Montag, September 01, 2008

12. - 26. 8. 08 Kalmar/Schweden bis Gedser/Dänemark


Sorry, dass Ihr diesmal 14 Tage auf einen neuen Eintrag warten musstet, aber unser Airmail funktioniert nicht. Außerdem keinen Hafen seit einer Woche, wo ein drahtloses Internetnetz zur Verfügung steht. Erst jetzt hier in Gedser gibt es eins, allerdings 30 Kronen die halbe(!) Stunde. Deswegen bitte ich auch um Nachsicht, wenn ich keine e-mails beantworte. Die Zeit brauchen wir für die Wetterberichte, die wir aus dem Internet holen und für den Logbucheintrag. Und der kommt jetzt:

Morgens um 7 schlafen unsere Wohnmobilisten noch. Schönstes Wetter, still ruht die See. Daß wir hier gestern noch mit den Elementen gekämpft haben, ist kaum zu glauben. 6 Stunden motoren bis Kalmar! Auch hier ist die Segelsaison für die Schweden zu Ende, merkt man an den vielen freien Bojen, aber bis zum Abend füllen sie sich doch noch mit überwiegend deutschen Booten. Alte Bekannte trudeln ein, die "Manya", "Lady X", "TriXSieben" und auch die "Kipuka". Abends in der Sauna staunen wir nicht schlecht, als sich die Tür öffnet und ein finnisches Ehepaar fragt, ob es sich zu uns gesellen darf. Es sind die gleichen Finnen von der "Hamabee" aus Espoo, die auch im letzten Jahr die Saunatür öffneten mit der gleichen Frage. Zudem sind sie auch noch Freunde unserer finnischen Freunde von der "Atalanta". Die dürfen natürlich und es gibt ein großes Hallo. Auf der anderen Hafenseite liegt die "Wannabe" mit ex-Einhandsegler Rolf, der inzwischen seine Freundin Sabine an Bord hat. Leider hat er mit seinem Motor nur Ärger und Riesenprobleme gehabt und wird wahrscheinlich ohne Boot nach Hause fahren, weil er hier auf der Werft eine neue Maschine eingebaut bekommt. Die beiden kommen mit ihrer Horrorgeschichte und einer kleinen Flasche "Tallinn Vana" vorbei. Morgen sowieso mal wieder Hafentag, der Wind bläst kräftig aus Südwesten und er heult die ganze Nacht. Irgendwas klappert und lässt sich nicht lokalisieren. Am Ende liegen Kirsten und ich beide vor meinem Kleiderschrank, in dem eigentlich nichts klappern kann, aber da war das Geräusch am lautesten. War! 2 min. klappert nichts, bis eine Bö das Schiff rollen lässt! Unsichtbar hinter der Verschalung sind zig Alu- und Nirostangen verstaut, die bei Bewegung gegeneinander klacken. Der Wind soll weiter bis 7 Bft. blasen, seltene Einigkeit bei den verschiedenen Wetterstationen. Schwarze Wolken jagen über uns hinweg und auf allen Schiffen wird "umdekoriert", Leinen verstärkt, Ruckfender angebracht. Selbst die Russen von der "Cutty" aus St-.Petersburg und die Polen aus Danzig, die sonst bei jedem Wetter rausgehen, bleiben im Hafen. Kirsten backt Brot und ich freue mich schon auf den warmen Knust. Morgen soll es schwachwindig werden, was anderes kennt unser Wetter ja nicht mehr, viel Wind oder gar keiner. Also gar keiner, gehen um 6 Uhr auf die 54 sm lange Strecke nach Karlskrona. 11 Stunden durch den Kalmarsund und die südlichen schwedischen Schären. Wir wollen vorankommen, denn morgen soll der einzige Tag mit Nordwind sein. Da könnten wir dann über die für ihre Stürme berüchtigte Hanöbucht nach Simrishamn laufen. Noch einen abendlichen Spaziergang durch die Straßen Karlskrona's und wieder geht's am frühen Morgen über die Hanöbucht, 57 sm nach Simrishamn. Statt des angesagten moderaten Nordwest-Windes Totenflaute! Etwas Abwechselung bringt ein kleiner gelber spatzenähnlicher Vogel, der uns eine Stunde begleitet und die Mücken aus den reichlich vorhandenen Spinnennetzen pickt. Von allen Seiten streben die segelnden Zugvögel auf Simrishamn zu. Auch "Fortuna" meldet sich aus Utklippan und ist - wie immer - noch vor uns im Hafen. Aber das ist auch gut so, denn sie sorgen wieder für einen schönen Kaiplatz vor ihnen. Wir revanchieren uns mit einer Einladung zum Eis mit Rumtopf, vorzüglich angesetzt von Schmotte, Kirsten's Mutter. Auch René, der Holländer von der "UglyDuck" gesellt sich dazu und bringt uns das holländische Wort für solche köstlichen Naschereien bei: "Tutjes"! Einen Hafentag gönnen wir uns in Simrishamn, wo wir eigentlich schon jeden Stein kennen, durch die sturmbedingten Hafentage im letzten Jahr. Kirsten's PC muckt, irgendwas ist immer, außerdem geht auch der Autopilot nicht mehr. Müssen wir halt wieder etwas mehr per Hand steuern. Vom Atlantik droht das nächste Tief und bevor das da ist, wollen wir ein möglichst großes Stück der Heimat näher kommen. Die Navigation ist deutlich einfacher geworden seit wir aus den Schären raus sind, kommen mit einem Bruchteil von Wegepunkten jetzt aus. So reichen 3 bis zum 50 sm entfernten Gislövsläge bei Trelleborg. Morgens um 6 Uhr lohnt es nicht, Segel zu setzen. Erst als wir "um die Ecke" kommen, zieht die Genua etwas mit. Die Vorboten des nächsten Tiefs erreichen uns kurz vor dem Hafen. 5 Bft. aus Südwest und wir motoren mit 3,5 sm/h gegenan. Durch die Einfahrt geht es dann noch mal mit full speed, damit uns die Wellen nicht gegen die Mole drücken. "Fortuna" erwartet uns schon, jawohl, sie sind noch eine Stunde vor uns ausgelaufen! Auf dem Platz neben sich haben sie das grüne Schild auf "Rot" gestellt, für unsere Breite gibt es nämlich nicht allzu viele passende "Boxen" und da sind wir schon dankbar. Der nächste Tag bringt den Wind, den wir gestern haben sollten, aber keinen Nerv auf die nächste "Langstrecke". Also Hafentag und waschen, duschen und schnacken mit neuen Nachbarn, "Timpe Te's" mit Hartmut und Gesche aus Hamburg und "Radi's" mit Christa und Hartwig aus Hooksiel. Das ist das Nette an Hafentagen, man lernt eine Menge interessanter Leute kennen. Abends füllt sich der Hafen mit Schiffen, die gestern in Ystad Schluß gemacht haben und dort ganz schlecht gelegen haben. Der Hafen ist total offen gegen Wind aus Südwesten und sie sind die ganze Nacht "Fahrstuhl" gefahren. Alle warten jetzt auf guten Wind, der sie in Richtung Dänemark bläst, doch der scheint in weiter Ferne. Erstmal machen wir das beste draus, waschen unsere Fenderbezüge, deren ursprüngliche jeansblaue Farbe inzwischen vom Schwarz der Autoreifen in Fyrudden und dem Grün der algenbewachsenen Holzspundwand in Simrishamn überlagert worden ist und schließen uns Radi's an, die mit dem Bus nach Malmö zum dort stattfindenden Musikfestival wollen. Von Musik bekommen wir dann aber wenig mit, hauptsächlich Fressbuden etc. Die Innenstadt ansonsten sehr sehenswert, alte Fachwerkhäuser, hübsch restaurierte Giebel und eine große Fußgängerzone sind eine schöne Abwechselung zur Seefahrt. An Bord zurück scheint es uns, dass der Wind etwas abgenommen hat, doch in der Nacht nimmt er wieder kräftig zu und die Wettervorhersage von DP07, den wir seit Simrishamn wieder über UKW bekommen, hält die nächsten Starkwindvorhersagen für nahezu alle Seegebiete bereit. Wann wir aus diesem "Mauseloch" wieder herauskommen? Im Augenblick sieht es nach hier Überwintern aus!Ystad soll ein hübscher Ort sein, hat man uns gesagt und da das nur ca. 30 km östlich liegt, wollen wir uns dorthin mit dem Bus aufmachen. Tja, sagt der Kaufmann, bei dem wir uns mangels Touristeninformation erkundigen, nachdem er hilfsbereit im Internet nachgesehen und auch telefoniert hat, also die beste Verbindung ist es, mit