal machen wir das beste draus, waschen unsere Fenderbezüge, deren ursprüngliche jeansblaue Farbe inzwischen vom Schwarz der Autoreifen in Fyrudden und dem Grün der algenbewachsenen Holzspundwand in Simrishamn überlagert worden ist und schließen uns Radi's an, die mit dem Bus nach Malmö zum dort stattfindenden Musikfestival wollen. Von Musik bekommen wir dann aber wenig mit, hauptsächlich Fressbuden etc. Die Innenstadt ansonsten sehr sehenswert, alte Fachwerkhäuser, hübsch restaurierte Giebel und eine große Fußgängerzone sind eine schöne Abwechselung zur Seefahrt. An Bord zurück scheint es uns, dass der Wind etwas abgenommen hat, doch in der Nacht nimmt er wieder kräftig zu und die Wettervorhersage von DP07, den wir seit Simrishamn wieder über UKW bekommen, hält die nächsten Starkwindvorhersagen für nahezu alle Seegebiete bereit. Wann wir aus diesem "Mauseloch" wieder herauskommen? Im Augenblick sieht es nach hier Überwintern aus!Ystad soll ein hübscher Ort sein, hat man uns gesagt und da das nur ca. 30 km östlich liegt, wollen wir uns dorthin mit dem Bus aufmachen. Tja, sagt der Kaufmann, bei dem wir uns mangels Touristeninformation erkundigen, nachdem er hilfsbereit im Internet nachgesehen und auch telefoniert hat, also die beste Verbindung ist es, mit dem Bus nach Trelleborg (4 km) zu fahren, dort in den Bus nach Malmö (3/4 Stunde nach Norden) umzusteigen und von Malmö dann mit der Eisenbahn nach Ystad! Tja, also, danke, da verzichten wir doch lieber! "Radi's", die um 11 Uhr den "Hafenkoller" kriegten und unbedingt raus mussten trotz starkem Südwestenwind gegenan, liegen wieder in ihrer Box: Motorversagen wegen verstopftem Dieselfilter. Hoffentlich haben sie sich nicht diese Bakterien eingefangen, die Diesel zu Gelee verarbeiten. Leider passt Kirsten's Ersatzfilter von der "Pirol" nicht, aber sie haben Glück, trotz Sonnabend kommt ein Mechaniker mit einem passenden Filter vorbei und wir hoffen mit ihnen, dass sie damit ohne Probleme bis nach Hooksiel kommen. Morgen, an meinem Geburtstag, oh Wunder, soll es schwachwindig sein, sagen alle verfügbaren Wetterfrösche und auch wenn dazu Regen kommen sollte, da wollen wir - wie auch "Fortuna's" die Chance nutzen, ein Stück weiter Richtung Heimat zu kommen.Seit 2 Uhr nachts regnet es ununterbrochen, aber es ist tatsächlich schwachwindig. 6 Uhr (!) und "Fortuna" ist schon wieder vor uns weg! Nach 2 Stunden Flaute brist es auf und es kommen die Sturmwarnungen. Wenn auch sonst die Wettervorhersagen nichts taugen, die Sturmwarnungen stimmen immer! Wir wechseln die große Genua in die kleinere und stärkere Kutterfock und ändern den Kurs. Gehen lieber westlich nach Rödvig mit halbem Wind, als südlich nach Klintholm auf Mön mit achterlichem Wind. Trotzdem, wir rollen und stampfen und müssen zu allem Übel auch noch zwei vielbefahrene Schiffahrtslinien kreuzen. Gut, dass wir Radar haben, denn die schnellen Fähren von und nach Trelleborg sind bei der schlechten Sicht kaum rechtzeitig auszumachen. Und es gießt und gießt und es brist und brist! Bis 8 Bft. misst unser Windmesser. Ne, watt'n Geburtstags"ritt"! Die letzten 5 sm überstehe ich nur mit einem "Geburtstags-Schnaps" (siehe Foto) und dann haben wir den rettenden Hafen erreicht, es ist schlagartig himmlisch ruhig und zwei freundliche Helfer nehmen trotz Regen unsere Leinen entgegen. Die Welt ist wieder in Ordnung. Nach dem Tag wollten wir uns eigentlich einen erholsamen Hafentag gönnen, aber der Wind weht mit freundlichen 3-4 Bft. aus Nordosten. Zum ersten Mal seit Wochen können wir mal wieder halbwegs vernünftig segeln mit Groß und Genua. Nur die Restwellen von gestern sorgen für einen kleinen Wermutstropfen. Wir "rollen" mit achterlichem Wind, allerdings mit 5-6 Knoten Klintholm entgegen. "Tote Hose" im Hafen, nur diverse deutsche und holländische "Heimkehrer" trudeln noch nach und nach aus allen Richtungen ein. Am 25. gibt es auch noch nicht den verdienten Hafentag, nur SW 3 Bft. und so schwach nur heute. Also "put the Hebel on the table", wenigstens 12 sm weiter nach Hesnaes, nehmen wir uns vor. Daraus werden 25 sm, denn es bleibt schwachwindig und wir ändern den Kurs nach Gedser in Dänemark. Leider erwischt uns beim Anlegen im Hafen der Wind und Regen aus der drohenden schwarzen Wolke und das Anlegemanöver misslingt gründlich. Gottseidank kriegt Kirsten wenigstens eine Vorleine fest und ich kann den Steven mit Hilfe einer langen Leine ranwinschen. ICH! 16 t Schiff! Jawohl! Die nächsten Anleger haben es einfacher, Wolke, Wind und Regen weg.Aber heute gibt es einen Hafentag, ziemlich viel Wind ist angesagt und die Ostsee hat viele weiße Schaumkronen. Wir machen es uns gemütlich und hoffen, die Wettervorhersage ändert sich für die nächsten Tage zum besseren. Gedser ist ein grässlicher Ort für Hafentage! Das "Zentrum" besteht aus der Kirche, einem "Brugsen"-Kaufmann und einer Tankstelle. Aus!

