Dienstag, Juli 14, 2009

29. 6. - 7. 7. 2009 Marstal/Insel Aerö/Dänemark bis Gislövsläge/Schweden



Der Tag fängt gut an! Jonas taucht die teure Alfi-Niro-Thermoskanne mit Glaseinsatz in das schon wassergefüllte Spülbecken, statt sie in dem 2. leeren Becken nur auszuspülen. Will retten was zu retten ist, dreht die Außenhülle auf, um innen trockenzureiben, die Glasinnenkanne stürzt raus auf eine Kante und - detoniert!!! Chaos an Bord! 100000 Stückchen, Brösel, Körner Glas - im Umkreis von 2 m. Bedeutet: Der Salon ist übersät mit Glitzer. 2 Stunden Aufräumaktion, dann können wir ablegen nach Marstal. Schöner Segelwind. Jonas steuert - und das schon erstaunlich gut. Noch sind die Liegeplätze zum Aussuchen und bei dem Wetter werden das neue Gummiboot und der überholte Außenborder aktiviert. Begeisterung bei Jonas, doch er kommt paddelnd wieder zurück. Motor läuft, aber kein Gang mehr einzulegen. Wahrscheinlich Steinberührung, diagnostiziert unser Experten-Nachbar, der Messingstift im Propeller gebrochen, die Sollbruchstelle. Im Zubehörset des Mariner-Außenborders befindet sich dann auch ein Ersatzstift und Jonas lernt, wie man den aus- und wieder einbaut. In einer nahen kleinen Metallwerkstatt lassen wir uns gleich 5 Ersatzstifte drehen, vorsichtshalber und laden unseren Einhandsegler-Nachbarn zum Dank auf einen Rotwein ein.
Der nächste Morgen vergeht mit Stadtbummel und Eisessen, mittags motoren wir - mangels Wind - durch das enge Fahrwasser bis nach Svendborg. Schwieriger Anleger, weil starker Strom quer zur Box steht, aber alles geht gut. Jonas düst gleich wieder mit dem Schlauchboot los. Das Wetter ist bombig.
Kein Lüftchen weht am nächsten Morgen. Gewitterstimmung. Wir beschließen, einen Wasch- und Einkaufstag einzulegen. Jonas braucht dringend ein Paar Bootsschuhe und "Udsalg" mit guten Preisen verhelfen ihm gleich zu 2 Paaren. Dann stärken wir uns mit Hotdogs und Fladenbrot, beides fast nur in der Dusche zu essen.
Bei der abendlichen Hafenrundfahrt mit dem Schlauchboot bricht wieder der Messingstift und Jonas muß gegen dicken Strom zurückrudern, weil wieder kein Gang einzulegen ist. Wie gut wir haben Reserve und Jonas hat bei Nachbar Lehmann gut aufgepaßt. Abend gerettet. Davon profitiert Nachbarhund Jeldes. Der liebt Bootfahren, aber ohne Motor. So bekommt er eine gepaddelte Hafentour.
Jonas zweitliebste Beschäftigung ist inzwischen das Skatspielen. Auch beim Zocken wird er immer besser. Kommt ganz nach der Oma!
Am 2. Juli geht's weiter nach Lohals. Der Automat in Svendborg verweigert die Auszahlung unseres Guthabens auf der Hafenkarte. "Jeg kan ikke lese de Kort" oder so ähnlich erscheint auf dem Display. Erst wollte er gestern keinen meiner 3 angebotenen 20?-Scheine annehmen und ich mußte das Geld im Hafenbüro per Computer auf der Karte gutschreiben lassen. Anschließend wieder Hafenbürohilfe, weil die Waschmaschinenbeschreibung falsch war und 40 Kronen ohne Gegenleistung auf der Karte verschwunden waren und nun kennen sie mich schon im Hafenbüro und zahlen anstandslos die geforderten 115 Kronen aus. Leider mal wieder Perkins-Wetter, doch Sonne und blauer Himmel. Obgleich wir schon um halb zwei im Hafen ankommen, gibt es nur noch wenige Liegeplätze. Zudem ist der unsrige auch noch zu kurz und wir stecken den "Hintern" zwei Meter aus der Box. Aber ok. Jonas und ich aktivieren die Bordfahrräder und radeln zu "Super Brugsen", um Brot, Milch etc. einzukaufen. Anschließend noch Deck geschrubbt, das das mehr als nötig hat inzwischen. Aber in Dänemark wird es nicht gern gesehen, wenn man das Frischwasser zum Bootwaschen benutzt und auch wenn hier kein Verbotsschild steht, machen wir das ganz diskret.
Jonas hat bei einer Erkundungsfahrt mit dem Dinghi einen guten Badeplatz entdeckt und da Kirsten Navigation machen und Wasser auffüllen will, düsen wir allein los. Anschließend bin ich klatschnaß nach einer Wasserschlacht. Puh, bin ich gar nicht mehr gewohnt und früher kam ich auch entschieden besser aus dem brusthohen Wasser ins Schlauchboot zurück. Heute eher wie ein nasser Sack.
