Donnerstag, August 24, 2006

Neues Logbuch

Hallo!

Seit heute habe ich das Logbuch auf eine neue Plattform umgestellt. Dieses hat gegenüber dem alten Logbuch folgende Vorteile:
  • Hinzufügen neuer Einträge ist für mich einfacher geworden
  • Einträge können kommentiert werden
  • verbessertes Design
  • beim Ausdrucken des Logbuches wird dieses automatisch in ein druckfreundliches Format umgewandelt (Einfach mal im Browser auf "Druckvorschau")
  • neue Einträge werden an ein Mailingliste versendet. Jeder kann sich mit einer leeren eMail an sy-pirol-subscribe@googlegroups.com bei diese Mailingliste anmelden
  • die Einträge sind nun nach Monaten sortiert und so etwas übersichtlicher
Noch sind nicht alle alten Einträge übernommen. Da dies sehr aufwendig ist, werde ich dies nach und nach erledigen.

Bei weiteren Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen freue ich mich über eine eMail an: logbuch@imnetz.de.

Und nun viel Spass beim Lesen...

Ole

Dienstag, August 22, 2006

13.-21.08.06 Swinemünde/Polen bis Rostock


Noch ist es sehr schwachwindig und es lohnt nicht, für nur 18 sm die Segel zu lüften. Zum ersten Mal bei meinen zahlreichen Besuchen von Swinemünde brauchen wir nicht an der schrottigen und meistens sehr unruhigen Einklarierungspier festmachen. Der Beamte winkt uns durch. Es geschehen noch Zeichen und Wunder! Diesmal laufen wir schnurstracks in den neuen Yachthafen. Der Hafenmeister ist eine Pfeife, im wahrsten Sinne des Wortes. Obgleich zig Liegeplätze vorhanden sind, zerrt er uns am Steg zurück, bis die Achterleine fast zur Spring wird. Angeblich braucht er viel Platz für abends zurückkehrende Regattaboote. Wir haben das "riesige" Regattafeld draußen vor der Küste gesehen, so etwa 15 Boote! Nichtsdestotrotz bläst er bei jedem einlaufenden Boot in seine Trillerpfeife, um es an einen ihm genehmeren LIegeplatz zu dirigieren. Erhören tut ihn zu unserer Freude nur ein Segler aus Ückermünde, alle anderen ignorieren ihn. Einer antwortet sogar auf einen Zuruf vom Steg, daß der Hafenmeister nach ihm pfeife, "ich höre grundsätzlich keine Pfeife und "diese Pfeife" schon gar nicht. DIE kenne ich schon länger."Die Wettervorhersage 5-6 Bft. zunehmend 7 und in der westlichen Ostsee sogar in Böen 8. Der sind wir ja schon ziemlich nahe und: ob die weiß, wo ihre Grenze verläuft? Also warten wir im schützenden Hafen ab. Mit uns wartet das ältere Ehepaar von der "Thetis", die wir vor Wochen schon in Leba trafen. Er bringt uns Fotos von der "Pirol" auslaufend Leba vorbei und berichtet von seinem vergeblichen Versuch, trotz Visum nach Königsberg zu gelangen. Wurden von den Russen stundenlang vor Pillau zum Abwarten gezwungen, weil gerade irgendein Manöver stattfand. So sind sie umgedreht, zurück nach Leba gefahren und haben dort 4 Wochen Sommerurlaub verbracht. Na toll! Irgendjemand hatte uns auf dieser Reise erzählt, "die Russen sind gar nicht mehr so schlimm"! In der netten Hafenkneipe gibt's abends ein Hafenkonzert. Super, mit verschiedenen Künstlern, von Sänger mit Gitarre über Shanty-Chor bis 7-köpfige Band. Gut, die kommen zum Schluß, denn mit ihren Verstärkern sind die für ältere Damen wie uns um ein paar Dezibel zu hoch, so daß wir uns den Rest draußen auf dem Vorplatz anhören. Wir liegen hier wie in Abraham's Schoß und auf der Ostsee kachelt es weiterhin. Am 3. Tag wollen wir aber endlich weiter und Kirsten fragt in Ückermünde im Peenestrom an, wie dort die Wetterlage ist. So um 3-4 Bft., ist die Auskunft und so entschließen wir uns durch das geschützte Binnengewässer - wenn auch mit Umwegen - der Heimat näher zu