Samstag, Juli 25, 2009

15.-21.7.09 Hanö bis Karlskrona


Still ruht die See, wie angekündigt. Aber wir fahren trotzdem los. Die "Pläsier" ist schon weg. Bedeckter Himmel, etwas Wind kommt auf. Zu spät und zu spitz für uns, wir sind schon fast vor der Hasslö-Brücke, durch die der nächste Weg nach Karlskrona führt. Schwieriges Anlegemanöver am Schwimmsteg, der jetzt doch ziemlich starke Seitenwind drückt uns immer wieder weg. Die Franzosen hinter uns mit ihrer 16 m langen Super Maramu haben die gleichen Probleme. Sie sind auch nur zu zweit auf dem Riesendampfer. Der Stromkasten ist glatt 50 m entfernt an Land und wir müssen gleich 4 Kabel aneinanderstecken. Gut, daß die "Pirol" so gut ausgerüstet ist. Wir sind die einzigen an diesem Steg, die die Strecke überwinden können. Kirsten hat sich gestern auf dem Nachbarschiff die Zehen gestaucht, so muß ich den ersten Landgang allein unternehmen. Als ich zurück komme, liegt die "Pläsier" auch im Hafen, sie können höher an den Wind und sind hochgekreuzt. Unsere finnischen Freunde von der "Atalanta" simsen von Kalmar, ja gar nicht so weit von uns entfernt, aber wir wollen morgen hier bleiben, Wäsche waschen etc. Das ist hier im Liegegeld von 180 SEK inbegriffen.
Am Morgen hat der Wind um 180° gedreht und eine Weile sind wir versucht, doch abzulegen. Aber dann winken wir doch der "Pläsier" nach, die Richtung Kalmarsund fährt und verholen uns an die Mittelpier, wo wir nur ein Kabel brauchen und den Wasserschlauch vorm Schiff haben. Der Tag wird wunderschön. Nach dem Waschen und Putzen bleibt uns auch noch Zeit, im vom Hafenmeister empfohlenen Internetcafé mal wieder in unsere e-mails zu sehen. Die Stadt mit ihren vielen, vielen verlockenden Geschäften und Cafés wären einen weiteren Hafentag wert und wir entscheiden uns dafür. Kirsten backt erst einmal ein leckeres Bauernbrot, da wir noch immer kein uns genehmes schwedisches Brot entdeckt haben. Mit dem Rest des alten füttern wir eine vorbeiziehende Schwanenfamilie, Vater, Mutter und drei Kinder. Vater Schwan erweist sich als sehr undankbar, als nichts mehr da ist, beißt er wütend in unsere Niro-Scheuerleiste. Wohl bekomm's!
Gute Entscheidung, wieder ein herrlicher Sommertag. Warum soll man immer nur bei Sturm und Regen im Hafen bleiben? Stadtbummel, Bootsputz und Niro wienern! Der Hafen füllt sich. Wegen Sturmwarnung für die nächsten 24 Stunden suchen wohl viele Schärenlieger jetzt Schutz im Hafen. Auch für die nächsten Tage bleiben die Windwarnungen bestehen und selbst wenn sie nicht eintreten sollten, wir werden kein Risiko eingehen und uns im Hafen mopsen. Auch unsere holländischen Nachbarn bleiben. Sie wohnen schon seit 10 Jahren nur auf ihrem Schiff, im Winter in Rotterdam. Sind mit Zentralheizung, doppelverglasten Fenstern etc. aber auch perfekt ausgerüstet und haben ihr Schiff sehr gut in Schuß. Die 7.Nacht soll liegegebührenfrei sein, sagt der Hafenmeister. So weit wird es hoffentlich nicht kommen.
20. 7. Oh doch, es kommt so weit. Bis morgen einschließlich noch Starkwindwarnungen. Ein Engländer kommt aus den Schären rein, wo er geankert hatte. Ganz schön ruppig draußen, sagt er. Ein polnisches Ausbildungsschiff mit 10 jungen Leuten macht längsseits bei uns fest. Na, prost Mahlzeit, wenn die einer nach dem andern heute Nacht auf's Klo müssen und über unser Schiff poltern. Der Holländer grient herüber. "Soll ich sie zu Euch schicken?" frage ich ihn. "Ne, ne, lieber nicht!" Er verzieht sich in seinen Deckssalon, wo eine weihnachtliche Lichterschlange holländische Gemütlichkeit verbreitet. Gut, wir schlafen im Achterschiff, aber am Morgen verdonnert Kirsten die Nachbarcrew dazu, auf "Strumpfsock" über unser Vorschiff zu schleichen, was sie auch brav machen. Ihr Skipper bringt nachmittags eine Flasche Rotwein für uns von seiner Crew. Wollen sich bedanken für die Tasche mit Süßigkeiten, Kaugummi und Nutella, die Jonas nicht geschafft hatte. Sie wollen evtl. heute Nacht zurück Richtung Polen über Bornholm, kein besonders guter Kurs bei angesagtem SW-Wind. Wir hoffen für Morgen auf ein Stück weiter nach Osten.

