Donnerstag, Juli 24, 2008

12.-23.07.08 Arensburg/Estland bis Kasnäs/Finnland


Arensburg schreibt sich ohne "h", und die gleichnamige Burg besuchen wir heute, nachdem wir wegen Schietwetter lange ausgeschlafen und ausgiebig unter unserem wunderbaren neuen "Cockpit-Zelt" gefrühstückt haben, während der Regen auf unser Dach prasselt. Die Burg beherbergt diverse, ganz interessante Ausstellungen u.a. über die heimische Tierwelt mit präparierten Braunbären, Elchen etc. und auch über die wechselvolle militärische Geschichte von Ösel, in der ja auch die Deutschen immer wieder eine
Rolle gespielt haben. Abends läuft die "Scedro" ein, ein Einhandsegler von der Westküste, den wir seit Leba immer mal wieder trafen. Er leiht uns sein Beiboot, damit ich unseren Bojenhaken richtig in die Öse einhängen kann. Beim etwas hektischen Anlegen hatte ich das falsche Loch erwischt und da hätte sich beim Ablegen der Haken leicht verkanten können. Wir bedanken uns mit einem der letzten deutschen Biere und erfahren wieder eine abenteuerliche ostpreußische Lebensgeschichte, die er bis zur Flucht
mit Mutter, Tante und Opa unter russischer Besatzung erlebt hat. Am nächsten Morgen hilft Kirsten Horst bei der Vorbereitung für den Einbau eines neuen Bowdenzuges. Oskar, der hiesige Hafenmeister, hat einen Maschinenbau-Ingenieur von der Werft aktiviert, der bis morgen ein passendes Ersatzteil besorgen will. Anschließend großer Hausputz mit Putzen, Wischen, Wassertank auffüllen und großer Wäsche. Leider schleudert die Waschmaschine nur mit 800 Umdrehungen und so trocknet der Trockner und trocknet
und trocknet bis finnische Segelfrauen darauf bestehen, daß sie auch mal dran sind und unsere Wäsche noch feucht rausnehmen. Nach einem Besuch auf der "Kia Ora", einer anderen Yacht von der Schlei, packt Kirsten nachts um 12 alles wieder in den Trockner und da trocknet und trocknet und trocknet sie bis zum nächsten Morgen. Als wir sie um 9 Uhr abholen ist sie noch warm - aber trocken. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist katastrophal und wir beschließen, Tallinn per Boot zu streichen. Stattdessen
lassen wir die "Pirol" hier im sicheren Hafen unter Oskar's und "Fortuna's" Obhut und fliegen für 50 € mit einem 18-sitzigen Propeller-Flugzeug für 2 Tage dorthin. Eine gute Entscheidung, Heiki Lubi, ein von Bärbel und Horst empfohlener deutschsprechender Stadtführer, holt uns morgens vom Flughafen ab und wir bekommen neben einem günstigen Hotel direkt in der Innenstadt eine super 4stündige lebendige Führung durch die wunderbare Altstadt von Tallinn/Reval mit all seinen vielen Sehenswürdigkeiten.