kommen. Diesmal müssen wir allerdings zum Ausklarieren wieder an unsere ungeliebte Pier, aber der Beamte kommt zum Boot und macht es kurz. Mit einigen Stettiner Regatta-Teilnehmern motoren wir danach durch die wunderschöne "Kaiserfahrt", am Ufer flankiert von zahlreichen Fischreihern, und zeigen uns im Stettiner Haff nochmal dem polnischen Grenzkontrollboot, dann hat uns Deutschland wieder. Allerdings empfängt uns das mit dickem Prasselregen und mehr Wind als versprochen. Aber der bleibt draußen vor der Ücker und im Stadthafen 1,5km flußaufwärts liegt man total ruhig. Ein kleines Problem für unsere Fender ist allerdings die hohle Kaimauer, sie sind zu dünn und so binden wir 3 zu einem dicken zusammen, um "Pirol's" Außenhaut zu schützen. Den nächsten Regenguß wettern wir unter dem schützenden Zeltdach von "Rosi's Fischimbiß" ab bei leckerem Backfisch mit Bratkartoffeln. 7 Uhr am Morgen geht's weiter zum 40 sm und 2 Klappbrücken entfernten Kröslin gegenüber von Peenemünde. Kein Hafenmeister - kein Liegegeld!Wagen uns durch die vielen Stellnetze im Haff, die bis zu 300 m lang sind und fast bis zur Oberfläche reichen. Eine echte Herausforderung, die volle Konzentration braucht. Die Brückenöffnungszeit von Zecherin hat sich geändert, sehen wir eine Meile entfernt. Sie ist geöffnet. Also "put the Hebel on the table" und auf einen netten Brückenwärter hoffen. Er ist nett. So sollten wir auch die frühere Wolgaster Brückenöffnung schaffen. Das teilweise enge Fahrwasser bereitet immer wieder Herzklopfen, wenn das Lot am Fahrwasserrand unter 2 m fällt. Etwas schneller klopft es auch, als plötzlich ein Schlauchboot der Grenzpolizei auf uns zuhält. "Nein, wir haben in Ückermünde nicht einklariert! Vergessen!" Na gut oder eher nicht gut! Nach strengem Blick dürfen wir weiter nach Kröslin laufen. Schöner großzügiger Hafen mit bequemen breiten Boxen, Waschmaschinen, Trocknern und sauberen Sanitäranlagen. Wir nutzen alles, unsere Schmutzwäsche-Tasche quillt inzwischen fast über. Nach einem Blick auf die Angebotstafel des exklusiven Hafen-Italieners essen wir Spaghetti mit Tomatensoße und Schinken an Bord aus unseren Beständen: 0 ? statt 7,50 ? und das obendrein noch ohne Schinken. Tanken am nächsten Morgen können wir leider nicht aus Bordbeständen, der Liter Diesel kostet stolze 1,48 ? plus eine halbe Flasche Spüli, weil Kirsten den Tank bis zum Stehkragen füllt und ein kleiner Schmatz sich über die Entlüftung zu einem großen schillernden See ums Boot verteilt. "Was, nur 2 Frauen an Bord?" fragt der Tankwart, als kein Mann auftaucht, um ihm den Schlauch abzunehmen. "Gar keine Angst abends auf dem großen Boot ohne Mann?" Ne, höchstens vor Männern? Nicht, daß sie UNS klauen könnten! Unser Kuhfuß ist noch nicht verstaut!Null Wind, Sonne satt. Leider haben wir uns nicht nach den Öffnungszeiten der Ziegelgrabenbrücke in Stralsund erkundigt, weil wir im Hafen von Neuhof davor bleiben wollten. Nun haben wir uns umentschieden für Barhöft am nördlichen Ausgang des Strelasundes und sind 3 Stunden zu früh.Eine Stunde vor Barhöft, wo links und rechts vom engen Tonnenstrich die Möwen zu Fuß gehen, gönnen wir uns noch ein paar Meilen unter Genua. Aber das übt, die Tonnen vorn und hinten in Linie zu halten. Der Hafen ist rappelvoll, aber an der Tankstelle legt eine "Najad" ab und wir an, weil wir auf dem Weg nach Warnemünde sein wollen, bevor sie morgens öffnet. Noch bevor wir richtig fest sind, fallen angriffslustige Mückenschwärme aus der sumpfigen Umgebung über uns her. Sogar Kirsten wird attackiert, die neben mir sonst Ruhe hat. Das erste Mal auf dieser Reise kommt