Freitag, Juli 17, 2009

8. - 14. 7. 2009 Gislövsläge bis Hanö/Hanöbucht/Schweden


Schönes Wetter und guter Wind, um weiter nach Osten zu kommen. Aber es gibt da die Windwarnung Nr. 302: Westwind 7 Bft. mit starken Gewitterböen. Wir entscheiden uns, zu bleiben wo wir sind, denn im nächsten angepeilten Hafen Ystad liegt man erheblich unruhiger. Nachmittags läuft die „Sayonara“ mit Gunda und Leo, unseren ehemaligen Clubkollegen, aus eben diesem Grunde aus Ystad kommend ein. Einlaufbierchen bei uns und abends Grillen an Land. Vorher kriegt Kirsten aber noch ihren Urlaubshaarschnitt hinter den Hafenhäuschen. Gar nicht so einfach bei dem aufgefrischten Wind. Nachts heult es dann richtig durch die Masten und der Wind soll auch noch durchstehen bis Samstag. Wir haben`s auch bei Regen und Wind gemütlich unter unserer „Kuchenbude“. Bei unserem Nachbarn, der gestern an uns mit dem Wind festmachte aus unerfindlichen Gründen, sieht es mangels Kuchenbude schlechter aus. Der Wind pustet ihnen von hinten so in den Salon, daß sie ihr Schott dicht halten müssen. Wir schlafen mal sehr lange aus, verpassen ja nichts und genießen nach spätem Frühstück Sekt mit Erdbeeren auf der „Sayonara“. Abends Rummikab bis in die Puppen. Kirsten gewinnt , allerdings nur knapp.
Am 10. Heult und heult es immer noch und die Achterleine unseres Anliegers knarrt genau neben meinem Ohr. Egal, in der Koje ist es am gemütlichsten. Der Tag bleibt grauslich mit Regen und Sturm. Unsere Kuchenbude ist neben dem Bugstrahlruder die beste Investition auf der „Pirol“! Mittags kommt Leo zum Skatspielen vorbei und abends gibt’s Eis mit Schmottes (Kirstens Mutter) köstlichem
Rumtopf auf der „Pirol“. Das Meer ist weiß, trotzdem zieht ab und an eine Yacht mit gerefften Segeln vorbei. Gut, wir haben keine Terminprobleme. Auch morgen soll es in Böen bis 8 Bft. blasen.
Aller Hoffnung ruht auf Sonntag. Beim Rummikab mit Gunda und Leo plötzlich große Aufregung auf dem Wasser. Kreischende Krähen, aufgeregte Enten, anscheinend hat sich eine Krähe mit dem Kopf zwischen den Molensteinen verfangen. Durch’s Fernglas sehen wir sie verzweifelt mit den Flügeln schlagen. Leo und Kirsten eilen mit Arbeitshandschuhen zur Tierrettung. Doch als sie nach 10 Minuten ankommen, haben die Artgenossen ihr die Kehle durchgehackt . Puh!
Am Morgen hat der Wind etwas nachgelassen, aber noch immer bestehen Windwarnungen für fast alle Seegebiete. Unser ekliger Nachbar muß seinen Platz räumen, weil er sich einfach auf einen rot markierten, also besetzten Platz gelegt hatte. Die schwedischen Besitzer liegen seit drei Tagen gegenüber an der Fischerpier, weil er sich weigerte, den Liegeplatz freizugeben. Auch wenn er es nicht verdient hat, wir helfen ihm trotzdem beim Ablegen und er muß sich bei uns bedanken.
Wir fahren nochmal mit dem Bus nach Trelleborg, um mal ins Internet sehen zu können.
