Dienstag, August 12, 2008

2. - 11. 8. 08 Öxelesund bis Mönsteras/Kalmarsund/Schweden


Am Morgen ist der Himmel grau, aber es ist trocken, so kommt unsere "Kuchenbude" gerade noch rechtzeitig ins Schiff, bevor der Landregen einsetzt. Wir legen trotzdem ab nach Öxelesund. Kirsten hat den Plotter wieder mit vielen Punkten gefüttert und so ist es kein Problem, durch die engen Fahrwasser zu navigieren. Man merkt, es ist Wochenende, viel Verkehr auf dem Wasser. Trotzdem kein Problem, im Hafen eine Boje zu ergattern. Liegt am Wetter, sagt der supernette Hafenmeister, sonst ist hier am Wochenende der Teufel los. Daher wird auch bis zum nächsten Jahr hier ein neuer großer Hafen entstehen mit 3 x so viel Liegeplätzen, Hotel, Restaurants etc.. Da wir die Betten neu beziehen wollen, kommt es uns entgegen, dass Waschmaschine und Trockner im Liegegeld von 20 € inbegriffen ist. Wir füttern Waschmaschine und Trockner bis 1 Uhr nachts, machen Navigation und genießen dazwischen die tolle Livemusik aus dem nahen Hafenrestaurant. Trotzdem geht's morgens um 8 Uhr weiter zum 35 sm entfernten Fyrudden. Wollen soviel Meilen wie möglich nach Süden machen, denn schon wieder ist ein Tief im Anmarsch. Spätestens übermorgen könnte es uns viel Wind bringen. Zum ersten Mal wagen wir es, mit "Voll Zeug" durch die Schären zu segeln. Allerdings ist die Freude nicht von Dauer: der Wind schläft ein und als er wieder auffrischt, kommt er direkt von vorne. Dann öffnen sich auch mal wieder die dicken schwarzen Wolken und wir beeilen uns, ins Ölzeug zu kommen. 15 Uhr fest in Fyrudden, allerdings nach Hin und Her, weil an unserem ersten Liegeplatz dicke Fender an der Pier hängen und Leinen an Land befestigt sind. Wohl ein fester Liegeplatz von irgendjemand. Dann aber legt ein schwedisches Boot vor uns ab und eine X-Yacht aus Missunde von der Schlei (!) verholt ein Stück, so dass wir alle Platz haben. Es stellt sich heraus, die Mutter von Barbara auf der "TriX 7" ist Schleswigerin und war eine gute Freundin meiner Schwiegermutter. Uwe und Barbara haben das gleiche Problem wie Horst und Bärbel, Bowdenzug gerissen. Sind von einem Schweden hier hereingeschleppt worden, der sich wunderte, warum sie rückwärts fuhren und sich nach einem evtl. Problem erkundigt hatte. Wetterprognose für morgen lässt uns einen Hafentag befürchten: Starkwindwarnung!

Die Starkwindwarnung hat sich zur Sturmwarnung ausgewachsen und der kommt. Steigert sich von Stunde zu Stunde bis 8 Bft. und "TriX 7" und wir liegen leider auf Legerwall wie in der Mausefalle, d.h. der Wind drückt uns mit Gewalt auf die Pier. Alle Fender plus Fenderbrett auf der Leeseite und gottseidank hängen an der Pier dicke Autoreifen, die wir sonst hassen, weil sie schwarze Streifen auf die Außenhaut bringen. "TriX 7" hat als Leichtgewicht natürlich nur Minifender und ist der Naturgewalt noch viel stärker ausgeliefert als wir mit unseren 16 Tonnen. Trotzdem, auch wir verstärken noch unsere Leinen. Hinter uns hüpft di X-Yacht1 1/2 m rauf und wieder runter, gar nicht anzusehen. Barbara ist sowieso ziemlich nervlich am Ende durch die Geschichte mit dem Bowdenzug und total seekrank. Wir holen sie zu uns an Bord und sie erholt sich etwas. Von da an sind wir so etwas wie ihr Strohhalm und besonders Kirsten ist so eine Art Rettungsanker, auf deren Rat sie jetzt mehr hört als auf ihren Uwe. Der "borgt" sich derweil die dicken Kugelfender vom Küstenwachen-Boot, das z.Zt. unbesetzt ist und das ist wohl auch die Rettung, sonst droht der Wind seine "X" an der Pier zu zerlegen. Bei uns zerlegt es durch das ewige Auf und Nieder eins der etwas unterdimensionierten Fenderbretter und macht die Fender nackig, die erst vor kurzem ihre "Kleider" angepasst bekommen haben. Nachts wird es dann um einiges ruhiger, aber noch gibt es keine Entwarnung. Barbara ist noch total aufgelöst, weil ihr Uwe unbedingt weiter nach Norden will, wo Freunde sie zu einer Schärenparty eingeladen haben. Hoffentlich wird er nicht demnächst zum Einhandsegler! Erstmal verholen wir aber beide Schiffe an die geschütztere Pier gegenüber und hoffen auf Morgen.