der gute Mückenspray "OFF" zum Einsatz und die Quälgeister biegen kurz vor dem Aufsetzen angewidert ab. Drinnen kommt unser Mückenvertilger an die Steckdose und bei der Kartenarbeit für morgen fallen halbtote Mücken reihenweise nieder. Gut so! Nur eine tote Mücke ist eine gute Mücke!Der nächste Tag fängt sehr schön an: kein Hafenmeister kassiert Liegegeld und der Wettergott beschert uns das beste Segelwetter der ganzen Reise. Südost um 3 Bft., Sonne, 25°C. Wir können 8 (!) Stunden am Stück "Blistern" bis Warnemünde. Da lohnt sich doch der Aufwand des Auspackens und wir werden auch immer schneller und besser. Das gesparte Liegegeld nehmen uns dann die "Strandräuber" vom Hafen "Hohe Düne" ab: 23? plus Wassergeld ab 20 l, plus Duschgeld, plus Fährticket zum Ort auf der anderen Warnowseite. So kommt man locker auf 30 ?.Kein Wunder, daß kaum Boote im Hafen liegen. Auch die Restaurantpreise sind heftig: Hering "Hausfrauenart" mit Bratkartoffeln 9,95?. Wenn nicht gerade ein Wolkenbruch niederginge, sollten wir wieder zum Nulltarif an Bord essen. Noch reichlich Konserven in der Backskiste.Eine Nacht hier reicht, morgen geht es weiter nach Rostock, um meinen Enkel für ca. 1 Woche aufzunehmen, bevor in Niedersachsen die Schulferien zu Ende gehen. In der Innenstadt in Rostock ist reges Treiben. Ein großer Kunsthandwerkermarkt um den großen Springbrunnen lädt nicht nur zum Schauen ein, Kirsten kann einem wunderschönen Porzellanclown nicht widerstehen. Mitten auf dem Platz spielt ein Pianist unter einem Sonnenschirm auf einem Flügel(!) und ein kleiner alter Mann mit Strohhut und einer Marionette auf der Schulter mit Händen und Füßen Quetsche und Trommel. Kirsten muß für einen Notartermin nach Mülheim und da ich für meinen Claas inzwischen etwas zum Zeitvertreib brauche, machen wir schon mal das Beiboot klar. Leider sagt der wegen plötzlich "null Bock mehr auf Segeln" einfach ab. Wir sind ganz schön sauer. Nicht nur, daß wir extra für ihn wegen eines durchgehenden IC-Zuges von Bremen nach hier in Rostock sind, auch seine Koje ist vorbereitet, Betten bezogen etc. Am meisten aber enttäuscht mich die Unzuverlässigkeit. Sehr traurig. Statt ihn also von der Bahn abzuholen, gönnen Kirsten und ich uns ein reichhaltiges Brunch im "Wittespeicher". Daraufhin müssen wir uns zu Fuß auf den längeren Marsch zum Bahnhof begeben, um Kirstens Fahrkarte zu kaufen. Man sollte doch aufhören, wenn es am besten schmeckt!Im Hafen sind wir schon wieder bekannt, wie ein bunter Hund. Der Hafenmeister kommt zum Kasieren mit "Schönen Abend, die Damen", obwohl nur ich an Deck zu sehen bin und 2 Dauerlieger von gegenüber kommen auf den wackligen Schwimmsteg, um zu erkunden, wieso nur 2 Frauen auf diesem Boot sind. Die Hafenpreise bewegen sich wieder in akzeptabler Höhe: 13? inkl. Wasser und Strom.Montag fährt Kirsten los und ich mache mich auf ins Internetcafé, um einen Bericht für die Homepage zu schreiben. Unser Bildschirm ist nach wie vor dunkel. Am Abend bekomme ich noch Besuch an Bord. Ein Vater organisiert eine Schnitzeljagd für seine Kinder und deren Freunde, die gerade ihre Schule gewechselt haben und bittet mich, mitzuspielen. Tu ich ja gerne und die Kinder sind eine halbe Stunde später ganz begeistert, als sie die "Pirol" gefunden haben und zur Schiffsbesichtigung noch eine große Dose "Haribo" on top kriegen. Sie kommen sogar nach dem Abendessen im Hafenrestaurant nochmal vorbei, um sich zu verabschieden.Den Dienstag verbummele ich in der Stadt und im Internetcafé und bestelle abends in der "KOGGE" am Hafen einen Tisch für morgen. Da ist nämlich mein Geburtstag.