Dienstag, August 12, 2008

2. - 11. 8. 08 Öxelesund bis Mönsteras/Kalmarsund/Schweden


Am Morgen ist der Himmel grau, aber es ist trocken, so kommt unsere "Kuchenbude" gerade noch rechtzeitig ins Schiff, bevor der Landregen einsetzt. Wir legen trotzdem ab nach Öxelesund. Kirsten hat den Plotter wieder mit vielen Punkten gefüttert und so ist es kein Problem, durch die engen Fahrwasser zu navigieren. Man merkt, es ist Wochenende, viel Verkehr auf dem Wasser. Trotzdem kein Problem, im Hafen eine Boje zu ergattern. Liegt am Wetter, sagt der supernette Hafenmeister, sonst ist hier am Wochenende der Teufel los. Daher wird auch bis zum nächsten Jahr hier ein neuer großer Hafen entstehen mit 3 x so viel Liegeplätzen, Hotel, Restaurants etc.. Da wir die Betten neu beziehen wollen, kommt es uns entgegen, dass Waschmaschine und Trockner im Liegegeld von 20 € inbegriffen ist. Wir füttern Waschmaschine und Trockner bis 1 Uhr nachts, machen Navigation und genießen dazwischen die tolle Livemusik aus dem nahen Hafenrestaurant. Trotzdem geht's morgens um 8 Uhr weiter zum 35 sm entfernten Fyrudden. Wollen soviel Meilen wie möglich nach Süden machen, denn schon wieder ist ein Tief im Anmarsch. Spätestens übermorgen könnte es uns viel Wind bringen. Zum ersten Mal wagen wir es, mit "Voll Zeug" durch die Schären zu segeln. Allerdings ist die Freude nicht von Dauer: der Wind schläft ein und als er wieder auffrischt, kommt er direkt von vorne. Dann öffnen sich auch mal wieder die dicken schwarzen Wolken und wir beeilen uns, ins Ölzeug zu kommen. 15 Uhr fest in Fyrudden, allerdings nach Hin und Her, weil an unserem ersten Liegeplatz dicke Fender an der Pier hängen und Leinen an Land befestigt sind. Wohl ein fester Liegeplatz von irgendjemand. Dann aber legt ein schwedisches Boot vor uns ab und eine X-Yacht aus Missunde von der Schlei (!) verholt ein Stück, so dass wir alle Platz haben. Es stellt sich heraus, die Mutter von Barbara auf der "TriX 7" ist Schleswigerin und war eine gute Freundin meiner Schwiegermutter. Uwe und Barbara haben das gleiche Problem wie Horst und Bärbel, Bowdenzug gerissen. Sind von einem Schweden hier hereingeschleppt worden, der sich wunderte, warum sie rückwärts fuhren und sich nach einem evtl. Problem erkundigt hatte. Wetterprognose für morgen lässt uns einen Hafentag befürchten: Starkwindwarnung!

Die Starkwindwarnung hat sich zur Sturmwarnung ausgewachsen und der kommt. Steigert sich von Stunde zu Stunde bis 8 Bft. und "TriX 7" und wir liegen leider auf Legerwall wie in der Mausefalle, d.h. der Wind drückt uns mit Gewalt auf die Pier. Alle Fender plus Fenderbrett auf der Leeseite und gottseidank hängen an der Pier dicke Autoreifen, die wir sonst hassen, weil sie schwarze Streifen auf die Außenhaut bringen. "TriX 7" hat als Leichtgewicht natürlich nur Minifender und ist der Naturgewalt noch viel stärker ausgeliefert als wir mit unseren 16 Tonnen. Trotzdem, auch wir verstärken noch unsere Leinen. Hinter uns hüpft di X-Yacht1 1/2 m rauf und wieder runter, gar nicht anzusehen. Barbara ist sowieso ziemlich nervlich am Ende durch die Geschichte mit dem Bowdenzug und total seekrank. Wir holen sie zu uns an Bord und sie erholt sich etwas. Von da an sind wir so etwas wie ihr Strohhalm und besonders Kirsten ist so eine Art Rettungsanker, auf deren Rat sie jetzt mehr hört als auf ihren Uwe. Der "borgt" sich derweil die dicken Kugelfender vom Küstenwachen-Boot, das z.Zt. unbesetzt ist und das ist wohl auch die Rettung, sonst droht der Wind seine "X" an der Pier zu zerlegen. Bei uns zerlegt es durch das ewige Auf und Nieder eins der etwas unterdimensionierten Fenderbretter und macht die Fender nackig, die erst vor kurzem ihre "Kleider" angepasst bekommen haben. Nachts wird es dann um einiges ruhiger, aber noch gibt es keine Entwarnung. Barbara ist noch total aufgelöst, weil ihr Uwe unbedingt weiter nach Norden will, wo Freunde sie zu einer Schärenparty eingeladen haben. Hoffentlich wird er nicht demnächst zum Einhandsegler! Erstmal verholen wir aber beide Schiffe an die geschütztere Pier gegenüber und hoffen auf Morgen.

Wir können los, der Wind hat sich beruhigt und auch Barbara, die nun doch mit ihrem Uwe zur Schäreninsel aufbrechen will. Leider haben sich die Wellen von gestern noch nicht beruhigt, wo die Schären sich zur See hin öffnen rollen noch immer 2-m-"Bobbymatze" heran. Elende Schaukelei bis wir wieder zwischen den schützenden Felsenhaufen sind. Västervik's "Skeppsbrofjärden-Marina ist riesig und die Auswahl an Heckbojen groß. Aber der Hafenmeister dirigiert uns an eine Pier längsseits. Wir sind zu schwer! Vor 2 Tagen, höre ich später, als ich mich, wie mein Enkel zu sagen pflegte, wieder über die Pier "schnacke", haben sie hier etliche Segler "evakuiert", weil beim Sturm der ganze Schwimmsteg abzudriften drohte. Einen Hafentag wollen wir uns in diesem hübschen Touristenort gönnen, in dem wir die erste BILD seit langem kaufen können. Auch wenn es der teuerste Hafen seit langem ist mit 260 SEK oder 26 € und da tröstet es uns wenig, dass die Benutzung des hafeneigenen Freibades inklusive ist. "Notholmen" nebenan wäre 120 SEK billiger, aber sehr weit "vom Schuß". Wir sparen das Geld durch Kochen an Bord und gegenseitiges Haareschneiden wieder ein. Segeln trotzdem weiter zusammen, beschließen wir nach anschließendem Blick in den Spiegel. Müssen wohl weiter einsparen, der Wind diktiert noch einen weiteren Hafentag. Die "Flower" mit Eva und Jürgen, die wir hier nach Wochen wiedertrafen, sind morgens um 8 Uhr schon weg. Sie werden es bedauert haben, denn der Wind bläst zwei Stunden später schon mit Stärke 5 Bft. und in Böen auch noch stärker aus Süd, der Richtung, in die wir alle wollen. Wir erstehen hübschen Stoff mit Flaggen-Muster für Cockpit-Tischdecken und planen die Navigation für morgen. 39 Wegepunkte gibt Kirsten in den Plotter ein!

"Früher Vogel fängt den Wurm", haben wir uns wieder gesagt und den Wecker auf 5 Uhr gestellt. Doch der Regen prasselt auf's Dach. Der Wecker wird auf 6 und auf 8 gestellt: der Regen prasselt immer noch. Na gut, also noch einen teuren Tag dranhängen, geben wir uns geschlagen, doch um 9 Uhr ist der Regen durch, die "Sturmvogel" aus Berlin weg und der Däne gegenüber rüstet zum Ablegen. Wir folgen dem Herdentrieb und legen auch ab, trotz der schwarzen Wand in der Richtung, in die wir wollen, Oskarshamn. Richtige Entscheidung! Auch wenn nur Motoren angesagt ist, wenigstens löst sich die Wand auf und die Sonne setzt sich durch. "Ernemar", Oskarshamn Sporthafen vor der Stadt, hat die Saison schon hinter sich. Alles geschlossen, kein Hafenmeister in Sicht. Aber egal, wir wollen ja nur hier liegen und Strom und Wasser sind vorhanden. Hafenmeister kommt doch noch am Abend, 100 SEK kassieren, und ein Ehepaar mit Wohnmobil aus Gettorf in der Nähe von Schleswig, sagt zum zweiten Mal "Hallo", sie kamen schon in Västervik vorbei. Er war Chef der Kripo in Schleswig und ich bin mit seinem Nachfolger befreundet. Ja, ja, mal wieder kann man sagen, "die Welt ist ein Dorf". Wetterbericht deprimierend SW 4-6 Bft. und Regen!.

