Montag, August 03, 2009

22. - 31. 7. 09 Karlskrona bis Simrishamn


Am Morgen des 22. gibt es kein Halten mehr. Schon ab 6 Uhr morgens brummen die Motoren und rattern die Bugstrahlruder. Wir haben uns mit unseren Polen auf 8Uhr Ablegen verständigt und nach kurzem Drängeln klappt das auch. Sonne und Flaute bedeutet: 28 sm motoren bis Kristianopel im Kalmarsund. Ein idyllischer Hafen mit einem netten Hafenmeister, der allerdings keinen Zweifel läßt, wo der ankommende Segler festzumachen hat. Uns dirigiert er längsseits an die Pier, wo wir auch beim letzten Mal gut gelegen haben und nimmt sogar unsere Leinen an. Ein Privileg, das wir bei keinem nach uns beobachten können. Auch nicht bei der "Joshua", die nachmittags mit unseren ex-Clubkollegen Astrid und Jürgen aus Kalmar kommt. Begrüßungswein dort, abendlicher Plausch bei uns. Bei der Großwetterlage, die für unabsehbare Zeit überwiegend West/Südwestwinde verspricht, entschließen wir uns, daß dies unser nördlichster Hafen sein soll und so legen wir am nächsten Morgen ab. Allerdings braucht es seine Zeit, bis alle Schweden, die uns inzwischen "eingemauert" haben, den Weg freimachen und wir uns auf den Weg nach Torhamn in den südlichen Schären begeben können. Natürlich wieder mit Perkins, aber zeitweise zieht wenigstens die Genua mit. Torhamn ist ein winziger Hafen mit wenigen Plätzen für Gastlieger und wir müssen uns mit einem Plätzchen an "Molly" aus Lippe in Ostholstein gleich neben der Einfahrt begnügen, in die unser Bugspriet auch noch ein ganzes Stück hineinragt. Wir installieren zur Vorsicht erstmal eine rote Flagge und eine Ankerlampe mit Sensor, die sich bei Dunkelheit selbst erhellt. Jaha, die "Pirol" ist ausgerüstet für fast "alle Fälle"! Vor uns quetscht sich noch ein Holländer "Flying Arrow" in die Lücke, in die wir nicht gepaßt haben und die auch für ihn eigentlich zu knapp ist, dirigiert von einem schwedischen Motorbootfahrer, der darin "no problem" sieht. Dabei fährt er in unsere Achterleine, die wir noch schnell lösen können, aber dadurch wird plötzlich unser Stromkabel stramm. "No problem" sieht anders aus. Das sieht dann auch unser Schwede am Morgen ein, denn durch die 90° Winddrehung drückt es den Holländer plötzlich bedrohlich auf sein Motorboot. Er zieht es vor, abzulegen und dadurch bekommen wir alle ein paar Meter Luft. Ein unangenehmer Schwell steht inzwischen in den Hafen und wir verlegen alle noch ein paar Leinen mehr an Land. Des einen Leid, des anderen Freud': nebenan sind die Surfer und Kitesurfer in ihrem Element.
Auch morgen soll es weiter blasen, bis 7 Bft, aber wenigstens auf NW drehen. Scheint, wir kriegen mal wieder ein paar Hafentage. Auch "Molly" aus Lippe macht keine Anstalten, obgleich sie noch Richtung Stockholm nach Norden wollen. "Flying Arrow" legt ab nach Karlskrona. Wir bleiben und haben einen vergnügten Abend mit der "Molly"-Crew Brigitte, Hans und Peter, die nicht in Lippe sondern in Lütjenburg bei Kiel wohnt. "Molly" verläßt uns aber am nächsten Morgen und es braucht seine Zeit, alle Leinen, mit denen wir an "Molly" und an Land hängen, umzudekorieren. Weiter Westwetterlage für die nächsten Tage, langsam deprimierend. Wir kämpfen kurz, ob wir nach Utklippan im Süden oder evtl. durch die Schären zurück nach Karlskrona laufen sollen. Aber 5 Bft. aus Westen sind nicht besonders verlockend. Am Nachmittag läuft die kleine Fähre in den Hafen, offenbar hat ein Passagier einen Herzinfarkt erlitten. Rettungswagen und Ambulanz sind zur Stelle und versuchen lange, ihn mit Herzmassage wiederzubeleben. Nicht nur wir sind noch stundenlang betroffen und mitgenommen.