Montag, August 21, 2006

07.08.-12.08.06 Allinge/Bornholm/Dänemark - Dievenow/Polen


Unsere Schweden waren gestern abend einige Stunden verschwunden, so daß wir schon dachten, sie hätten sich für eine ruhige Nacht ein Hotelzimmer genommen. Aber sie hatten sich wohl nur Mut angetrunken und den brauchten sie sicher, um auf ihr bockendes Boot zu gehen. Noch ist der Hafen dicht und wir nehmen den Rundbus, um Bornholm zu erkunden mit seinen interessanten Rundkirchen, den weißen Schornsteinen der Fisch-Räucheröfen und den idyllischen kleinen Häfen. Als wir abends etwas erschöpft zurückkommen hat der Hafenmeister das verklemmte Tor nach einstündigem Arbeitseinsatz geöffnet und unsere verrückten Schweden haben sich schnellstens an ein ruhiges Plätzchen im Innenhafen verholt. Wir laufen erst am nächsten Morgen nach Nexö im Süden von Bornholm, um möglichst kurze Distanz für den Weg nach Kolberg zu schaffen, unserem nächsten Ziel in Polen. Noch stehen eklige kurze Wellen, aber wir können wenigstens 2 Stunden unseren Blister setzen. Fast alle Pierplätze in Nexö sind mit kleinen Booten besetzt, so bietet sich für uns nur ein großer polnischer Segler zum Anlehnen an. Der Zweimaster-Oldtimer aus Kappeln wagt sich noch hinter uns in den engen Hafen, aber für ihn findet sich kein passendes Plätzchen, er muß wohl oder übel in den Fischereihafen. An uns macht aber noch ein kleiner Segler fest. Das Ehepaar hat 10 Stunden Schleuderkurs gegen den Wind von Saßnitz auf Rügen hierher hinter sich und keinen Nerv mehr, sich ein anderes Plätzchen zu suchen. Selbst die Aussicht, morgen um 5 Uhr aufstehen zu müssen, weil wir früh nach Kolberg aufbrechen wollen, nehmen sie in Kauf.Und wahrhaftig stehen sie parat. Wir sind nicht die einzigen frühen Vögel, die losziehen, auch die Rügen-Fahrer haben eine weite Reise vor sich. Kein Hafenmeister hat sich uns gezeigt, also freuen wir uns über eine Gratis-Nacht. Aber das und die aufgehende Sonne sind die einzigen Freuden. Statt angesagtem Nordostwind der Stärke 4-5, schwaches Lüftchen aus Südost. Also mal wieder motoren und schaukeln in der Restwelle. Erst nach 6 Stunden hat der Wettergott ein Einsehen und beschert uns den perfekten Segelwind für die restlichen Stunden bis Kolberg. Wojtek, unser Hafenbetreiber-Freund, hat einen guten Platz für uns reserviert, weit weg vom Fort und der darin befindlichen Fischräucherei, die die Boote auf der anderen Seite einqualmt. Jola und Wiktoria, Wojteks Frau und Tochter, kommen uns auch begrüßen und so verschieben wir das Deckschrubben auf den späten Abend. Der Sand von Utklippan, Simrishamn, Allinge und Nexö muß