Der morgendliche Himmel begrüßt uns mal wieder "Grau in Grau" und es gießt in Strömen. Wir drehen uns noch mal um und sehen um 9 Uhr noch mal nach. Es hat aufgeklart und 2 deutsche und ein holländischer Segler sind schon weg. Das steckt natürlich an. 10 Uhr beschließen wir, Borgholm im Kalmarsund müsste zu schaffen sein, nur 28 sm, also bei angenommenen 5 sm/h ca. 5 Stunden. 3 Stunden wiegt uns der Wind in Sicherheit, können fast unseren Kurs anliegen und freuen uns, losgesegelt zu sein. Aber dann ... . Der Wind kommt spitzer und nimmt zu. Mit ihm auch die Wellen. Wir machen ein erstes Reff ins Großsegel und kreuzen mit Genua. Reicht nicht, schieben Lage und das bremst. Also kleinere Kutterfock statt Genua. Reicht auch nicht, 2. Reff ins Groß. Geturne für Kirsten und Angst im Herzen für mich am Steuer. Hätten wir bloß diesmal dem Wetterbericht geglaubt! Da wir einen ziemlich großen Winkel am Wind segeln müssen, bringt das Kreuzen uns unserem Ziel nicht allzu viel näher. Mit uns kämpft noch ein anderer deutscher Segler in Sichtweite. Probieren unter Land noch die Variante Groß und Maschine. 2,5 sm bei restlichen 11 sm gegenan zu ballern. Auch nichts, also Genua wieder hoch und auf die Kreuz. Es ist wirklich kein Vergnügen. Da sehen wir unseren Mitstreiter den Kurs wieder nördlicher setzen und da gibt es ja auf der Festlandseite den geschützten Hafen Mönsteras! Das machen wir auch, fallen ab und segeln mit angenehmerem Kurs dem Festland entgegen. Erholung pur bis auf eine so richtig miese, hinterhältige Monsterwelle, die uns kurz vor dem rettenden Land noch eine Breitseite verpasst und einsteigt, schräg von achtern bis in den Salon. Beim nächsten Mal müssen wir unbedingt die Einstiegsluke schließen! Aber wir haben Glück, die elektronischen Geräte und Computer auf dem Kartentisch verschont sie. Nur wir pitschnaß und eine Ecke vor dem Maschinenraum. Doch danach haben wir den Tonnenstrich erreicht und müssen uns nur noch auf die Bojen konzentrieren, was schwer genug ist mit regennasser Brille. Daneben sind nur 1,40 m Wassertiefe und wir wollen "kein Grundstück kaufen"! Unser Vorläufer ankert in einer ruhigen Bucht vor einem Waldstück, wir laufen 2 sm weiter in den Stadthafen von Mönsteras. Geschafft wie wir sind, ist morgen wieder Hafentag und da wollen wir gern die Annehmlichkeiten eines Hafens haben. Machen fest zwischen einem "Ein-Mann-U-Boot"!! und einem deutschen Segler aus Lübeck, der von Süden kommend die Anzeichen des Sturms erkannt hatte und schon mittags hier eingelaufen war. Mönsteras kostet 120 SEK = 12 € und auch hier wieder sind Waschmaschine- und Trocknerbenutzung inbegriffen. Das nutzen wir natürlich gern am nächsten Tag nach unserem Einkaufbummel durch die kleine, aber feine Ladenstraße. Daß draußen der Wind tobt, erfahren wir nur durch eine kleine dänische Crew, die mit Motorschaden statt nach Kalmar hierher abgebogen ist. Abends trudeln wieder unsere "Wohnmobilisten" im Hafen ein. Kirsten näht die Cockpit-Tischdecken und wir hoffen auf morgen oder ...? nach Kalmar. Das im nächsten Bericht.