Abends große Runde auf der „Pirol“. Unsere Anlieger zur Rechten, Franz und Marlene von der „Pläsier“ aus Cuxhaven und Gunda und Leo von der „Sayonara“. Kirsten verwöhnt alle mit Käsehäppchen, Apfelkapern und Senfgurken. Bei Wein und Bier steigt die Stimmung und der Wetterbericht für morgen tut sein übriges: Guter Segelwind für alle verspricht der Seewetterdienst um 23 Uhr. Jetzt aber alle ab in die Koje. „Pirol“ und „Pläsier“ wollen Richtung Osten zur Hanöbucht und die „Sayonara“ Richtung Kopenhagen. Bei SW-Wind sollte beides machbar sein.
6 Uhr Aufstehen, 7.30 Uhr Ablegen. Da draußen noch eine ziemlich eklige Welle steht, wird schon im Vorhafen aufklariert und das Großsegel gesetzt. Trotz grauer Wolken gibt es keinen Tropfen Regen und 80 % der Strecke nach Simrishamn können wir sogar segeln. Leider lassen wir uns da dann von Franz, der ¼ Stunde vor uns da war, zwischen die flachen Schwimmausleger locken, die außerdem auch noch zu kurz und zu eng sind. Ragen mal wieder mit dem „Hintern“ 2 m ins Fahrwasser und die flachen Kissenfender, die wir gerade zwischen Bootsrumpf und Ausleger quetschen können, quietschen erbärmlich. Aber na gut, wollen wir nicht meckern, für eine Nacht geht’s. Morgen früh wollen wir ja weiter nach Ahus, 32 sm weiter nördlich.
13. 7. 7 Uhr. Der Regen prasselt auf’s Dach. Drehen uns nochmal um in der Koje und entscheiden dann erst um 11.30 Uhr, als Sonne und feiner SW-Wind herrschen, noch abzulegen. So macht Segeln Spaß. 4 ½ Stunden bis Ahus und gleich ein super Liegeplatz an einer Spundwand. Auch wenn wir hier 200 SEK = 20 € Liegegeld bezahlen müssen, immerhin sind Strom und Dusche inklusive. Wir bummeln die lange Promenade mit Eisbuden und netten Restaurants entlang und gönnen uns ausnahmsweise mal ein „dining out“. Lecker Oksefilet! Noch ein Gang durch den netten Ort mit hübschen bunten Häusern und dem Riesengebäudekomplex des offensichtlichen Hauptarbeitgebers neben dem Tourismus: die „Absolut“-Destille. Die Wettervorhersage ist weiterhin günstig für uns. Also morgen ein Stück weiter durch die Hanöbucht zur Namensgeberinsel Hanö.
Sonne satt, Sommerwetter, 0 Wind, aber der von vorne. Etwas nimmt er zu, aber es bleibt beim Motoren gegenan für die ca. 20 sm. Kurz vor der Hafeneinfahrt muß uns noch ein Schwede unbedingt überholen. Doch das nützt ihm wenig, um ein Uhr mittags müssen wir schon in zweiter Reihe liegen und um halb vier ist der Hafen für unsere Begriffe dicht. Doch der versierte Hafenmeister, für den das wohl das tägliche Brot ist, schiebt hier noch dazwischen und da an den Fischkutter, die Fähre kommt auch noch rein und geht wieder raus in all dem Gewusel und dann legt auch noch der Großsegler ab. Aber das gibt dann wieder Platz für Neuankömmlinge, zu denen auch die „Pläsier“ gehört, die wegen der Windrichtung von Utklippan auf Hanö umdisponiert hat. Wir genießen das „große Kino“ vom Cockpit aus und Kirsten steigt in den Mast, um ein schönes Bild für das Logbuch zu knipsen. Morgen wahrscheinlich Hafentag auf Hanö, Wettervorhersage: 0 Wind angekündigt für Karlskrona, unseren geplanten nächsten Hafen in den schwedischen Südschären.