endlich runter.Am nächsten Abend haben wir unsere Freunde zur Party an Bord, auch Chris, einen Elektronik- und Schiffsmotorenmechaniker, den ich von früher gut kenne. Er sagt, er kennt einen hervorragenden Elektroniker, der unseren schwarzen PC-Bildschirm wieder erhellen kann. Aber dafür müssen wir morgen noch bleiben. Tun wir auch - und darüber freuen wir uns mittags wie ein Stint, denn als wir mit Jola im Hotel Skanpol Kaffeetrinken, öffnen sich die Himmelsschleusen und als wir dort auch noch zum Mittagessen bleiben, gießt es wie aus Eimern. Dabei bleibt es - mit kurzen Atemzügen - bis zum Abend. Leider hat der Experte den Bildschirm nicht erhellen können, also 4 Stunden unbezahlte Arbeit zu bejammern, berichtet Chris, der heute unerwartet die Steuerfahndung im Hause hatte und auch nicht gerade glücklich ist. Tja, es gibt Tage ...Unsere deutschen Nachbarn, die eine Leine an uns fest haben, grienen am nächsten Morgen: Ihr wolltet doch relativ ablegen nach Dievenow, so gegen 8 Uhr! Na ja, eben nur relativ und wir haben uns an die polnischen Gepflogenheiten angepaßt, da ist es halt 9.30 Uhr geworden. Es sind heute außerdem nur 30 sm. Nach 2 Stunden motoren will Kirsten es wissen: Groß hoch und Genua raus. Na, geht doch, laufen so um 3 Knoten. Allerdings nicht lange, dann dümpeln wir mit flappenden Segeln um 1,5 kn vor uns hin. Also, Perkins wieder an, doch der macht dicke Backen. Zieht nur durch aber zündet nicht. Kirsten liest sich durch die Fehlermöglichkeiten im Handbuch, baut den Filter für die Luftzufuhr aus und reinigt sie, wir geben Standgas oder auch nicht: der Perkins weigert sich anzuspringen. Ich gehe schon im Geiste alle Möglichkeiten durch: Chris anrufen für den Motor, Wojtek, um ein Boot zu uns zu besorgen, denn Reinsegeln nach Kolberg ist mangels Wind nicht möglich und auch sowieso nicht erlaubt, Anker klarmachen etc.. Da kommt der erlösende Schrei von unten: Oh ne! der Luftreglerhebel war nicht richtig eingeschoben, was ich sonst IMMER kontrolliere! Na, gottseidank! Auch 2 Stunden Segeln sind später noch drin und wir kriegen in Dievenow im Fischereihafen das Kontrollboot als Liegeplatz. Die Welt ist wieder in Ordnung und das Wetter auch. Dievenow besteht aus einer endlosen Meile von Buden, Geschäften, Eiscafés und Restaurants und bei dem schönen Wetter schieben sich die Touristen durch.Wir lassen unsere Kombüse kalt und gönnen uns ein leckeres Schaschlik unterm Sonnenschirm. Der Seewetterdienst prophezeit uns ein heranrauschendes Tiefdruckgebiet, also geht's morgen weiter nach Swinemünde. Von dort haben wir mehr Möglichkeiten, weiter nach Westen zu kommen.