Montag, August 04, 2008

24. 7. - 1. 8. 08 Jurmo/Finnland - Trosa/Schweden


35 sm bis zur Insel Jurmo. Wir sind früh dran, 7 Uhr, "Fortunas" sind früher und schon weg! Wunderschöne Schärenfahrt, macht uns langsam richtig Spaß und vielleicht wird das unser Ziel im nächsten Jahr. 160.000 Insel gibt es zu entdecken, wenn die meisten davon auch nur unbewohnte Steinhaufen sind. Jurmo, ein Naturhafen mit kleinem Kaufmann und Café-Terrasse, Räucherfisch, Plumsklo, Natur pur, ist ein beliebtes Ziel der Segler, also auch hier: "Früher Vogel fängt den Wurm"! Ab 17 Uhr ist es aussichtslos, einen Platz zu finden! Aussichtslos? Nicht für die Finnen! Man drängelt, schiebt und drückt und flutscht noch in die Lücke, die gar nicht da war. Am nächsten Morgen sind wir noch früher dran, 5 Uhr Aufstehen, 5.30 Uhr Ablegen. Wir sind nicht im Urlaub, wir sind auf der Flucht! Aber wir werden wieder belohnt mit einem strahlendblauen Himmel und einem leichten Nordwestwind. Da rollen wir doch unsere Genua aus und die zieht sehr schön mit. Hellsö auf der zu den Aaland-Inseln gehörenden Insel Kökar ist das eigentliche Ziel, aber wir landen in Sandvig, weil wir der "Fortuna" folgen, die die etwas versteckte Einfahrt von Hellsö verpasst hat. Auch hier Natur pur, auf dem Klippenstrand, einem riesigen glatten Felsen haben die Kinder Riesenspaß. Über einen angebauten Holzponton und eine Leiter geht es ab ins klare Schärenwasser. Wir kämpfen derweil mit der Waschmaschine. Ausgerechnet bei uns ist das Flusensieb verstopft und wer kann schon die finnische Bezeichnung für "Extraspülen" lesen. Heißt so was ähnliches wie "Hiihutuulu", weiß ich jetzt. Ablegen nach Mariehamn, der Hauptstadt der Aalands, 5.30 Uhr! Zum ersten Mal toppen wir "Fortunas". Zudem müssen sie auch noch 12 sm mehr fahren, weil sie zuviel Tiefgang für die Rinne von 1,80 m haben, durch die wir uns trauen. Wieder ein Traumtag. Wir allein im Inselmeer! Das ändert sich allerdings, je näher wir Mariehamn kommen. Zwei Riesenfähren der "Silja-Line" schieben sich vor uns in den Hafen. Einfahrt für eine Weile dicht, als sie zum Anlegen wenden müssen. Meinen Anleger muß ich 2 x wiederholen, bis Kirsten's Arme lang genug sind, um den Bojenhaken einzupieken. Dank unserer frühen Ankunft haben wir jetzt Zeit für einen Stadtbummel durch Mariehamn's Fußgängerzone. Ich versuche, zwei Eis mit je 2 Kugeln für uns zu bestellen und bekomme 2 Eis mit je 4 Kugeln. Auf meinen Protest, dass ich 2 Eis mit nur je 2 Kugeln haben will, wird mir ein Eisbecher wieder weggenommen. 2,5 Euro soll ich bezahlen. Ok, aber ich möchte die 4 Eiskugeln auf 2 Becher verteilt haben. Ok, macht sie, aber nun kostet es 3,5 Euro. Sitten sind das. Im Supermarkt kaufen wir ein klitzekleines Mini-Schwarzbrot und schauen nicht auf den Preis am Regal. Draußen sehen wir uns den Kassenzettel etwas näher an, weil mir jetzt 7 Euro für 1 Pampelmuse, 2 Äpfel und das Brot etwas hoch erscheint und - 3,65 Euro für 1/2 Pfund Brot! Am liebsten würden wir es zurückbringen und wenn das jetzt auch noch süß schmeckt! Meine übrigen finnischen Briefmarken kann ich auch nicht auf die Postkarten kleben, weil die Aalands zwar politisch zu Finnland gehören, aber eine schwedische Provinz sind mit schwedischer Amtsprache und eben auch eigenen Briefmarken. Aber ansonsten ist es schön hier und wir beschließen, einen Tag zu bleiben und mal wieder auszuschlafen. Mittags klopft es am Schiff. Unsere alten Clubkollegen Helga und Karl haben von der schwedischen Küste, wo sie mit ihrem Boot liegen, einen Ausflug per Fähre zu den Aalands gemacht und uns entdeckt. Ist auch nicht so besonders schwer, denn inzwischen wehen fast nur noch finnische und schwedische Flaggen. Vor den Schiffen der Finnen und Schweden stehen überall Eimer mit gefangenen "Schätzen", von Algen über Krebse bis heringsähnliche Fische, die Kinder sind den ganzen Tag mit ihren Catchern unterwegs oder schwimmen im Hafenbecken. Eine stabile Hochdrucklage machts's möglich. Am 28. trennen sich die Wege von "Pirol" und "Fortuna". Horst will unbedingt auf 5 Bft. Segel-Wind warten, der in den nächsten Tagen nicht zu erwarten ist und wir wollen uns mit 3-4 Bft. aus N/NW zufrieden geben. Hoffentlich kriegt er nicht 5 Bft. gegenan. Also machen wir uns um 6 Uhr morgens auf nach Gräddo an der schwedischen Ostküste. "Fortuna" schläft noch, aber etliche Großfähren sind schon im Anmarsch. Nach 3 Stunden können wir unseren Blister setzen und laufen 6-7 Knoten. Besser geht's nimmer. Wir sind so schnell, dass es in Gräddo noch kaum freie Liegeplätze gibt. "Sorry, Sie müssen wieder weg, die Plätze sind privat", heißt es am ersten Steg. Also drängeln wir uns auf der anderen Seite in eine kaum vorhandene Lücke. Aus Angst um ihre "Joghurtbecher" helfen wieder viele Hände beim Einfädeln und nach einer Stunde haben etliche Nachbarlieger abgelegt und es gibt Platz. Wir haben im Hafenhandbuch gelesen, dass es einen Bus ins größere Nortälje gibt, wo wir detailliertere Seekarten für die schwedischen Schären kaufen wollen. Als wir in den einsteigen wollen, verlangt die Fahrerin unsere Tickets, die wir eigentlich im Bus zu kaufen dachten. Nach großer Diskussion gibt sich die