Dienstag, Juli 14, 2009

29. 6. - 7. 7. 2009 Marstal/Insel Aerö/Dänemark bis Gislövsläge/Schweden



Der Tag fängt gut an! Jonas taucht die teure Alfi-Niro-Thermoskanne mit Glaseinsatz in das schon wassergefüllte Spülbecken, statt sie in dem 2. leeren Becken nur auszuspülen. Will retten was zu retten ist, dreht die Außenhülle auf, um innen trockenzureiben, die Glasinnenkanne stürzt raus auf eine Kante und - detoniert!!! Chaos an Bord! 100000 Stückchen, Brösel, Körner Glas - im Umkreis von 2 m. Bedeutet: Der Salon ist übersät mit Glitzer. 2 Stunden Aufräumaktion, dann können wir ablegen nach Marstal. Schöner Segelwind. Jonas steuert - und das schon erstaunlich gut. Noch sind die Liegeplätze zum Aussuchen und bei dem Wetter werden das neue Gummiboot und der überholte Außenborder aktiviert. Begeisterung bei Jonas, doch er kommt paddelnd wieder zurück. Motor läuft, aber kein Gang mehr einzulegen. Wahrscheinlich Steinberührung, diagnostiziert unser Experten-Nachbar, der Messingstift im Propeller gebrochen, die Sollbruchstelle. Im Zubehörset des Mariner-Außenborders befindet sich dann auch ein Ersatzstift und Jonas lernt, wie man den aus- und wieder einbaut. In einer nahen kleinen Metallwerkstatt lassen wir uns gleich 5 Ersatzstifte drehen, vorsichtshalber und laden unseren Einhandsegler-Nachbarn zum Dank auf einen Rotwein ein.
Der nächste Morgen vergeht mit Stadtbummel und Eisessen, mittags motoren wir - mangels Wind - durch das enge Fahrwasser bis nach Svendborg. Schwieriger Anleger, weil starker Strom quer zur Box steht, aber alles geht gut. Jonas düst gleich wieder mit dem Schlauchboot los. Das Wetter ist bombig.
Kein Lüftchen weht am nächsten Morgen. Gewitterstimmung. Wir beschließen, einen Wasch- und Einkaufstag einzulegen. Jonas braucht dringend ein Paar Bootsschuhe und "Udsalg" mit guten Preisen verhelfen ihm gleich zu 2 Paaren. Dann stärken wir uns mit Hotdogs und Fladenbrot, beides fast nur in der Dusche zu essen.
Bei der abendlichen Hafenrundfahrt mit dem Schlauchboot bricht wieder der Messingstift und Jonas muß gegen dicken Strom zurückrudern, weil wieder kein Gang einzulegen ist. Wie gut wir haben Reserve und Jonas hat bei Nachbar Lehmann gut aufgepaßt. Abend gerettet. Davon profitiert Nachbarhund Jeldes. Der liebt Bootfahren, aber ohne Motor. So bekommt er eine gepaddelte Hafentour.
Jonas zweitliebste Beschäftigung ist inzwischen das Skatspielen. Auch beim Zocken wird er immer besser. Kommt ganz nach der Oma!
Am 2. Juli geht's weiter nach Lohals. Der Automat in Svendborg verweigert die Auszahlung unseres Guthabens auf der Hafenkarte. "Jeg kan ikke lese de Kort" oder so ähnlich erscheint auf dem Display. Erst wollte er gestern keinen meiner 3 angebotenen 20?-Scheine annehmen und ich mußte das Geld im Hafenbüro per Computer auf der Karte gutschreiben lassen. Anschließend wieder Hafenbürohilfe, weil die Waschmaschinenbeschreibung falsch war und 40 Kronen ohne Gegenleistung auf der Karte verschwunden waren und nun kennen sie mich schon im Hafenbüro und zahlen anstandslos die geforderten 115 Kronen aus. Leider mal wieder Perkins-Wetter, doch Sonne und blauer Himmel. Obgleich wir schon um halb zwei im Hafen ankommen, gibt es nur noch wenige Liegeplätze. Zudem ist der unsrige auch noch zu kurz und wir stecken den "Hintern" zwei Meter aus der Box. Aber ok. Jonas und ich aktivieren die Bordfahrräder und radeln zu "Super Brugsen", um Brot, Milch etc. einzukaufen. Anschließend noch Deck geschrubbt, das das mehr als nötig hat inzwischen. Aber in Dänemark wird es nicht gern gesehen, wenn man das Frischwasser zum Bootwaschen benutzt und auch wenn hier kein Verbotsschild steht, machen wir das ganz diskret.
Jonas hat bei einer Erkundungsfahrt mit dem Dinghi einen guten Badeplatz entdeckt und da Kirsten Navigation machen und Wasser auffüllen will, düsen wir allein los. Anschließend bin ich klatschnaß nach einer Wasserschlacht. Puh, bin ich gar nicht mehr gewohnt und früher kam ich auch entschieden besser aus dem brusthohen Wasser ins Schlauchboot zurück. Heute eher wie ein nasser Sack.