Wir können los, der Wind hat sich beruhigt und auch Barbara, die nun doch mit ihrem Uwe zur Schäreninsel aufbrechen will. Leider haben sich die Wellen von gestern noch nicht beruhigt, wo die Schären sich zur See hin öffnen rollen noch immer 2-m-"Bobbymatze" heran. Elende Schaukelei bis wir wieder zwischen den schützenden Felsenhaufen sind. Västervik's "Skeppsbrofjärden-Marina ist riesig und die Auswahl an Heckbojen groß. Aber der Hafenmeister dirigiert uns an eine Pier längsseits. Wir sind zu schwer! Vor 2 Tagen, höre ich später, als ich mich, wie mein Enkel zu sagen pflegte, wieder über die Pier "schnacke", haben sie hier etliche Segler "evakuiert", weil beim Sturm der ganze Schwimmsteg abzudriften drohte. Einen Hafentag wollen wir uns in diesem hübschen Touristenort gönnen, in dem wir die erste BILD seit langem kaufen können. Auch wenn es der teuerste Hafen seit langem ist mit 260 SEK oder 26 € und da tröstet es uns wenig, dass die Benutzung des hafeneigenen Freibades inklusive ist. "Notholmen" nebenan wäre 120 SEK billiger, aber sehr weit "vom Schuß". Wir sparen das Geld durch Kochen an Bord und gegenseitiges Haareschneiden wieder ein. Segeln trotzdem weiter zusammen, beschließen wir nach anschließendem Blick in den Spiegel. Müssen wohl weiter einsparen, der Wind diktiert noch einen weiteren Hafentag. Die "Flower" mit Eva und Jürgen, die wir hier nach Wochen wiedertrafen, sind morgens um 8 Uhr schon weg. Sie werden es bedauert haben, denn der Wind bläst zwei Stunden später schon mit Stärke 5 Bft. und in Böen auch noch stärker aus Süd, der Richtung, in die wir alle wollen. Wir erstehen hübschen Stoff mit Flaggen-Muster für Cockpit-Tischdecken und planen die Navigation für morgen. 39 Wegepunkte gibt Kirsten in den Plotter ein!

"Früher Vogel fängt den Wurm", haben wir uns wieder gesagt und den Wecker auf 5 Uhr gestellt. Doch der Regen prasselt auf's Dach. Der Wecker wird auf 6 und auf 8 gestellt: der Regen prasselt immer noch. Na gut, also noch einen teuren Tag dranhängen, geben wir uns geschlagen, doch um 9 Uhr ist der Regen durch, die "Sturmvogel" aus Berlin weg und der Däne gegenüber rüstet zum Ablegen. Wir folgen dem Herdentrieb und legen auch ab, trotz der schwarzen Wand in der Richtung, in die wir wollen, Oskarshamn. Richtige Entscheidung! Auch wenn nur Motoren angesagt ist, wenigstens löst sich die Wand auf und die Sonne setzt sich durch. "Ernemar", Oskarshamn Sporthafen vor der Stadt, hat die Saison schon hinter sich. Alles geschlossen, kein Hafenmeister in Sicht. Aber egal, wir wollen ja nur hier liegen und Strom und Wasser sind vorhanden. Hafenmeister kommt doch noch am Abend, 100 SEK kassieren, und ein Ehepaar mit Wohnmobil aus Gettorf in der Nähe von Schleswig, sagt zum zweiten Mal "Hallo", sie kamen schon in Västervik vorbei. Er war Chef der Kripo in Schleswig und ich bin mit seinem Nachfolger befreundet. Ja, ja, mal wieder kann man sagen, "die Welt ist ein Dorf". Wetterbericht deprimierend SW 4-6 Bft. und Regen!.