Busfahrerin geschlagen und wir dürfen unentgeltlich mitfahren. Ein Fahrgast klärt uns auf: Entweder kauft man an irgendeinem Kiosk oder so ein Ticket oder man bezahlt per Handy-SMS. Aha, deswegen zeigten so viele Passagiere ihr Handy vor. Aber wie das mit einem deutschen Handy gehen soll? Egal, das haben wir schon mal gespart. Ca. 5 Euro stellt sich später heraus, Kirsten wäre als "Seniorin" schon sehr billig gefahren. Die Fahrt lohnt sich nicht nur für die Seekarten, es ist auch eine sehr hübsche Hafenstadt. Die "Kunst auf dem Wasser" wäre auch eine Anregung für unsere jährliche Ausstellung "Kunst auf der Schlei". Wir beschließen, das Foto mit den herausragenden Beinen als Foto dieses Eintrags zu nehmen.Die Sonne bleibt uns treu. Am nächsten Morgen geht es weiter durch die Schären nach Vaxholm/Stockholm. Wir sind froh, dass wir ein Dach über dem Cockpit haben und so abwechselnd mal vor "Klärchen" fliehen können. Freuen uns wieder über einen leichten Schiebewind. Im Hauptfahrwasser Verkehr wie auf der Mönckebergstraße. Ein MS "Vierkant" nach zwei anderen kommt uns entgegen oder überholt. "Silja Line", "Wiking-Line", "Aida", "Tallink" oder wie sie auch immer heißen. Von der "Aida" winken die meisten zu unserer deutschen Flagge herunter. Wohl viele Landsleute mit ihr unterwegs. Um 4 Uhr nachmittags ist der Hafen noch oder schon gerammelt voll. Alle Bojen belegt und hinter uns lauern noch ein paar Ankommer. Da legt vor uns eine "Omega 34" ab und das "Loch" lassen wir uns nicht streitig machen. Da müssen die anderen warten! Der Hafen gefällt uns, aber es ist schon sehr unruhig. Fähren machen Schwell im Fünfminutentakt und Motorboote jagen rein und raus ohne Rücksicht. Für uns mit unseren 16 Tonnen nicht das Problem, aber neben uns tanzt so ein Kleiner wie ein Korken auf und ab, links, rechts, rauf und runter. Aber die Familie mit drei Kindern (wo schlafen die bloß alle?) trägt es mit Fassung. Wir billigen uns einen Ruhetag zu und machen einen Bummel durch die alte Festungsstadt. Die Burg schenken wir uns, davon haben wir beide schon eine ganze Menge gesehen. Immer noch heiß, kaum ein Lüftchen und über 30 Grad im Schatten. Wir spannen ein Sonnensegel übers Cockpit und installieren "Bobbele" die Windhutze, die vor der Luke auf und abtanzt wie Boris Becker vor dem Aufschlag des Gegners und jeden Windhauch einfängt. Wieder mal geht's um 6 Uhr los in der Früh. Vor uns liegen 35 sm mit mehreren Klappbrücken, die im geschlossenen Zustand eine Durchfahrt für uns mit unserem 16 m-Mast nicht zulassen und zwei Schleusen. Die Ostsee und der Mälarensee, durch den wir weiter Richtung Süden fahren, haben ca. 0,5 - 1,5 m Höhenunterschied. Wir genießen wieder die Fahrt durch die im Gegensatz zu den finnischen Schären bewaldeten Inseln mit tollen Häusern reicher Schweden, deren Boote am eigenen Steg und manchmal sogar in einem eigenen Hafen schaukeln. Wieder reger Verkehr, die Motorboote jagen kreuz und quer um uns herum und auch die Kreuzfahrtschiffe, Fähren und Frachter sind schon unterwegs. Manchmal direkt beängstigend zum Greifen nah. Södertalje ist nicht das, was wir dem Hafenhandbuch entnehmen konnten. Etwas verkommen, aber mit dem zweiten Liegeplatz können wir leben. Etwas vertrauenerweckender als der erste wacklige Holzsteg. Kirsten backt das zweite Brot dieser Reise mit der guten Aldi-Backmischung, da wir uns mit den Brotsorten hier von süß bis labbrig nicht anfreunden können. Doch plötzlich ein Knall - das Sicherheitsglas von der Backofentür ist geplatzt! Sowas gibt's doch gar nicht! Das Brot bleibt drin und wird zu Ende gebacken, entscheidet Kirsten und das ist auch gut so! Wird trotzdem hervorragend. Nachdem die Glasstücke aus dem Ofen geklaubt, gewischt und gesaugt sind, stellt sich heraus, die Tür hat noch eine zweite Scheibe, die heil geblieben ist. Trotzdem müssen wir mit dem Hersteller demnächst noch mal streitig verhandeln.Heute ist der 1. August und wir düsen weiter "heimwärts", wenn auch in kleinen Schritten. 9 Uhr Leinen los und wieder durch die wunderschöne Inselwelt der Stockholmer Schären und den Mälarensee nach Trosa. Können uns gar nicht stattsehen an den hübschen roten Holzhäusern und den prachtvollen Villen an den bewaldeten Hängen und dem Ufer links und rechts. Allerdings leben möchten wir beide dort nicht, uns wäre es wohl etwas zu einsam. Auch Trosa ist wieder gut belegt, am ersten Liegeplatz haben wir das Schild "reserviert für Ausflugsboote" übersehen, aber es gibt noch die eine oder andere freie Heckboje auf der anderen Seite der Pier. Kaum sind wir da fest, zieht hinter uns eine schwarze Wand auf und wir beeilen uns, unsere gute Kuchenbude aufzubauen. Gerade noch rechtzeitig, da bricht ein Unwetter mit Blitz, Donner und Wolkenbruch über uns herein. Ein paar Motorbootfahrer, die gerade hereinkommen, haben nicht soviel Glück, im Nullkommanix sind sie naß bis auf die Knochen. Na, wenigstens ist es nicht kalt. Wir haben für morgen eine Wettervorhersage: Umlaufend und schwachwindig. So geht's weiter durch die südlichen Stockholmer Schären nach Oxelösund. Während ich am Logbuch schreibe, macht Kirsten die Navigation. Weiß nicht, wer den besseren Job hat! Bis denne!