Sonntag, August 06, 2006

28.07.-06.08.06 Kolmar/Schweden - Allinge/Bornholm/Dänemark


Nach einem üppigen Frühstück erkunden wir Kolmar. Der Stadtteil Kvarnholmen besteht fast nur aus Fußgängerzonen und lädt zum Bummeln ein. Die riesige Kathedrale hat nicht so viel zu bieten, aber der Weg zum Schloß lohnt sich. Schon toll, was die Menschen schon vor Hunderten von Jahren an Bauwerken zustande bringen konnten. Zurück beim Schiff erwartet uns dann eine böse Überraschung: Der Hafenmeister hat für einen Kata- und einen Trimaran die "Pirol" verlegt und dabei das Stromkabel nicht abgenommen. An zwei Stellen die Ummantelung gebrochen. Bißchen Gewebeband drüber, hat er gemeint, sei die Sache wohl erledigt. Aber um es wieder wasserdicht zu kriegen hat Kirsten eine Menge Arbeit damit: Stecker abmontieren, Schrumpfschlauch überziehen etc. Sehe ich ja überhaupt nicht ein und wir gehen uns beschweren. Ergebnis: Der Hafenmeister bringt ein nigelnagelneues wasserdichtes 25m-Kabel. Na, geht doch! Abends geht noch ein Däne längsseits mit süßem Bordhund "Sofie" und freut sich, daß er am nächsten Morgen unseren Pierplatz einnehmen kann. Mein Ablegemanöver bringt meinen Adrenalinpegel dann ziemlich in Schwung. Schlage das Steuerrad voll ein, um am Kat und den dahinter liegenden Heckbojenliegern vorbeizukommen, aber die "Pirol" fährt trotzdem geradeaus auf eine große Hallberg Rassy zu. Ok, also erstmal wieder Rückwärtsgang rein, mit dem Bugstrahlruder nach links und erneut voraus. Wieder fährt die "Pirol" trotz bis zum Anschlag eingeschlagenem Ruder keine Linkskurve sondern steuert wieder stur auf die Bojenlieger zu. Langsam steht mir der Schweiß auf der Stirn und ein "P" im Gesicht, denn nun läßt sich das Steuer überhaupt nicht mehr einschlagen beim erneuten rückwärts fahren, weder nach rechts noch nach links! Erst da kommt mir in den Sinn, den Autopiloten zu kontrollieren und - siehe da, ich muß ihn beim Installieren versehentlich eingeschaltet haben. Wieder eine Erfahrung reicher. Beim nächsten Ablegen noch einen Blick auf den Autopiloten werfen. Nun aber steht unserem Weg nach Grönhögen auf Öland nichts mehr im Wege. 26°C, Gewitterluft, kaum Wind. Versuchen trotzdem den Blister, aber genau in dem Augenblick, als wir ihn hochziehen, kommt der Wind genau von vorne. Ganze Arbeit umsonst, Blister wieder einpacken. Aber das übt, wir werden immer schneller. Üben können wir dann auch in Grönhögen das rückwärts Einparken, nur wenige Boote im Hafen. Clubkollege Jürgen hatte ja keine so gute zwischenmenschliche Beziehung zu dem deutschstämmigen Hafenmeister Dieter und uns vor dessen Unfreundlichkeit gewarnt. Wir können uns nicht beklagen, hatten wohl mehr Glück. Nach einem Gang bei Sonne durch's Dorf und einem Stopp im Mühlencafé repariert Kirsten bis 2 Uhr nachts unseren ausgerissenen Blisterschlauch.Am nächsten Morgen machen wir uns auf die 30 sm bis Utklippan in der wegen häufiger Stürme berüchtigen Hanöbucht. Mein Frank hatte hier während seiner ersten Seefahrtjahre mit der Seekrankheit zu kämpfen und meine erste Fahrt auf unserem Segelboot nach Utklippan hätte mich fast das Segeln aufgeben lassen, bevor es überhaupt richtig begonnen hatte. Aber das ist eine alte Geschichte, über die ich schon mal in unserer Vereinszeitung "Heulboje" geschrieben habe. Uns präsentiert sich die Hanöbucht jedoch ungewohnt ruhig. Wieder