Der morgendliche Himmel begrüßt uns mal wieder "Grau in Grau" und es gießt in Strömen. Wir drehen uns noch mal um und sehen um 9 Uhr noch mal nach. Es hat aufgeklart und 2 deutsche und ein holländischer Segler sind schon weg. Das steckt natürlich an. 10 Uhr beschließen wir, Borgholm im Kalmarsund müsste zu schaffen sein, nur 28 sm, also bei angenommenen 5 sm/h ca. 5 Stunden. 3 Stunden wiegt uns der Wind in Sicherheit, können fast unseren Kurs anliegen und freuen uns, losgesegelt zu sein. Aber dann ... . Der Wind kommt spitzer und nimmt zu. Mit ihm auch die Wellen. Wir machen ein erstes Reff ins Großsegel und kreuzen mit Genua. Reicht nicht, schieben Lage und das bremst. Also kleinere Kutterfock statt Genua. Reicht auch nicht, 2. Reff ins Groß. Geturne für Kirsten und Angst im Herzen für mich am Steuer. Hätten wir bloß diesmal dem Wetterbericht geglaubt! Da wir einen ziemlich großen Winkel am Wind segeln müssen, bringt das Kreuzen uns unserem Ziel nicht allzu viel näher. Mit uns kämpft noch ein anderer deutscher Segler in Sichtweite. Probieren unter Land noch die Variante Groß und Maschine. 2,5 sm bei restlichen 11 sm gegenan zu ballern. Auch nichts, also Genua wieder hoch und auf die Kreuz. Es ist wirklich kein Vergnügen. Da sehen wir unseren Mitstreiter den Kurs wieder nördlicher setzen und da gibt es ja auf der Festlandseite den geschützten Hafen Mönsteras! Das machen wir auch, fallen ab und segeln mit angenehmerem Kurs dem Festland entgegen. Erholung pur bis auf eine so richtig miese, hinterhältige Monsterwelle, die uns kurz vor dem rettenden Land noch eine Breitseite verpasst und einsteigt, schräg von achtern bis in den Salon. Beim nächsten Mal müssen wir unbedingt die Einstiegsluke schließen! Aber wir haben Glück, die elektronischen Geräte und Computer auf dem Kartentisch verschont sie. Nur wir pitschnaß und eine Ecke vor dem Maschinenraum. Doch danach haben wir den Tonnenstrich erreicht und müssen uns nur noch auf die Bojen konzentrieren, was schwer genug ist mit regennasser Brille. Daneben sind nur 1,40 m Wassertiefe und wir wollen "kein Grundstück kaufen"! Unser Vorläufer ankert in einer ruhigen Bucht vor einem Waldstück, wir laufen 2 sm weiter in den Stadthafen von Mönsteras. Geschafft wie wir sind, ist morgen wieder Hafentag und da wollen wir gern die Annehmlichkeiten eines Hafens haben. Machen fest zwischen einem "Ein-Mann-U-Boot"!! und einem deutschen Segler aus Lübeck, der von Süden kommend die Anzeichen des Sturms erkannt hatte und schon mittags hier eingelaufen war. Mönsteras kostet 120 SEK = 12 € und auch hier wieder sind Waschmaschine- und Trocknerbenutzung inbegriffen. Das nutzen wir natürlich gern am nächsten Tag nach unserem Einkaufbummel durch die kleine, aber feine Ladenstraße. Daß draußen der Wind tobt, erfahren wir nur durch eine kleine dänische Crew, die mit Motorschaden statt nach Kalmar hierher abgebogen ist. Abends trudeln wieder unsere "Wohnmobilisten" im Hafen ein. Kirsten näht die Cockpit-Tischdecken und wir hoffen auf morgen oder ...? nach Kalmar. Das im nächsten Bericht.