Donnerstag, Juli 24, 2008

12.-23.07.08 Arensburg/Estland bis Kasnäs/Finnland


Arensburg schreibt sich ohne "h", und die gleichnamige Burg besuchen wir heute, nachdem wir wegen Schietwetter lange ausgeschlafen und ausgiebig unter unserem wunderbaren neuen "Cockpit-Zelt" gefrühstückt haben, während der Regen auf unser Dach prasselt. Die Burg beherbergt diverse, ganz interessante Ausstellungen u.a. über die heimische Tierwelt mit präparierten Braunbären, Elchen etc. und auch über die wechselvolle militärische Geschichte von Ösel, in der ja auch die Deutschen immer wieder eine
Rolle gespielt haben. Abends läuft die "Scedro" ein, ein Einhandsegler von der Westküste, den wir seit Leba immer mal wieder trafen. Er leiht uns sein Beiboot, damit ich unseren Bojenhaken richtig in die Öse einhängen kann. Beim etwas hektischen Anlegen hatte ich das falsche Loch erwischt und da hätte sich beim Ablegen der Haken leicht verkanten können. Wir bedanken uns mit einem der letzten deutschen Biere und erfahren wieder eine abenteuerliche ostpreußische Lebensgeschichte, die er bis zur Flucht
mit Mutter, Tante und Opa unter russischer Besatzung erlebt hat. Am nächsten Morgen hilft Kirsten Horst bei der Vorbereitung für den Einbau eines neuen Bowdenzuges. Oskar, der hiesige Hafenmeister, hat einen Maschinenbau-Ingenieur von der Werft aktiviert, der bis morgen ein passendes Ersatzteil besorgen will. Anschließend großer Hausputz mit Putzen, Wischen, Wassertank auffüllen und großer Wäsche. Leider schleudert die Waschmaschine nur mit 800 Umdrehungen und so trocknet der Trockner und trocknet
und trocknet bis finnische Segelfrauen darauf bestehen, daß sie auch mal dran sind und unsere Wäsche noch feucht rausnehmen. Nach einem Besuch auf der "Kia Ora", einer anderen Yacht von der Schlei, packt Kirsten nachts um 12 alles wieder in den Trockner und da trocknet und trocknet und trocknet sie bis zum nächsten Morgen. Als wir sie um 9 Uhr abholen ist sie noch warm - aber trocken. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist katastrophal und wir beschließen, Tallinn per Boot zu streichen. Stattdessen
lassen wir die "Pirol" hier im sicheren Hafen unter Oskar's und "Fortuna's" Obhut und fliegen für 50 € mit einem 18-sitzigen Propeller-Flugzeug für 2 Tage dorthin. Eine gute Entscheidung, Heiki Lubi, ein von Bärbel und Horst empfohlener deutschsprechender Stadtführer, holt uns morgens vom Flughafen ab und wir bekommen neben einem günstigen Hotel direkt in der Innenstadt eine super 4stündige lebendige Führung durch die wunderbare Altstadt von Tallinn/Reval mit all seinen vielen Sehenswürdigkeiten.
Auch wenn danach die Füße rund sind vom Wandern über das für Segelschuhe äußerst ungeeignete Kopfsteinpflaster, es geht von der Unterstadt in die Oberstadt und wieder zurück, es hat sich wirklich gelohnt und auch das Wetter hat sich von seiner besten Seite gezeigt. Als wir am nächsten Morgen nochmal auf eigene Faust die besten Plätze ansehen wollen, hat Petrus es sich allerdings wieder anders überlegt: Es gießt in Strömen und Sturzbäche rauschen die Rinnsteine hinab. Wir hangeln uns von Souvenirshop
zu Souvenirshop und von Café zu Café und fliegen mit unserem "Cityhopper" am späten Nachmittag über den Wolken im Sonnenschein zurück nach Kuressaare/Arensburg. Neben uns liegen inzwischen Segler vom Hamburger Lufthansa-Club. Die Truppe zieht abends zuerst in einen Nachtclub und feiert dann bis morgens um 3 im Cockpit Party. Wir können uns das nicht leisten sondern stehen um 6 Uhr in der Früh auf für Virtsu, 45 sm entfernt auf dem estnischen Festland. Wie fast immer stimmt der Wetterbericht nur sehr
bedingt. Mehr Wind als angesagt und der schräg von achtern. Eine Stunde brauchen wir zum Ablegen, weil der Wind die "Pirol" immer wieder von der Heckboje wegdrückt und wir sie per Hand auch nicht zur Boje zurückziehen können. So bringen wir eine lange Leine nach Luv zum 10 m entfernten Nebenlieger, ein Partyfeierer schützt das Lufthansaboot mit einem Kugelfender vor uns und so hangeln wir uns Stück für Stück mit Motor- und Winschhilfe zurück, bis Haken und Leinen sicher gelöst werden können. Doch
die Anstrengung lohnt sich. 6 von 9 Stunden können wir segeln. Vor uns her zieht eine drohende schwarze Wand, die die "Fortuna" leider voll erwischt, die eine Stunde vor uns ausgelaufen ist. Dicke Böen und 3 Duschen stöhnt Bärbel, als wir im Schrotthafen Virtsu festmachen. Hafenliegegeld? 3 x dürft Ihr raten! Jawohl, 20 Euro! Ab jetzt muß die Navigation sehr sorgfältig gemacht werden, denn der Muhu-Sund ist ein tückisches Fahrwasser. Um 7.30 Uhr heißt es "nichts wie weg" hier und auf nach Dirhami
am finnischen Meerbusen. Die Fahrt durch die Schären ist gewöhnungsbedürftig. 20 m neben dem Boot nur noch 30 cm Tiefe nach 10 Meilen durch 14 m tiefes Wasser. Aber wir haben Glück mit dem Wind, ein schöner Segeltag mit nur wenigen Regengüssen und Windböen. Dirhami versöhnt uns fast mit den baltischen Häfen. 14 Euro Hafengeld und sehr schön gelegen. Wir bleiben 3 Tage und erkunden die Gegend mit dem Bord-Fahrrad. Am Strandkiosk serviert uns ein sehr gut Deutsch sprechender junger Este einen Kaffee.
Er studiert in Tallinn "Deutsche Philologie", sagt er. Was immer das auch ist?! Frage an Dich, Dieter? Jeden Abend füllt sich der Hafen. Holländer, Schweden, Deutsche, Finnen und ein Ami-Weltumsegler aus San-Francisco. Dirhami war unser östlichster Punkt mit dem Boot. Ab jetzt geht die Fahrt nur noch nach Westen. Mit uns laufen noch einige andere Boote am 21. 7. morgens um 6 in Richtung Hanko in Finnland. Laut Hafenhandbuch wird es ab frühem Nachmittag schwierig, noch eine freie Boje dort zu bekommen.
Wieder mal stimmt der Wetterbericht nicht, aber diesmal zu unseren Gunsten. Selbst mit einem Reff im Großsegel sausen wir mit zeitweise 7,5 kn der finnischen Küste entgegen. Viele Untiefentonnen machen die Einfahrt noch mal etwas aufregend, 40 m Wasser unterm Kiel und ein paar Meter weiter ragen die Rocks raus. Horst von der "Fortuna" winkt uns schon von weitem an eine freie Heckboje. Super! Einen Hafentag gönnen wir uns auch hier, schon um die im Hafengeld inbegriffene Sauna zu nutzen. Auch das
für uns etwas gewöhnungsbedürftig. Die Finninnen (Männer haben ihre eigene Sauna) kommen rein, hauen ein paar Kellen Wasser (ohne zu fragen) auf den Ofen und gehen nach 5 min. wieder raus und das wiederholt sich ein, zwei Mal. Duschen, Anziehen, weg sind sie. Da sind unsere Saunen doch mehr Erholung. Für die Weiterfahrt durch die finnischen Schären ist wieder sorgfältigste Kartenarbeit angesagt. Aber es ziehen sich die Boote wie Perlenketten durch die Fahrwasser und die sind zudem noch gut betonnt
und haben außerdem auch Richtbaken. So kommen wir ohne Probleme nach Kasnäs, außer "Fortuna" und "Pirol" keine weiteren deutschen Flaggen zu sehen. Nur noch ein Holländer, ein Norweger und ein paar Schweden. Der Hafen gefällt uns, hat Atmosphäre, aber allmählich müssen wir doch "ein Brikett mehr auflegen", der Weg nach Hause ist noch weit. Morgen gehts weiter nach Jurmo, weiter durch die Schären nach Westen.