Nach Femö fahren wir am nächsten Morgen mal früher los. Wieder Superwetter aber wieder kein Wind. An der Insel Vejrö motoren wir vorbei, die sich mit 300(!) Kronen Hafengeld anpreist. 145 DEK auf Femö = 20 ? reichen vollends, finden wir. Trotz der frühen Ankunftszeit ist der Hafen schon ziemlich voll, aber wir finden noch in ein Loch, aus dem wir morgen früh sicher schwer wieder rauskommen werden. Da ist dann allerdings Kirsten der Skipper, ha! Jonas badet, lernt weiter Skatspielen und fährt Gummiboot. Gute Stimmung an Bord. Allmählich müssen wir allerdings eine Rückreisemöglichkeit für ihn finden, denn er will am 10. Juli wieder seinem Fußballverein zur Verfügung stehen. Wir denken an Trelleborg.
Das Mauseloch ist wirklich eine ziemliche Falle und wir machen erstmal einen Schlachtplan. Gottseidank ist Totenflaute, Jonas bringt mit dem Dinghi unsere längste Leine zu einem dänischen Boot, das uns gestern noch mehr Manövrierraum genommen hatte und mit dessen Skipper Hilfe und vor und zurück und jeder Mann an seinem Platz gelingt es, die "Pirol" in freies Wasser zu bugsieren. Noch ein kleines deutsches Boot, das ausgerechnet zur gleichen Zeit ablegt, beiseite gewedelt, dann sind wir wieder unterwegs. Dank Kirstens genauer Navigation kommen wir sicher durch den Ulvsund und die Koster Rinne nach Stege auf der Insel Mön. Sonne satt. Jonas, der so früh raus mußte heute morgen, kriegt die Erlaubnis, nochmal in die Koje zu kriechen und das läßt er sich nicht zweimal sagen. Aber zum Anlegen im Steger Nordhafen ist er wieder an Deck. Wir haben Glück, der Hafenmeister weist uns in eine gerade freiwerdende Box ein. Im Hafenbecken Dreck ohne Ende. Da möchte man nicht hineinfallen und wir balancieren besonders vorsichtig über den Bugspriet an Land.
Am Samstagnachmittag ist die sonst so bevölkerte hübsche Innenstadt tot. Nur "Super Brugsen" hat seine Tore geöffnet und wir können etwas Nachschub einkaufen. Doch auch der zweite Versuch, H-Milch in Dänemark zu erstehen, scheitert. Gibt's nicht.
Abends kommt Wind auf und der pfeift uns gleich so um die Ohren, daß wir die Kuchenbude aufbauen müssen, damit uns die Skatkarten nicht wegfliegen.
Am Morgen grauer Himmel, doch der Wind hat durchgestanden und läßt erst am späten Vormittag etwas nach. Darüber sind wir froh, denn wir müssen durch enges, flaches Fahrwasser, den Bögestrom. 2,40 m Solltiefe sollte die Rinne haben, also halten wir uns penibel genau an die Fahrwassertonnen. Trotzdem jagt uns das Lot mit Wassertiefen unter einem Meter einen Schrecken nach zwei anderen ein. Jonas fotografiert 70 cm und wir haben 1,80 m(!) Tiefgang. Das Lot reflektiert die Schwebstoffe, kennen wir von der Schlei und dem Harinxma-Kanal in Holland, wo uns das zum ersten Mal erschreckte. Die letzte Stunde nach Rödvig auf Seeland zieht uns dann unsere Genua. Endlich mal kein Motorenlärm und endlich mal wieder ein guter Liegeplatz an einer brandneuen Pier. Dann heißt es Aufklaren und - an die Karten. Jonas der Zocker! Abends gibt's Pizza und Hähnchen im Hafengrill.
Der 6. Juli beschert uns relativ schwachen Südwestwind. Genau das richtige, um unseren Blister "zu lüften". Seine 120 qm ziehen unsere 16 t mit 5-6 kn voran. Super. So eilen wir schnellfüßig durch die zwei breiten Seeschifffahrtsstraßen, die wir auf dem Weg nach Gislövsläge bei Trelleborg in Schweden queren müssen. Kirsten legt bei aufgefrischtem Wind einen guten Anleger hin, doch der Nachbarlieger pöbelt noch bevor wir überhaupt richtig festgemacht haben. Ausgerechnet ein Bremer, wohl ein notorischer Nörgler! Kriegt dann aber entsprechende Kommentare von uns und ist ruhig. Jonas hat sich entschlossen, die letzte Fähre um 23 Uhr nach Rostock zu nehmen, von wo er einen guten Bahnanschluß nach Bremen hat. So bringen wir ihn am Abend nach einer Henkersmahlzeit im vom Busfahrer empfohlenen guten Restaurant "Istanbul" zum Schiff und ziehen nun wieder zu zweit auf unser schwimmendes Zuhause. Wir beschließen, trotz günstigen Winden morgen einen Hafentag einzulegen und die kostenfreie Waschmaschine zu nutzen.
Das hat unser ekliger Nachbar schon vor uns getan und begrüßt uns, als er uns am Kaffeetisch im Cockpit entdeckt, mit einem lauten "Guten Morgen". Na, geht doch! Schöner Tag, Abstecher mit dem Bus nach Trelleborg, weil wir hier in Gislövsläge keine Euros tauschen können und dann im Cockpit die einlaufenden Boote beobachten. Es wird wieder voll im Hafen. Jonas simst aus der Heimat. Sie hat ihn sicher wieder. Tschüß. bis zum nächsten Logbucheintrag.