Montag, August 04, 2008

24. 7. - 1. 8. 08 Jurmo/Finnland - Trosa/Schweden


35 sm bis zur Insel Jurmo. Wir sind früh dran, 7 Uhr, "Fortunas" sind früher und schon weg! Wunderschöne Schärenfahrt, macht uns langsam richtig Spaß und vielleicht wird das unser Ziel im nächsten Jahr. 160.000 Insel gibt es zu entdecken, wenn die meisten davon auch nur unbewohnte Steinhaufen sind. Jurmo, ein Naturhafen mit kleinem Kaufmann und Café-Terrasse, Räucherfisch, Plumsklo, Natur pur, ist ein beliebtes Ziel der Segler, also auch hier: "Früher Vogel fängt den Wurm"! Ab 17 Uhr ist es aussichtslos, einen Platz zu finden! Aussichtslos? Nicht für die Finnen! Man drängelt, schiebt und drückt und flutscht noch in die Lücke, die gar nicht da war. Am nächsten Morgen sind wir noch früher dran, 5 Uhr Aufstehen, 5.30 Uhr Ablegen. Wir sind nicht im Urlaub, wir sind auf der Flucht! Aber wir werden wieder belohnt mit einem strahlendblauen Himmel und einem leichten Nordwestwind. Da rollen wir doch unsere Genua aus und die zieht sehr schön mit. Hellsö auf der zu den Aaland-Inseln gehörenden Insel Kökar ist das eigentliche Ziel, aber wir landen in Sandvig, weil wir der "Fortuna" folgen, die die etwas versteckte Einfahrt von Hellsö verpasst hat. Auch hier Natur pur, auf dem Klippenstrand, einem riesigen glatten Felsen haben die Kinder Riesenspaß. Über einen angebauten Holzponton und eine Leiter geht es ab ins klare Schärenwasser. Wir kämpfen derweil mit der Waschmaschine. Ausgerechnet bei uns ist das Flusensieb verstopft und wer kann schon die finnische Bezeichnung für "Extraspülen" lesen. Heißt so was ähnliches wie "Hiihutuulu", weiß ich jetzt. Ablegen nach Mariehamn, der Hauptstadt der Aalands, 5.30 Uhr! Zum ersten Mal toppen wir "Fortunas". Zudem müssen sie auch noch 12 sm mehr fahren, weil sie zuviel Tiefgang für die Rinne von 1,80 m haben, durch die wir uns trauen. Wieder ein Traumtag. Wir allein im Inselmeer! Das ändert sich allerdings, je näher wir Mariehamn kommen. Zwei Riesenfähren der "Silja-Line" schieben sich vor uns in den Hafen. Einfahrt für eine Weile dicht, als sie zum Anlegen wenden müssen. Meinen Anleger muß ich 2 x wiederholen, bis Kirsten's Arme lang genug sind, um den Bojenhaken einzupieken. Dank unserer frühen Ankunft haben wir jetzt Zeit für einen Stadtbummel durch Mariehamn's Fußgängerzone. Ich versuche, zwei Eis mit je 2 Kugeln für uns zu bestellen und bekomme 2 Eis mit je 4 Kugeln. Auf meinen Protest, dass ich 2 Eis mit nur je 2 Kugeln haben will, wird mir ein Eisbecher wieder weggenommen. 2,5 Euro soll ich bezahlen. Ok, aber ich möchte die 4 Eiskugeln auf 2 Becher verteilt haben. Ok, macht sie, aber nun kostet es 3,5 Euro. Sitten sind das. Im Supermarkt kaufen wir ein klitzekleines Mini-Schwarzbrot und schauen nicht auf den Preis am Regal. Draußen sehen wir uns den Kassenzettel etwas näher an, weil mir jetzt 7 Euro für 1 Pampelmuse, 2 Äpfel und das Brot etwas hoch erscheint und - 3,65 Euro für 1/2 Pfund Brot! Am liebsten würden wir es zurückbringen und wenn das jetzt auch noch süß schmeckt! Meine übrigen finnischen Briefmarken kann ich auch nicht auf die Postkarten kleben, weil die Aalands zwar politisch zu Finnland gehören, aber eine schwedische Provinz sind mit schwedischer Amtsprache und eben auch eigenen Briefmarken. Aber ansonsten ist es schön hier und wir beschließen, einen Tag zu bleiben und mal wieder auszuschlafen. Mittags klopft es am Schiff. Unsere alten Clubkollegen Helga und