Montag, Juli 14, 2008

26. 6. - 11. 7. 08 Leba/Polen bis Kuressaare/Ahrensburg/Estland


Der Wettergott hat ein Einsehen. Nicht viel Wind, aber es reicht für viele Stunden blistern (Blister=unser 120qm-Segel) bei Sonnenschein nach Wladyslawowo (ex Großendorf). Unser "Minensucher" hat tatsächlich den freien Platz neben sich gegen alle Anwärter verteidigt und nimmt unsere Leinen an. Peter und Ute, so heißen sie, laden uns abends auf ihre "Dinah" ein, um bei ihnen Fußball zu sehen. Den Sieg der deutschen Mannschaft können wir allerdings kaum verfolgen, denn sie reden uns in Grund und Boden, puh. Am nächsten Morgen entschließen wir uns, mit der "Fortuna", wegen der "guten Großwetterlage" die 107 sm nach Klaipeda in Angriff zu nehmen. Der "Minensucher" hat einen schlechteren polnischen Wetterbericht gehört, dem er mehr vertraut und deswegen bleibt er und mir gefällt der Himmel nicht, aber das Wetterfax überzeugt mich. Doch die Reise fängt nicht gut an, in der Ausfahrt liegt ein Bagger und um dem auszuweichen, gerate ich zu weit aus der Fahrrinne: Rums! Nichts passiert, nur Sand unter uns, aber großer Schreck. Nach 3 Stunden Fahrt kommt von Radio Gdansk die Starkwindwarnung und da kommen auch schon die schwarzen Fronten auf uns zugestürmt. Zwei Reffs haben wir schon vorsichtshalber wegen der Nachtfahrt im Großsegel und beeilen uns, den Motor anzuwerfen (falls ein Blitz die Elektrik zerstört) und die Genua zu bergen. Dann dreht der Wind von jetzt auf gleich von Südost auf Nordwest und wir laufen nur unter gerefftem Groß über 7 kn. Gleich zwei Gewitterfronten rollen so über uns hinweg. Der Nordwest bringt seine hohen Wellen mit und die treffen auf die alten aus Südwest. Kreuzsee! und ich werde seekrank. Kirsten ist wie immer fit - gottseidank - und schickt mich in die Koje. Ein Geschenk! Nach ein paar Stunden bin ich wieder einigermaßen hergestellt, aber ich darf bis 5 Uhr morgens in der Koje bleiben und dann kann Kirsten endlich Schlaf nachholen. Nach 22 Stunden sind wir dann um 11 Uhr morgens endlich in Klaipeda (ex Memel) in Litauen fest. Hier hat sich viel verändert, der alte Schloßgraben wird umgebaut und wir laufen in den provisorischen Yachthafen auf der Stadtseite ein, da ich den Yachthafen auf der Nehrungseite in schlechter Erinnerung habe: Schwell von den vorbeifahrenden Dampfern ohne Ende. Im "Provisorium" treffen wir wieder die alten Bekannten "Thor" und "Flower" etc., die schon 2 Tage hier sind und morgen weiter wollen. Wir sind zu müde, schlafen lange und fahren am nächsten Tag mit der Fähre "Kintai" auf die Nehrungsseite und sehen nach, wo die "Fortuna" geblieben ist. Aber keine deutsche Yacht im total verwahrlosten Hafen, sie waren wegen der Sturmwarnung umgedreht und nach Hel gelaufen. Hatte ihnen aber auch nichts genützt, die Gewitterfront war schneller. Zurück in Klaipeda sehen wir bei einem Stadtbummel, daß wohl schon einiges an EU-Geldern geflossen sein muß. Neue Straßen, Restaurantgasse und etliche hübsch restaurierte Häuser. Wir buchen einen Tisch im neuen Hafenrestaurant und hoffen vergeblich, dort den Sieg der Deutschen über Spanien am Bildschirm verfolgen zu können. Der Wetterbericht ist für die nächsten Tage nicht so dolle und wir machen das Beste draus. Unsere finnischen Nachbarn geben gute Tipps für die Weiterreise:
Die estnische Insel Kihnu, zu der mein Frank mit mir nie mehr fahren wollte, weil der Hafen total verrottet war, soll ein neues Gesicht haben, Haapsalu dicht, weil Stadt und privater Betreiber sich in den Haaren liegen und Tallinn soll nur noch halbe Anzahl Gastliegeplätze haben, weil inzwischen auch die Esten in größerer Zahl Schiffe besitzen. Na ja, Tallinn haben wir inzwischen durch unsere Verspätung fast "abgehakt", evtl. mit Bus oder Bahn dort hin, weil Kirsten noch nie da war. Wir überlegen sowieso, ob das nicht unsere letzte weite Reise ins Baltikum war, finden, die Wetterlage hat sich total negativ verändert und dazu auch die Hafenliegepreise, seit die Balten zur Europäischen Union gehören. Inzwischen zahlen wir bis auf außergewöhnliche Häfen in Deutschland dort inzwischen weniger. Am nächsten Morgen liegt auf der anderen Pierseite ein Riesen-Kreuzfahrtschiff, die "Jewel of the seas" und aus ihrem Bauch quellen Busladungen von Touristen, die das Kurische Haff erobern wollen. Wir machen währenddessen Frühsport mit unseren finnischen Nachbarn, weil sich der litauische Nachbar beim Ablegen in der Bojenleine des Nebenliegers verfangen hat. 10 Gäste an Bord und alle 0 Ahnung! DAS Foto für diesen Bericht, weil das Kreuzfahrtschiff nicht auf ein Foto passte. Nachmittags wedeln die "Berliner Jungs" von der "Silbermöwe" von Hela kommend ein. Wir wollen am nächsten Morgen früh los, stehen um 5 Uhr auf und sind sehr enttäuscht. Der Wind kommt nicht wie vorhergesagt aus West, sondern aus Nordwest und die vor uns liegenden 50 Seemeilen sind weder segelnd, weil Kreuzekurs, noch mit Motor gegenan zu schaffen, Wir verordnen uns also notgedrungen noch einen Hafentag und fahren - wie die Crew der Silbermöwe - mit dem Bus nach Nidden, was fest in deutscher Touristenhand ist. Dafür haben wir schönstes Wetter. Kirsten geht abends Liegegeld bezahlen, verweigert den Wucherpreis von 20 Euro, der Bosman holt sich Übersetzerhilfe vom Rettungskreuzer, dabei springt der neueste Wetterbericht raus, aber das Liegegeld bleibt bei 20 Euro. Kirsten hält weiterhin ihre 15 Euro hin und daraufhin wird der Hafenbetreiber telefonisch aktiviert, der mit seiner Harley Davidson anrauscht. Kirsten - stur - siegt. 15 Euro! Am nächsten Morgen geht es endlich los, wenn auch - weil schwachwindig - wieder unter Motor. Rollerei durch Dampferwellen, aber keine Kreuzsee. Mir geht es sehr gut, Kochen, Lesen, Bridgespielen und Mittagsschlaf halten - nacheinander natürlich!