Auch wenn danach die Füße rund sind vom Wandern über das für Segelschuhe äußerst ungeeignete Kopfsteinpflaster, es geht von der Unterstadt in die Oberstadt und wieder zurück, es hat sich wirklich gelohnt und auch das Wetter hat sich von seiner besten Seite gezeigt. Als wir am nächsten Morgen nochmal auf eigene Faust die besten Plätze ansehen wollen, hat Petrus es sich allerdings wieder anders überlegt: Es gießt in Strömen und Sturzbäche rauschen die Rinnsteine hinab. Wir hangeln uns von Souvenirshop
zu Souvenirshop und von Café zu Café und fliegen mit unserem "Cityhopper" am späten Nachmittag über den Wolken im Sonnenschein zurück nach Kuressaare/Arensburg. Neben uns liegen inzwischen Segler vom Hamburger Lufthansa-Club. Die Truppe zieht abends zuerst in einen Nachtclub und feiert dann bis morgens um 3 im Cockpit Party. Wir können uns das nicht leisten sondern stehen um 6 Uhr in der Früh auf für Virtsu, 45 sm entfernt auf dem estnischen Festland. Wie fast immer stimmt der Wetterbericht nur sehr
bedingt. Mehr Wind als angesagt und der schräg von achtern. Eine Stunde brauchen wir zum Ablegen, weil der Wind die "Pirol" immer wieder von der Heckboje wegdrückt und wir sie per Hand auch nicht zur Boje zurückziehen können. So bringen wir eine lange Leine nach Luv zum 10 m entfernten Nebenlieger, ein Partyfeierer schützt das Lufthansaboot mit einem Kugelfender vor uns und so hangeln wir uns Stück für Stück mit Motor- und Winschhilfe zurück, bis Haken und Leinen sicher gelöst werden können. Doch
die Anstrengung lohnt sich. 6 von 9 Stunden können wir segeln. Vor uns her zieht eine drohende schwarze Wand, die die "Fortuna" leider voll erwischt, die eine Stunde vor uns ausgelaufen ist. Dicke Böen und 3 Duschen stöhnt Bärbel, als wir im Schrotthafen Virtsu festmachen. Hafenliegegeld? 3 x dürft Ihr raten! Jawohl, 20 Euro! Ab jetzt muß die Navigation sehr sorgfältig gemacht werden, denn der Muhu-Sund ist ein tückisches Fahrwasser. Um 7.30 Uhr heißt es "nichts wie weg" hier und auf nach Dirhami
am finnischen Meerbusen. Die Fahrt durch die Schären ist gewöhnungsbedürftig. 20 m neben dem Boot nur noch 30 cm Tiefe nach 10 Meilen durch 14 m tiefes Wasser. Aber wir haben Glück mit dem Wind, ein schöner Segeltag mit nur wenigen Regengüssen und Windböen. Dirhami versöhnt uns fast mit den baltischen Häfen. 14 Euro Hafengeld und sehr schön gelegen. Wir bleiben 3 Tage und erkunden die Gegend mit dem Bord-Fahrrad. Am Strandkiosk serviert uns ein sehr gut Deutsch sprechender junger Este einen Kaffee.
Er studiert in Tallinn "Deutsche Philologie", sagt er. Was immer das auch ist?! Frage an Dich, Dieter? Jeden Abend füllt sich der Hafen. Holländer, Schweden, Deutsche, Finnen und ein Ami-Weltumsegler aus San-Francisco. Dirhami war unser östlichster Punkt mit dem Boot. Ab jetzt geht die Fahrt nur noch nach Westen. Mit uns laufen noch einige andere Boote am 21. 7. morgens um 6 in Richtung Hanko in Finnland. Laut Hafenhandbuch wird es ab frühem Nachmittag schwierig, noch eine freie Boje dort zu bekommen.
Wieder mal stimmt der Wetterbericht nicht, aber diesmal zu unseren Gunsten. Selbst mit einem Reff im Großsegel sausen wir mit zeitweise 7,5 kn der finnischen Küste entgegen. Viele Untiefentonnen machen die Einfahrt noch mal etwas aufregend, 40 m Wasser unterm Kiel und ein paar Meter weiter ragen die Rocks raus. Horst von der "Fortuna" winkt uns schon von weitem an eine freie Heckboje. Super! Einen Hafentag gönnen wir uns auch hier, schon um die im Hafengeld inbegriffene Sauna zu nutzen. Auch das
für uns etwas gewöhnungsbedürftig. Die Finninnen (Männer haben ihre eigene Sauna) kommen rein, hauen ein paar Kellen Wasser (ohne zu fragen) auf den Ofen und gehen nach 5 min. wieder raus und das wiederholt sich ein, zwei Mal. Duschen, Anziehen, weg sind sie. Da sind unsere Saunen doch mehr Erholung. Für die Weiterfahrt durch die finnischen Schären ist wieder sorgfältigste Kartenarbeit angesagt. Aber es ziehen sich die Boote wie Perlenketten durch die Fahrwasser und die sind zudem noch gut betonnt
und haben außerdem auch Richtbaken. So kommen wir ohne Probleme nach Kasnäs, außer "Fortuna" und "Pirol" keine weiteren deutschen Flaggen zu sehen. Nur noch ein Holländer, ein Norweger und ein paar Schweden. Der Hafen gefällt uns, hat Atmosphäre, aber allmählich müssen wir doch "ein Brikett mehr auflegen", der Weg nach Hause ist noch weit. Morgen gehts weiter nach Jurmo, weiter durch die Schären nach Westen.