Karl haben von der schwedischen Küste, wo sie mit ihrem Boot liegen, einen Ausflug per Fähre zu den Aalands gemacht und uns entdeckt. Ist auch nicht so besonders schwer, denn inzwischen wehen fast nur noch finnische und schwedische Flaggen. Vor den Schiffen der Finnen und Schweden stehen überall Eimer mit gefangenen "Schätzen", von Algen über Krebse bis heringsähnliche Fische, die Kinder sind den ganzen Tag mit ihren Catchern unterwegs oder schwimmen im Hafenbecken. Eine stabile Hochdrucklage machts's möglich. Am 28. trennen sich die Wege von "Pirol" und "Fortuna". Horst will unbedingt auf 5 Bft. Segel-Wind warten, der in den nächsten Tagen nicht zu erwarten ist und wir wollen uns mit 3-4 Bft. aus N/NW zufrieden geben. Hoffentlich kriegt er nicht 5 Bft. gegenan. Also machen wir uns um 6 Uhr morgens auf nach Gräddo an der schwedischen Ostküste. "Fortuna" schläft noch, aber etliche Großfähren sind schon im Anmarsch. Nach 3 Stunden können wir unseren Blister setzen und laufen 6-7 Knoten. Besser geht's nimmer. Wir sind so schnell, dass es in Gräddo noch kaum freie Liegeplätze gibt. "Sorry, Sie müssen wieder weg, die Plätze sind privat", heißt es am ersten Steg. Also drängeln wir uns auf der anderen Seite in eine kaum vorhandene Lücke. Aus Angst um ihre "Joghurtbecher" helfen wieder viele Hände beim Einfädeln und nach einer Stunde haben etliche Nachbarlieger abgelegt und es gibt Platz. Wir haben im Hafenhandbuch gelesen, dass es einen Bus ins größere Nortälje gibt, wo wir detailliertere Seekarten für die schwedischen Schären kaufen wollen. Als wir in den einsteigen wollen, verlangt die Fahrerin unsere Tickets, die wir eigentlich im Bus zu kaufen dachten. Nach großer Diskussion gibt sich die Busfahrerin geschlagen und wir dürfen unentgeltlich mitfahren. Ein Fahrgast klärt uns auf: Entweder kauft man an irgendeinem Kiosk oder so ein Ticket oder man bezahlt per Handy-SMS. Aha, deswegen zeigten so viele Passagiere ihr Handy vor. Aber wie das mit einem deutschen Handy gehen soll? Egal, das haben wir schon mal gespart. Ca. 5 Euro stellt sich später heraus, Kirsten wäre als "Seniorin" schon sehr billig gefahren. Die Fahrt lohnt sich nicht nur für die Seekarten, es ist auch eine sehr hübsche Hafenstadt. Die "Kunst auf dem Wasser" wäre auch eine Anregung für unsere jährliche Ausstellung "Kunst auf der Schlei". Wir beschließen, das Foto mit den herausragenden Beinen als Foto dieses Eintrags zu nehmen.Die Sonne bleibt uns treu. Am nächsten Morgen geht es weiter durch die Schären nach Vaxholm/Stockholm. Wir sind froh, dass wir ein Dach über dem Cockpit haben und so abwechselnd mal vor "Klärchen" fliehen können. Freuen uns wieder über einen leichten Schiebewind. Im Hauptfahrwasser Verkehr wie auf der Mönckebergstraße. Ein MS "Vierkant" nach zwei anderen kommt uns entgegen oder überholt. "Silja Line", "Wiking-Line", "Aida", "Tallink" oder wie sie auch immer heißen. Von der "Aida" winken die meisten zu unserer deutschen Flagge herunter. Wohl viele Landsleute mit ihr unterwegs. Um 4 Uhr nachmittags ist der Hafen noch oder schon gerammelt voll. Alle Bojen belegt und hinter uns lauern noch ein paar Ankommer. Da legt vor uns eine "Omega 34" ab und das "Loch" lassen wir uns nicht streitig machen. Da müssen die anderen warten! Der Hafen gefällt uns, aber es ist schon sehr unruhig. Fähren machen Schwell im Fünfminutentakt und Motorboote jagen rein und raus ohne Rücksicht. Für uns mit unseren 16 Tonnen