19 Uhr fest in Liepaja (ex Libau). Der nette Hafenmanager Karlis empfängt uns mit den Worten: "Ihr Freund erwartet Sie schon sehnsüchtigst. Er hat schon 7 x angerufen und war 2 x hier!" Unser Igor, den wir ja etwas finanziell unterstützen und für den wir wieder etliche Kleidersäcke im Vorschiff mitschleppen, hat mich wohl mißverstanden. Er hat vom Segeln keine Ahnung und glaubte, uns müßte etwas zugestoßen sein. Auch Liepaja hat EU-Gelder verbaut und reiche russische, aber auch lettische Millionäre haben investiert. Ein 5-Sterne-Hotel, Steakhaus, Restaurants, alles vom Feinsten, ziert die Hafenmeile. Aber dann bricht das lettische Fontänen-Festival über uns herein und leider müssen wir - wie auch die inzwischen eingelaufenenen "Manya", "Kipuka" und "Fortuna" - den Lärm des Wetters wegen 3 Tage lang ertragen. Es ist die Hölle, Hölle, Hölle!! Egal, wie weit der Liegeplatz entfernt ist, es dröhnen die Bässe bis morgens um 3 Uhr. Es macht regelrecht agressiv! So sind wir froh, daß die Wetterprognose von Karlis am nächsten Tag günstig ist für Pavilosta (Paulshafen). Alle flüchten am nächsten Morgen, zuerst schönes Segeln, aber dann wird der Wind spitzer und nimmt auch noch zu. Außerdem kommt er aus der Richtung, die für ein Einlaufen in Pavilosta gefährlich werden kann, NNW bis 6! Wir drehen um, kein Risiko und das macht auch die "Silbermöwe". Im Vorhafen nimmt uns die lettische Border Control in Empfang - mit Blaulicht - aber sie meinen es nett, wollen uns zum Yachthafen escortieren, der nicht so einfach zu finden ist. Unser "Silbermöwen"-Skipper Karl-Heinz hat eine neue Crew seit Klaipeda, statt "Hasi" und Carsten (über "Hasi" kann ich mich immer noch nicht beruhigen, der Name paßte wie "Knüppel auf Kopf" bei dem großen Kerl) sind jetzt Peter und Klaus an Bord. "Mein Hase" mußte zurück nach Berlin! Krieg immer noch Lachanfälle. Aber die jetzige Crew sind herrliche Typen. "Laubenpieper" aus Spandau. Wir lachen uns kringelig, besonders über Peter, der 14jährig aus Ostberlin "weggefahren" ist, nicht "getürmt", darauf besteht er, weil er einfach seinen Paß genommen hat und nach Hamburg gefahren ist. Dort hat er dann erstmal als Schiffsjunge angefangen, irgendwann noch Tischler gelernt und ist wieder in Berlin gelandet. Lebensläufe gibt das!
Wir leihen uns ein paar leere Kanister für Diesel, weil wir jetzt gemerkt haben, auch uns ist im Winter beim Schlei-Segel-Club Diesel geklaut worden. Das haben wir jetzt beim Füllen des Tagestanks bemerkt. In Pavilosta gibt es eine Boots-Tankstelle und da werden wir dann endlich feststellen können, wieviel Diesel insgesamt in unseren Tank paßt. Das war von dem Vorbesitzer nicht zu erfahren und läßt sich auch nicht messen, weil es keine Tankanzeige gibt. 400 l stellt sich da heraus, also ca. 100l sind weg! Während des Tankens, das sich wegen Schwierigkeiten mit Kirstens Credit-Karten hinzieht, laufen die ersten Bekannten, wie "Manya", "Kipuka", "Fortuna" etc. wieder aus nach Ventspils (ex Windau). Auch die "Wannabe", die wir mit dem Einhandsegler Rolf schon in Leba trafen, liegt hier. Er hat einen kaputten Zylinderkopf und wartet seit einer Woche auf Ersatz aus Deutschland. Als wir endlich an die Pier kommen, sind die gerade freigewordenen Plätze wieder belegt, aber "Fortuna" liegt wieder da und an der gehen wir längsseits. Bärbel hat den Großbaum auf den Kopf gekriegt, furchtbar geblutet und da hat sich Daiga, die lettische Lebensgefährtin von Wolfgang, eines Deutschen,der hier lebt, mit ihr nach Liepaja aufgemacht zum dortigen Hospital, denn sowas gibt es in diesem Dorf nicht. Horst ist in großer Sorge natürlich, von Gehirnerschütterung bis Schädelbruch alles drin. Gottseidank kommt nach 2 Stunden Entwarnung. Beide Frauen wieder da, Bärbel hat großes Glück gehabt und ist mit einem Stich davongekommen. Horst holt die Sektreserve aus der Backskiste und wir feiern ihren Geburtstag. Morgens laufen alle Vögel wieder aus und wir bekommen unseren eigenen Pierplatz. Heute ist Sauna angesagt im Hafenhaus und abends sind wir im neuen Haus von Wolfgang und Daiga zum Barbecue eingeladen, so warten wir noch mit dem Besuch meiner/unserer Freunde hier, Haralds und Rita, bis morgen. Der Abend wird eine rauschende Party, Fleischspieße, Wein und "Rigas Balzam" (ein Kräuterschnaps) bis zum Abwinken. Rolf trinkt nur ganz wenig und chauffiert uns mit Daiga's Auto zurück zum Hafen. Am späten Vormittag überraschen wir dann Haralds und Rita. Rita arbeitet im Bikini (mit 76 Jahren noch gut anzusehen) im großen Garten. "Mein Gartenarchitekt" sagt Haralds liebevoll. Natürlich müssen wir wieder "bißchen Essen, bißchen Trinken". "Trinken Wodka und singen "Wolga, Wolga" ist Haralds Lieblingsschnack. Dann ziehen wir wieder zurück auf die "Pirol" mit Salat und Erdbeeren und Blumenkohl und Dill und Zwiebeln und, und, und ...! Die beiden kommen dann abends auf Kartoffelsalat mit Würstchen. Und wir werden nochmal reichlich beschenkt mit Erdbeeren, Blumen, selbstgemachten Wein und 2 Flaschen "Rigas Balzam". Man kann die Letten nicht toppen, dagegen finden wir unsere Geschenktasche mit Wein, Schokolade und einem großen Glas von "Schmottes" (Kirsten's Mutter) Rumtopf fast nicht erwähnenswert. Als die beiden nach Hause gehen sind wir beide direkt ein bißchen wehmütig. Ob man sich nochmal wiedersieht? Davon bringt uns dann die Truppe vom letzten Abend wieder ab, der "Rigas Balzam" und einige weitere Getränke schrumpfen. Obgleich es 2 Uhr nachts wird legen wir mit "Fortuna" um 8.30 Uhr ab und laufen nach Ventspils. Hier kassiert man inzwischen zu den 14 Lats (20 Euro) noch 2 Lats pro Person. So langsam ufert das aus. Kirsten muß wieder ran und erreicht mit "wir sind nur 10 m lang und überall kosten 2 Mann oder Frauen Besatzung nichts extra", daß das Liegegeld auf 10 Lats schmilzt. In Zukunft muß sie immer ran. Wir verabreden uns mit "Fortuna", morgen um 6 Uhr Ablegen nach Kuressaare/Ahrensburg/Estland und das klappt. Schöner Segeltag mit Blister und Genua und wenig motoren. Die letzte Meile heißt es nochmal "Luft anhalten". Links und rechts gehen die Möwen zu Fuß. Kirsten hält die Zunge gerade und steuert nach meinem Kommando, denn die Richtbaken voraus sind nur durch's Fernglas zu erkennen. Auch Anlegen ist noch mal schwierig, Wind schräg von achtern läßt die "Pirol" abtreiben, aber mit Hilfe von Hafenmeister und anderen sind wir bald gut fest an der Pier. "Fortuna" hatte da größere Probleme, beim Anlegen riß der Bowdenzug und nur weil an Land schon Helfer parat stehen und Bärbel super reagiert und einen Aufschießer macht, gibt es keine größeren Schäden. Nach einem Rotwein bei Bärbel und Horst mit anderen Nachbarn fallen wir müde in die Koje. Ausgeschlafen erkunden wir dann Kuressaare/Ahrensburg und machen einen Stadtbummel und essen leckere Pfannkuchen, die es hier für wenig Geld in allen Variationen gibt. Kirsten macht Ölwechsel, ich schreibe Logbuch (nach Inge's Mahnung. Du hast ja recht!) und wir planen, ein, zwei, drei Tage hierzubleiben. Es gibt viel zu sehen, angefangen bei der beeindruckenden Ahrensburg bis hin zu den einladenden Kunstgewerbegeschäften der hübschen Innenstadt. Liegegebühren allerdings auch hier: 300 EestiKrona oder 20 Euro. Scheint inzwischen Standard zu sein. Mal sehen. Wir werden berichten.