mal nur kurze Blisterfreude - dann Perkins. Mit der von Nachbarn in Grönhögen "abgekupferten" Karte wagen wir uns nicht so nah an die "Rocks" von Utklippan heran und unsere eigene Karte ist noch kleiner im Maßstab. So machen wir einen größeren Bogen zur östlichen Einfahrt als nötig und lassen einigen Schiffen den Vortritt. Der idyllische Steinhaufen ist so beliebt, daß der Hafen im Sommer immer total voll ist. Aber es ist auch total schön hier. Fahren mit dem hafeneigenen Ruderboot zur anderen Insel, auf dem Leuchtturm, Kanone und eine Jugendherberge stehen, kaufen Räucheraal und kriegen den gleichen Nachbarn wie in Kalmar. "Sofie" wedelt vor Freude mit dem Steert, sie hat das Leckerli nicht vergessen. Beim Rundgang um den Hafen werden wir immer wieder wie alte Bekannte begrüßt: "Wir kennen uns schon von Visby!" Die haben's leichter!Am nächsten Morgen legen wir gleichzeitig mit unseren Nachbarn um 7 Uhr ab, sie wollen nach Simrishamn auf dem schwedischen Festland, wir nach Svaneke auf dem dänischen Bornholm. Nach 1 Stunde ändern wir unsere Meinung und schließen uns wegen Südwind dem Ziel unserer Nachbarn an. Nach ein paar Stunden kommt der Wind spitzer, dann bringen dunkle Wolken Regen und den Wind total von vorne. Bei 55 sm wird es uns zu spät zum Kreuzen und wir motoren mit dichtgeholtem Groß weiter auf geradem Kurs nach Simrishamn. Kein Vergnügen, aber so kommen wir mit ca. 4 Knoten Durchschnittsgeschwindigkeit gegen 21 Uhr in Simrishamn an. Der letzte freie Platz ist an einem 46-Fuß-Segler, der wohl, weil offensichtlich brandneu - keinen Längsseitslieger haben will und keinen Fender raushängen hat. Tja, aber da muß er nun durch und mit unseren "Schmutz"-Fendern leben. Der nette Sohn von "Sofie's" Herrchen nimmt unsere Leinen an und bindet uns fest. Sie waren uns - dank besserer Segelhöhe - ein Stündchen voraus. Wenn wir unseren Nachbarn nicht gefallen, lassen sie es uns allerdings nicht spüren. Als mir meine Sandale beim Übersteigen ins Wasser fällt und wir mit dem Bootshaken Schwierigkeiten haben, sie herauszufischen, leiht uns Frau Nachbarin den Catcher ihrer Kinder. Wir tuen insgeheim Abbitte. Bei Sonnenschein und nach wie vor sommerlichen Temperaturen macht der Stadtbummel am nächsten Tag Spaß. Kirsten ersteht ein Fischmobilé, ich 3 Windlichtkugeln und den 7. Magneten für meinen Kühlschrank auf dieser Reise. Die alte eindrucksvolle Nicolai-Kirche wollen wir uns ansehen und platzen in eine Mittagsandacht - denken wir. Doch das ist ein "Lunch-Orgelkonzert" und zwei freundliche Damen winken uns herein, als wir kehrtmachen wollen. So kommen wir in den Genuß eines sehr schönen Orgelkonzerts mit buntem Programm von ABBA bis Bach in einer schmucken Kirche mit Abendmahl-Altar. Sogar kostenlosen Kaffee und Kuchen dürfen wir im Vorraum nicht abschlagen. Die gleichen freundlichen Damen lassen uns nicht vorbei. Zwei Tage brauchen wir noch, um uns endlich nach Bornholm in Bewegung zu setzen. Starkwindwarnungen halten uns vom Auslaufen ab und das gibt Zeit, um endlich das Boot mal wieder gründlich zu schrubben. Eine Invasion von Schlupfwespen und Marienkäfern hat zahllose Tierleichen hinterlassen und auch unsere und unserer Nachbarn Fußspuren müssen endlich beseitigt werden. Zum anderen gastiert im Hafen der "Cirkus Olympia" und wir haben unglaublichen Spaß mit dressierten Hunden, sibirischen Kamelen (nie gewußt, daß es sowas gibt!), Ziegen, Pferden, Artisten, Zauberer und Clown. Supervorstellung! Anschließend gibt's dann noch einen "Jahrgangswhiskey" auf der inzwischen eingelaufenen "Kim", unsere Clubkollegen Karl und Helga kredenzen einen VAT 69.Wir freuen uns am nächsten Tag, daß wir abgewartet haben. Wunderbares Segelwetter nach Bornholm. Erstaunlicherweise bekommen wir problemlos einen Platz im inneren Hafenbecken in Allinge, wo man in der Hauptsaison auch schon mal trockenen Fußes von einer Seite zur anderen wandern kann. Ein Hafen mit Atmosphäre. Livemusik im Hafen. Leckere "Bornholmer" = das was wir "Bückel"/Bückling nennen - nur besonders lecker in der nahen Räucherei. Abends kommen von Utklippan bekannte Segler, die wir schon in Lettland trafen, Ina und Herbert auf der "Hanö" aus Laboe. Ihnen war der Wind nicht gnädig, sie mußten 10 Stunden motoren. Am nächsten Morgen sind die "Erbseninseln" angesagt. Wir fahren mit der 21 Knoten schnellen "Bornholm Express" nach Christiansö. Ein wunderschöner Tag auf der Festungsinsel aus Granit, die vor ca. 350 Jahren auf Anweisung des dänischen Königs gegen die Schweden gegründet wurde. Heute leben noch 100 Einwohner dort und täglich fallen im Sommer Hunderte von Touristen ein. Wir klettern für einen Rundumblick auf den "St.Tarn", einen der beiden Wachtürme, klettern über die Felsen zu den Kanonen, kaufen die Inselspezialität "Ruth's Krydderfisch" und erholen uns von den Strapazen in der Sommerhitze bei einem großen Eis im Insel-Krug. Abends ist die "Hanö" nach Rönne weitergefahren und wir haben einen neuen Nachbarn, eine Faurby 393 Namens "Matandi" aus Osnabrück. Der Wetterbericht für morgen und weitere Tage: NO 6-7. Na, Mahlzeit. Wir verstärken schon mal die Leinen.Morgens um 6 kommt Leben in den Hafen. Es pfeift durch die Masten und überall werden Leinen rausgekramt, Ruckfender angebracht, Fender aufgepumpt. Die See vor der Einfahrt wird höher, weiße Schaumkronen bis zum Horizont und die ersten Brecher gehen über die Mole. Zum ersten Mal erlebe ich - und Kirsten, da zum ersten Mal hier sowieso - daß ein Hafentor geschlossen wird. Offensichtlich länger nicht bewegt und etwas eingerostet, eine Kette bricht und es dauert seine Zeit, aber dann ist es dicht und keine "Maus" kann mehr rein oder raus. Der schwarze Ball wird hochgezogen und drei rote Lichter warnen etwaige Wagehalsige, in den Hafen einzulaufen. Das Schauspiel, wie die Wassermassen über die vorgelagerten Klippen sich auftürmen und dann donnernd über die Mole hereinbrechen, um sich dann wie ein Wasserfall wieder ins Hafenbecken zu ergießen, lockt Touristen der ganzen Insel an. Wir verschieben unseren Rönne-Ausflug, denn trotz geschlosener Tore gehen die Boote im Hafenbecken ganz schön zur Kehr. Auch am Sonntag stehen Wind und Wellen durch. Wie gut, wir haben keinen Zeitdruck und können es gelassen nehmen und sogar genießen. Ein wenig läßt der Wind am Abend nach und es gibt noch einmal etwas Aufregung, als am Abend eine schwedische Yacht trotz Einlaufverbot in den Hafen einläuft. Haben sie bestimmt trotz schneller Reise von Simrishamn zwischendurch bedauert bei bis zu 3 m hohen Wellen und der Surfwelle hier in den Hafen. Zudem liegen sie jetzt im Vorhafen auch nicht recht glücklich. Morgen Nachmittag glaubt unser Hafenmeister, die Tore wieder öffnen zu können. Also warten wir's ab.