nicht das Problem, aber neben uns tanzt so ein Kleiner wie ein Korken auf und ab, links, rechts, rauf und runter. Aber die Familie mit drei Kindern (wo schlafen die bloß alle?) trägt es mit Fassung. Wir billigen uns einen Ruhetag zu und machen einen Bummel durch die alte Festungsstadt. Die Burg schenken wir uns, davon haben wir beide schon eine ganze Menge gesehen. Immer noch heiß, kaum ein Lüftchen und über 30 Grad im Schatten. Wir spannen ein Sonnensegel übers Cockpit und installieren "Bobbele" die Windhutze, die vor der Luke auf und abtanzt wie Boris Becker vor dem Aufschlag des Gegners und jeden Windhauch einfängt. Wieder mal geht's um 6 Uhr los in der Früh. Vor uns liegen 35 sm mit mehreren Klappbrücken, die im geschlossenen Zustand eine Durchfahrt für uns mit unserem 16 m-Mast nicht zulassen und zwei Schleusen. Die Ostsee und der Mälarensee, durch den wir weiter Richtung Süden fahren, haben ca. 0,5 - 1,5 m Höhenunterschied. Wir genießen wieder die Fahrt durch die im Gegensatz zu den finnischen Schären bewaldeten Inseln mit tollen Häusern reicher Schweden, deren Boote am eigenen Steg und manchmal sogar in einem eigenen Hafen schaukeln. Wieder reger Verkehr, die Motorboote jagen kreuz und quer um uns herum und auch die Kreuzfahrtschiffe, Fähren und Frachter sind schon unterwegs. Manchmal direkt beängstigend zum Greifen nah. Södertalje ist nicht das, was wir dem Hafenhandbuch entnehmen konnten. Etwas verkommen, aber mit dem zweiten Liegeplatz können wir leben. Etwas vertrauenerweckender als der erste wacklige Holzsteg. Kirsten backt das zweite Brot dieser Reise mit der guten Aldi-Backmischung, da wir uns mit den Brotsorten hier von süß bis labbrig nicht anfreunden können. Doch plötzlich ein Knall - das Sicherheitsglas von der Backofentür ist geplatzt! Sowas gibt's doch gar nicht! Das Brot bleibt drin und wird zu Ende gebacken, entscheidet Kirsten und das ist auch gut so! Wird trotzdem hervorragend. Nachdem die Glasstücke aus dem Ofen geklaubt, gewischt und gesaugt sind, stellt sich heraus, die Tür hat noch eine zweite Scheibe, die heil geblieben ist. Trotzdem müssen wir mit dem Hersteller demnächst noch mal streitig verhandeln.Heute ist der 1. August und wir düsen weiter "heimwärts", wenn auch in kleinen Schritten. 9 Uhr Leinen los und wieder durch die wunderschöne Inselwelt der Stockholmer Schären und den Mälarensee nach Trosa. Können uns gar nicht stattsehen an den hübschen roten Holzhäusern und den prachtvollen Villen an den bewaldeten Hängen und dem Ufer links und rechts. Allerdings leben möchten wir beide dort nicht, uns wäre es wohl etwas zu einsam. Auch Trosa ist wieder gut belegt, am ersten Liegeplatz haben wir das Schild "reserviert für Ausflugsboote" übersehen, aber es gibt noch die eine oder andere freie Heckboje auf der anderen Seite der Pier. Kaum sind wir da fest, zieht hinter uns eine schwarze Wand auf und wir beeilen uns, unsere gute Kuchenbude aufzubauen. Gerade noch rechtzeitig, da bricht ein Unwetter mit Blitz, Donner und Wolkenbruch über uns herein. Ein paar Motorbootfahrer, die gerade hereinkommen, haben nicht soviel Glück, im Nullkommanix sind sie naß bis auf die Knochen. Na, wenigstens ist es nicht kalt. Wir haben für morgen eine Wettervorhersage: Umlaufend und schwachwindig. So geht's weiter durch die südlichen Stockholmer Schären nach Oxelösund. Während ich am Logbuch schreibe, macht Kirsten die Navigation. Weiß nicht, wer den besseren Job hat! Bis denne!