dem Bus nach Trelleborg (4 km) zu fahren, dort in den Bus nach Malmö (3/4 Stunde nach Norden) umzusteigen und von Malmö dann mit der Eisenbahn nach Ystad! Tja, also, danke, da verzichten wir doch lieber! "Radi's", die um 11 Uhr den "Hafenkoller" kriegten und unbedingt raus mussten trotz starkem Südwestenwind gegenan, liegen wieder in ihrer Box: Motorversagen wegen verstopftem Dieselfilter. Hoffentlich haben sie sich nicht diese Bakterien eingefangen, die Diesel zu Gelee verarbeiten. Leider passt Kirsten's Ersatzfilter von der "Pirol" nicht, aber sie haben Glück, trotz Sonnabend kommt ein Mechaniker mit einem passenden Filter vorbei und wir hoffen mit ihnen, dass sie damit ohne Probleme bis nach Hooksiel kommen. Morgen, an meinem Geburtstag, oh Wunder, soll es schwachwindig sein, sagen alle verfügbaren Wetterfrösche und auch wenn dazu Regen kommen sollte, da wollen wir - wie auch "Fortuna's" die Chance nutzen, ein Stück weiter Richtung Heimat zu kommen.Seit 2 Uhr nachts regnet es ununterbrochen, aber es ist tatsächlich schwachwindig. 6 Uhr (!) und "Fortuna" ist schon wieder vor uns weg! Nach 2 Stunden Flaute brist es auf und es kommen die Sturmwarnungen. Wenn auch sonst die Wettervorhersagen nichts taugen, die Sturmwarnungen stimmen immer! Wir wechseln die große Genua in die kleinere und stärkere Kutterfock und ändern den Kurs. Gehen lieber westlich nach Rödvig mit halbem Wind, als südlich nach Klintholm auf Mön mit achterlichem Wind. Trotzdem, wir rollen und stampfen und müssen zu allem Übel auch noch zwei vielbefahrene Schiffahrtslinien kreuzen. Gut, dass wir Radar haben, denn die schnellen Fähren von und nach Trelleborg sind bei der schlechten Sicht kaum rechtzeitig auszumachen. Und es gießt und gießt und es brist und brist! Bis 8 Bft. misst unser Windmesser. Ne, watt'n Geburtstags"ritt"! Die letzten 5 sm überstehe ich nur mit einem "Geburtstags-Schnaps" (siehe Foto) und dann haben wir den rettenden Hafen erreicht, es ist schlagartig himmlisch ruhig und zwei freundliche Helfer nehmen trotz Regen unsere Leinen entgegen. Die Welt ist wieder in Ordnung. Nach dem Tag wollten wir uns eigentlich einen erholsamen Hafentag gönnen, aber der Wind weht mit freundlichen 3-4 Bft. aus Nordosten. Zum ersten Mal seit Wochen können wir mal wieder halbwegs vernünftig segeln mit Groß und Genua. Nur die Restwellen von gestern sorgen für einen kleinen Wermutstropfen. Wir "rollen" mit achterlichem Wind, allerdings mit 5-6 Knoten Klintholm entgegen. "Tote Hose" im Hafen, nur diverse deutsche und holländische "Heimkehrer" trudeln noch nach und nach aus allen Richtungen ein. Am 25. gibt es auch noch nicht den verdienten Hafentag, nur SW 3 Bft. und so schwach nur heute. Also "put the Hebel on the table", wenigstens 12 sm weiter nach Hesnaes, nehmen wir uns vor. Daraus werden 25 sm, denn es bleibt schwachwindig und wir ändern den Kurs nach Gedser in Dänemark. Leider erwischt uns beim Anlegen im Hafen der Wind und Regen aus der drohenden schwarzen Wolke und das Anlegemanöver misslingt gründlich. Gottseidank kriegt Kirsten wenigstens eine Vorleine fest und ich kann den Steven mit Hilfe einer langen Leine ranwinschen. ICH! 16 t Schiff! Jawohl! Die nächsten Anleger haben es einfacher, Wolke, Wind und Regen weg.Aber heute gibt es einen Hafentag, ziemlich viel Wind ist angesagt und die Ostsee hat viele weiße Schaumkronen. Wir machen es uns gemütlich und hoffen, die Wettervorhersage ändert sich für die nächsten Tage zum besseren. Gedser ist ein grässlicher Ort für Hafentage! Das "Zentrum" besteht aus der Kirche, einem "Brugsen"-Kaufmann und einer Tankstelle. Aus!