Montag, Juli 14, 2008

26. 6. - 11. 7. 08 Leba/Polen bis Kuressaare/Ahrensburg/Estland


Der Wettergott hat ein Einsehen. Nicht viel Wind, aber es reicht für viele Stunden blistern (Blister=unser 120qm-Segel) bei Sonnenschein nach Wladyslawowo (ex Großendorf). Unser "Minensucher" hat tatsächlich den freien Platz neben sich gegen alle Anwärter verteidigt und nimmt unsere Leinen an. Peter und Ute, so heißen sie, laden uns abends auf ihre "Dinah" ein, um bei ihnen Fußball zu sehen. Den Sieg der deutschen Mannschaft können wir allerdings kaum verfolgen, denn sie reden uns in Grund und Boden, puh. Am nächsten Morgen entschließen wir uns, mit der "Fortuna", wegen der "guten Großwetterlage" die 107 sm nach Klaipeda in Angriff zu nehmen. Der "Minensucher" hat einen schlechteren polnischen Wetterbericht gehört, dem er mehr vertraut und deswegen bleibt er und mir gefällt der Himmel nicht, aber das Wetterfax überzeugt mich. Doch die Reise fängt nicht gut an, in der Ausfahrt liegt ein Bagger und um dem auszuweichen, gerate ich zu weit aus der Fahrrinne: Rums! Nichts passiert, nur Sand unter uns, aber großer Schreck. Nach 3 Stunden Fahrt kommt von Radio Gdansk die Starkwindwarnung und da kommen auch schon die schwarzen Fronten auf uns zugestürmt. Zwei Reffs haben wir schon vorsichtshalber wegen der Nachtfahrt im Großsegel und beeilen uns, den Motor anzuwerfen (falls ein Blitz die Elektrik zerstört) und die Genua zu bergen. Dann dreht der Wind von jetzt auf gleich von Südost auf Nordwest und wir laufen nur unter gerefftem Groß über 7 kn. Gleich zwei Gewitterfronten rollen so über uns hinweg. Der Nordwest bringt seine hohen Wellen mit und die treffen auf die alten aus Südwest. Kreuzsee! und ich werde seekrank. Kirsten ist wie immer fit - gottseidank - und schickt mich in die Koje. Ein Geschenk! Nach ein paar Stunden bin ich wieder einigermaßen hergestellt, aber ich darf bis 5 Uhr morgens in der Koje bleiben und dann kann Kirsten endlich Schlaf nachholen. Nach 22 Stunden sind wir dann um 11 Uhr morgens endlich in Klaipeda (ex Memel) in Litauen fest. Hier hat sich viel verändert, der alte Schloßgraben wird umgebaut und wir laufen in den provisorischen Yachthafen auf der Stadtseite ein, da ich den Yachthafen auf der Nehrungseite in schlechter Erinnerung habe: Schwell von den vorbeifahrenden Dampfern ohne Ende. Im "Provisorium" treffen wir wieder die alten Bekannten "Thor" und "Flower" etc., die schon 2 Tage hier sind und morgen weiter wollen. Wir sind zu müde, schlafen lange und fahren am nächsten Tag mit der Fähre "Kintai" auf die Nehrungsseite und sehen nach, wo die "Fortuna" geblieben ist. Aber keine deutsche Yacht im total verwahrlosten Hafen, sie waren wegen der Sturmwarnung umgedreht und nach Hel gelaufen. Hatte ihnen aber auch nichts genützt, die Gewitterfront war schneller. Zurück in Klaipeda sehen wir bei einem Stadtbummel, daß wohl schon einiges an EU-Geldern geflossen sein muß. Neue Straßen, Restaurantgasse und etliche hübsch restaurierte Häuser. Wir buchen einen Tisch im neuen Hafenrestaurant und hoffen vergeblich, dort den Sieg der Deutschen über Spanien am Bildschirm verfolgen zu können. Der Wetterbericht ist für die nächsten Tage nicht so dolle und wir machen das Beste draus. Unsere finnischen Nachbarn geben gute Tipps für die Weiterreise:
Die estnische Insel Kihnu, zu der mein Frank mit mir nie mehr fahren wollte, weil der Hafen total verrottet war, soll ein neues Gesicht haben, Haapsalu dicht, weil Stadt und privater Betreiber sich in den Haaren liegen und Tallinn soll nur noch halbe Anzahl Gastliegeplätze haben, weil inzwischen auch die Esten in größerer Zahl Schiffe besitzen. Na ja, Tallinn haben wir inzwischen durch unsere Verspätung fast "abgehakt", evtl. mit Bus oder Bahn dort hin, weil Kirsten noch nie da war. Wir überlegen sowieso, ob das nicht unsere letzte weite Reise ins Baltikum war, finden, die Wetterlage hat sich total negativ verändert und dazu auch die Hafenliegepreise, seit die Balten zur Europäischen Union gehören. Inzwischen zahlen wir bis auf außergewöhnliche Häfen in Deutschland dort inzwischen weniger. Am nächsten Morgen liegt auf der anderen Pierseite ein Riesen-Kreuzfahrtschiff, die "Jewel of the seas" und aus ihrem Bauch quellen Busladungen von Touristen, die das Kurische Haff erobern wollen. Wir machen währenddessen Frühsport mit unseren finnischen Nachbarn, weil sich der litauische Nachbar beim Ablegen in der Bojenleine des Nebenliegers verfangen hat. 10 Gäste an Bord und alle 0 Ahnung! DAS Foto für diesen Bericht, weil das Kreuzfahrtschiff nicht auf ein Foto passte. Nachmittags wedeln die "Berliner Jungs" von der "Silbermöwe" von Hela kommend ein. Wir wollen am nächsten Morgen früh los, stehen um 5 Uhr auf und sind sehr enttäuscht. Der Wind kommt nicht wie vorhergesagt aus West, sondern aus Nordwest und die vor uns liegenden 50 Seemeilen sind weder segelnd, weil Kreuzekurs, noch mit Motor gegenan zu schaffen, Wir verordnen uns also notgedrungen noch einen Hafentag und fahren - wie die Crew der Silbermöwe - mit dem Bus nach Nidden, was fest in deutscher Touristenhand ist. Dafür haben wir schönstes Wetter. Kirsten geht abends Liegegeld bezahlen, verweigert den Wucherpreis von 20 Euro, der Bosman holt sich Übersetzerhilfe vom Rettungskreuzer, dabei springt der neueste Wetterbericht raus, aber das Liegegeld bleibt bei 20 Euro. Kirsten hält weiterhin ihre 15 Euro hin und daraufhin wird der Hafenbetreiber telefonisch aktiviert, der mit seiner Harley Davidson anrauscht. Kirsten - stur - siegt. 15 Euro! Am nächsten Morgen geht es endlich los, wenn auch - weil schwachwindig - wieder unter Motor. Rollerei durch Dampferwellen, aber keine Kreuzsee. Mir geht es sehr gut, Kochen, Lesen, Bridgespielen und Mittagsschlaf halten - nacheinander natürlich!