Abends kommt ein schwedisches Boot mit einem englischen Ehepaar, das in Karlskrona lebt, herein. Sturmfahrt von Grönhögen auf der anderen Seite des Kalmarsund. Ihr reicht es total und sie ist froh, fast zu Hause zu sein. Immer noch heult es aus Westen durch die Masten und wir hoffen auf den nächsten Morgen.
Es bleibt bei Westwind, aber er ist mäßig und wir motoren mal wieder gegenan bis Karlskrona. Langsam kriegt man wirklich die Krise. Die Engländer mit schwedischer Flagge motoren vor uns her. Ich kann ihr nachfühlen: "nice to be home again". Unter der 18 m hohen Brücke zwischen den Inseln Senoren und Möcklö zieht man unwillkürlich den Kopf ein (siehe Foto). In Karlskrona trudelt die "Krusenstern" mit Dörte und Peter Kruse, auch ex-Clubkollegen, ein. Sie haben schon die "Ostsee rund" hinter sich, sind aber auch seit Anfang Mai unterwegs. Wir machen das Beste aus dem Tag, gehen ins Internet-Café, tauschen Geld. waschen und backen Brot. Morgen hoffentlich weiter nach Hanö.
Aus Hanö wird Utklippan, kurz entschlossen und das war eine gute Idee. Endlich mal wieder SEGELN! Allerdings muß es kurz vorm Hafen nochmal ordentlich aufbrisen und wir entschließen uns, durch die östliche Einfahrt von Lee einzulaufen. Bis dahin schaukelt es uns aber noch ordentlich durch. Bis jetzt ist viel Platz, doch am Abend ist es wie jeden Tag im Sommer, jeder bekommt seinen "Anlieger" oder auch zwei. Wir haben zwei! Utklippan ist schon sehr interessant, ein sicherer Hafen in der oft "tosenden" Hanöbucht. Aber man muß auf diesem Steinhaufen nicht unbedingt mehrere Tage verbringen. Es gibt weder Strom, noch Wasser, noch eine Dusche - nur ein Plumpsklo! Wir sind froh, daß der nächste Tag günstigen Wind für Hanö verspricht. Inzwischen wollen wir - wie etliche - nach Bornholm als weiteres Ziel und versuchen, so weit wie möglich nach Westen zu kommen, um einen günstigen Winkel zu bekommen.
Heureka! Der Wind treibt uns - zumindest die Hälfte der 50 sm - unter SEGEL nicht nach Hanö sondern sogar bis in den Hafen von Simrishamn. Auch wenn es morgen schon wieder eine Sturmwarnung gibt, von hier sind es nur ca. 25 sm bis nach Allinge auf Bornholm. Auch "Krusenstern" liegt in Simrishamn. Sie hatten sich gestern nach Hanö gekämpft. Kein Vergnügen! Am 30. läuft kurz vor dem Wolkenbruch auch "Smilla" mit Roger und Britta ein. Langsam ist der Hafen fest in "Schleswiger Hand". Alle sind aber der Meinung: der 31. ist mal wieder ein Hafentag, Windwarnungen ohne Ende. Wir sind noch gut dran in der Südlichen Ostsee. Im Kattegat kachelt es bis 10 Bft. Simrishamn ist ja auch gar nicht so schlecht. Schließlich haben wir im letzten Jahr hier schon einmal 5 Tage abgewettert! Bis die Tage!