Nach Femö fahren wir am nächsten Morgen mal früher los. Wieder Superwetter aber wieder kein Wind. An der Insel Vejrö motoren wir vorbei, die sich mit 300(!) Kronen Hafengeld anpreist. 145 DEK auf Femö = 20 ? reichen vollends, finden wir. Trotz der frühen Ankunftszeit ist der Hafen schon ziemlich voll, aber wir finden noch in ein Loch, aus dem wir morgen früh sicher schwer wieder rauskommen werden. Da ist dann allerdings Kirsten der Skipper, ha! Jonas badet, lernt weiter Skatspielen und fährt Gummiboot. Gute Stimmung an Bord. Allmählich müssen wir allerdings eine Rückreisemöglichkeit für ihn finden, denn er will am 10. Juli wieder seinem Fußballverein zur Verfügung stehen. Wir denken an Trelleborg.
Das Mauseloch ist wirklich eine ziemliche Falle und wir machen erstmal einen Schlachtplan. Gottseidank ist Totenflaute, Jonas bringt mit dem Dinghi unsere längste Leine zu einem dänischen Boot, das uns gestern noch mehr Manövrierraum genommen hatte und mit dessen Skipper Hilfe und vor und zurück und jeder Mann an seinem Platz gelingt es, die "Pirol" in freies Wasser zu bugsieren. Noch ein kleines deutsches Boot, das ausgerechnet zur gleichen Zeit ablegt, beiseite gewedelt, dann sind wir wieder unterwegs. Dank Kirstens genauer Navigation kommen wir sicher durch den Ulvsund und die Koster Rinne nach Stege auf der Insel Mön. Sonne satt. Jonas, der so früh raus mußte heute morgen, kriegt die Erlaubnis, nochmal in die Koje zu kriechen und das läßt er sich nicht zweimal sagen. Aber zum Anlegen im Steger Nordhafen ist er wieder an Deck. Wir haben Glück, der Hafenmeister weist uns in eine gerade freiwerdende Box ein. Im Hafenbecken Dreck ohne Ende. Da möchte man nicht hineinfallen und wir balancieren besonders vorsichtig über den Bugspriet an Land.
Am Samstagnachmittag ist die sonst so bevölkerte hübsche Innenstadt tot. Nur "Super Brugsen" hat seine Tore geöffnet und wir können etwas Nachschub einkaufen. Doch auch der zweite Versuch, H-Milch in Dänemark zu erstehen, scheitert. Gibt's nicht.
Abends kommt Wind auf und der pfeift uns gleich so um die Ohren, daß wir die Kuchenbude aufbauen müssen, damit uns die Skatkarten nicht wegfliegen.
Am Morgen grauer Himmel, doch der Wind hat durchgestanden und läßt erst am späten Vormittag etwas nach. Darüber sind wir froh, denn wir müssen durch enges, flaches Fahrwasser, den Bögestrom. 2,40 m Solltiefe sollte die Rinne haben, also halten wir uns penibel genau an die Fahrwassertonnen. Trotzdem jagt uns das Lot mit Wassertiefen unter einem Meter einen Schrecken nach zwei anderen ein. Jonas fotografiert 70 cm und wir haben 1,80 m(!) Tiefgang. Das Lot reflektiert die Schwebstoffe, kennen wir von der Schlei und dem Harinxma-Kanal in Holland, wo uns das zum ersten Mal erschreckte. Die letzte Stunde nach Rödvig auf Seeland zieht uns dann unsere Genua. Endlich mal kein Motorenlärm und endlich mal wieder ein guter Liegeplatz an einer brandneuen Pier. Dann heißt es Aufklaren und - an die Karten. Jonas der Zocker! Abends gibt's Pizza und Hähnchen im Hafengrill.
Der 6. Juli beschert uns relativ schwachen Südwestwind. Genau das richtige, um unseren Blister "zu lüften". Seine 120 qm ziehen unsere 16 t mit 5-6 kn voran. Super. So eilen wir schnellfüßig durch die zwei breiten Seeschifffahrtsstraßen, die wir auf dem Weg nach Gislövsläge bei Trelleborg in Schweden queren müssen. Kirsten legt bei aufgefrischtem Wind einen guten Anleger hin, doch der Nachbarlieger pöbelt noch bevor wir überhaupt richtig festgemacht haben. Ausgerechnet ein Bremer, wohl ein notorischer Nörgler! Kriegt dann aber entsprechende Kommentare von uns und ist ruhig. Jonas hat sich entschlossen, die letzte Fähre um 23 Uhr nach Rostock zu nehmen, von wo er einen guten Bahnanschluß nach Bremen hat. So bringen wir ihn am Abend nach einer Henkersmahlzeit im vom Busfahrer empfohlenen guten Restaurant "Istanbul" zum Schiff und ziehen nun wieder zu zweit auf unser schwimmendes Zuhause. Wir beschließen, trotz günstigen Winden morgen einen Hafentag einzulegen und die kostenfreie Waschmaschine zu nutzen.
Das hat unser ekliger Nachbar schon vor uns getan und begrüßt uns, als er uns am Kaffeetisch im Cockpit entdeckt, mit einem lauten "Guten Morgen". Na, geht doch! Schöner Tag, Abstecher mit dem Bus nach Trelleborg, weil wir hier in Gislövsläge keine Euros tauschen können und dann im Cockpit die einlaufenden Boote beobachten. Es wird wieder voll im Hafen. Jonas simst aus der Heimat. Sie hat ihn sicher wieder. Tschüß. bis zum nächsten Logbucheintrag.