19 Uhr fest in Liepaja (ex Libau). Der nette Hafenmanager Karlis empfängt uns mit den Worten: "Ihr Freund erwartet Sie schon sehnsüchtigst. Er hat schon 7 x angerufen und war 2 x hier!" Unser Igor, den wir ja etwas finanziell unterstützen und für den wir wieder etliche Kleidersäcke im Vorschiff mitschleppen, hat mich wohl mißverstanden. Er hat vom Segeln keine Ahnung und glaubte, uns müßte etwas zugestoßen sein. Auch Liepaja hat EU-Gelder verbaut und reiche russische, aber auch lettische Millionäre haben investiert. Ein 5-Sterne-Hotel, Steakhaus, Restaurants, alles vom Feinsten, ziert die Hafenmeile. Aber dann bricht das lettische Fontänen-Festival über uns herein und leider müssen wir - wie auch die inzwischen eingelaufenenen "Manya", "Kipuka" und "Fortuna" - den Lärm des Wetters wegen 3 Tage lang ertragen. Es ist die Hölle, Hölle, Hölle!! Egal, wie weit der Liegeplatz entfernt ist, es dröhnen die Bässe bis morgens um 3 Uhr. Es macht regelrecht agressiv! So sind wir froh, daß die Wetterprognose von Karlis am nächsten Tag günstig ist für Pavilosta (Paulshafen). Alle flüchten am nächsten Morgen, zuerst schönes Segeln, aber dann wird der Wind spitzer und nimmt auch noch zu. Außerdem kommt er aus der Richtung, die für ein Einlaufen in Pavilosta gefährlich werden kann, NNW bis 6! Wir drehen um, kein Risiko und das macht auch die "Silbermöwe". Im Vorhafen nimmt uns die lettische Border Control in Empfang - mit Blaulicht - aber sie meinen es nett, wollen uns zum Yachthafen escortieren, der nicht so einfach zu finden ist. Unser "Silbermöwen"-Skipper Karl-Heinz hat eine neue Crew seit Klaipeda, statt "Hasi" und Carsten (über "Hasi" kann ich mich immer noch nicht beruhigen, der Name paßte wie "Knüppel auf Kopf" bei dem großen Kerl) sind jetzt Peter und Klaus an Bord. "Mein Hase" mußte zurück nach Berlin! Krieg immer noch Lachanfälle. Aber die jetzige Crew sind herrliche Typen. "Laubenpieper" aus Spandau. Wir lachen uns kringelig, besonders über Peter, der 14jährig aus Ostberlin "weggefahren" ist, nicht "getürmt", darauf besteht er, weil er einfach seinen Paß genommen hat und nach Hamburg gefahren ist. Dort hat er dann erstmal als Schiffsjunge angefangen, irgendwann noch Tischler gelernt und ist wieder in Berlin gelandet. Lebensläufe gibt das!
Wir leihen uns ein paar leere Kanister für Diesel, weil wir jetzt gemerkt haben, auch uns ist im Winter beim Schlei-Segel-Club Diesel geklaut worden. Das haben wir jetzt beim Füllen des Tagestanks bemerkt. In Pavilosta gibt es eine Boots-Tankstelle und da werden wir dann endlich feststellen können, wieviel Diesel insgesamt in unseren Tank paßt. Das war von dem Vorbesitzer nicht zu erfahren und läßt sich auch nicht messen, weil es keine Tankanzeige gibt. 400 l stellt sich da heraus, also ca. 100l sind weg! Während des Tankens, das sich wegen Schwierigkeiten mit Kirstens Credit-Karten hinzieht, laufen die ersten Bekannten, wie "Manya", "Kipuka", "Fortuna" etc. wieder aus nach Ventspils (ex Windau). Auch die "Wannabe", die wir mit dem Einhandsegler Rolf schon in Leba trafen, liegt hier. Er hat einen kaputten Zylinderkopf und wartet seit einer Woche auf Ersatz aus Deutschland. Als wir endlich an die Pier kommen, sind die gerade freigewordenen Plätze wieder belegt, aber "Fortuna" liegt wieder da und an der gehen wir längsseits. Bärbel hat den Großbaum auf den Kopf gekriegt, furchtbar geblutet und da hat sich Daiga, die lettische Lebensgefährtin von Wolfgang, eines Deutschen,der hier lebt, mit ihr nach Liepaja aufgemacht zum dortigen Hospital, denn sowas gibt es in diesem Dorf nicht. Horst ist in großer Sorge natürlich, von Gehirnerschütterung bis Schädelbruch alles drin. Gottseidank kommt nach 2 Stunden Entwarnung. Beide Frauen wieder da, Bärbel hat großes Glück gehabt und ist mit einem Stich davongekommen. Horst holt die Sektreserve aus der Backskiste und wir feiern ihren Geburtstag. Morgens laufen alle Vögel wieder aus und wir bekommen unseren eigenen Pierplatz. Heute ist Sauna angesagt im Hafenhaus und abends sind wir im neuen Haus von Wolfgang und Daiga zum Barbecue eingeladen, so warten wir noch mit dem Besuch meiner/unserer Freunde hier, Haralds und Rita, bis morgen. Der Abend wird eine rauschende Party, Fleischspieße, Wein und "Rigas Balzam" (ein Kräuterschnaps) bis zum Abwinken. Rolf trinkt nur ganz wenig und chauffiert uns mit Daiga's Auto zurück zum Hafen. Am späten Vormittag überraschen wir dann Haralds und Rita. Rita arbeitet im Bikini (mit 76 Jahren noch gut anzusehen) im großen Garten. "Mein Gartenarchitekt" sagt Haralds liebevoll. Natürlich müssen wir wieder "bißchen Essen, bißchen Trinken". "Trinken Wodka und singen "Wolga, Wolga" ist Haralds Lieblingsschnack. Dann ziehen wir wieder zurück auf die "Pirol" mit Salat und Erdbeeren und Blumenkohl und Dill und Zwiebeln und, und, und ...! Die beiden kommen dann abends auf Kartoffelsalat mit Würstchen. Und wir werden nochmal reichlich beschenkt mit Erdbeeren, Blumen, selbstgemachten Wein und 2 Flaschen "Rigas Balzam". Man kann die Letten nicht toppen, dagegen finden wir unsere Geschenktasche mit Wein, Schokolade und einem großen Glas von "Schmottes" (Kirsten's Mutter) Rumtopf fast nicht erwähnenswert. Als die beiden nach Hause gehen sind wir beide direkt ein bißchen wehmütig. Ob man sich nochmal wiedersieht? Davon bringt uns dann die Truppe vom letzten Abend wieder ab, der "Rigas Balzam" und einige weitere Getränke schrumpfen. Obgleich es 2 Uhr nachts wird legen wir mit "Fortuna" um 8.30 Uhr ab und laufen nach Ventspils. Hier kassiert man inzwischen zu den 14 Lats (20 Euro) noch 2 Lats pro Person. So langsam ufert das aus. Kirsten muß wieder ran und erreicht mit "wir sind nur 10 m lang und überall kosten 2 Mann oder Frauen Besatzung nichts extra", daß das Liegegeld auf 10 Lats schmilzt. In Zukunft muß sie immer ran. Wir verabreden uns mit "Fortuna", morgen um 6 Uhr Ablegen nach Kuressaare/Ahrensburg/Estland und das klappt. Schöner Segeltag mit Blister und Genua und wenig motoren. Die letzte Meile heißt es nochmal "Luft anhalten". Links und rechts gehen die Möwen zu Fuß. Kirsten hält die Zunge gerade und steuert nach meinem Kommando, denn die Richtbaken voraus sind nur durch's Fernglas zu erkennen. Auch Anlegen ist noch mal schwierig, Wind schräg von achtern läßt die "Pirol" abtreiben, aber mit Hilfe von Hafenmeister und anderen sind wir bald gut fest an der Pier. "Fortuna" hatte da größere Probleme, beim Anlegen riß der Bowdenzug und nur weil an Land schon Helfer parat stehen und Bärbel super reagiert und einen Aufschießer macht, gibt es keine größeren Schäden. Nach einem Rotwein bei Bärbel und Horst mit anderen Nachbarn fallen wir müde in die Koje. Ausgeschlafen erkunden wir dann Kuressaare/Ahrensburg und machen einen Stadtbummel und essen leckere Pfannkuchen, die es hier für wenig Geld in allen Variationen gibt. Kirsten macht Ölwechsel, ich schreibe Logbuch (nach Inge's Mahnung. Du hast ja recht!) und wir planen, ein, zwei, drei Tage hierzubleiben. Es gibt viel zu sehen, angefangen bei der beeindruckenden Ahrensburg bis hin zu den einladenden Kunstgewerbegeschäften der hübschen Innenstadt. Liegegebühren allerdings auch hier: 300 EestiKrona oder 20 Euro. Scheint inzwischen Standard zu sein. Mal sehen. Wir werden berichten.