Donnerstag, Juli 02, 2009

21. - 28. 6. 2009 Schleswig/Wiking-Yachthafen bis Bagenkop auf Langeland/Dänemark


Sommeranfang. Endlich geht's los, nachdem wir noch auf den - dann doch falschen Druckwasserschalter - von Vetus gewartet haben. Der alte funktioniert noch und, sollte er in die Knie gehen, wird uns Fa. Julius das jetzt richtig bestellte Teil per Express nachsenden. Noch ist das Wetter nicht optimal, immer wieder dicke Regenschauer, aber wenigstens ist es windstill, als Kirsten uns rückwärts im engen Hafen der Schrader Marina/Borgwedel in das Kranbecken bugsiert. Sauberer Anleger! Morgen früh wird uns unser alter Freund Heiner, seines Zeichens "hier der Herrscher aller Reußen" zwecks Unterwasserreinigung von "Pirol" aus dem Schleiwasser kranen. Über und hinter uns klart es auf, Richtung Osten schwarze Wolken. Scheint, wir liegen im "Sommerloch". So wagen wir einen 20minütigen Spaziergang zum "Epinard", bekannt für eine exzellente Küche, aber wir begnügen uns mit einem auch sehr leckeren Apfelkuchen. Danach genieße ich - logbuchschreibend - die Abendsonne im Cockpit, während Kirsten in den "Keller" muß, Batterie ausbauen zum Wellenlager schmieren. Ja, ja, es geht gerecht zu an Bord der "Pirol".
Unser Freund Heiner kommt pünktlich um 10 Uhr und eine halbe Stunde später hängen wir im Kran an Land. Die Pocken halten sich in Grenzen und wir brauchen - unter Aufsicht der männlichen Hafenmitlieger - 3 Stunden für das Abkratzen der Pocken am Unterwasserschiff, der Schraube und den Einbau des neuen Bugstrahlpropellers, der effektiver als der alte arbeiten soll. Und schon geht's weiter bei schönstem Wetter nach Kappeln. Am einzigen für uns in Frage kommenden Steg außerhalb des engen Hafens liegt mal wieder ein "Zwerg" so, daß weder vor noch hinter ihm jemand festmachen kann. OK, gehen wir zurück zum Museumshafen. Fast super Anleger, haarscharf am ausladenden Bugspriet des Großseglers vorbei vergesse ich, daß wir auf dem Heck ja den glatt 3 m hohen Radarturm inklusive Antennen stehen haben. Gottseidank machen nur die Antennen eine tiefe Verbeugung - nichts passiert. Da schmecken später die berühmten "Spareribs" im "Alt Kappeln", kein Loch in der Bordkasse! Morgen früh erwarten wir Klaus Supa mit repariertem Außenborder für unser neues Schlauchboot. Sicher ein Highlight für meinen Enkel Jonas, der in Fehmarn einsteigen wird. Außerdem steht noch der Einbau eines Öldruckmessers für den Perkins an.
Herr Supa macht dann - wie erwartet - seinen Job super. Der Wetterbericht für Fehmarn ist ok und wir gehen am 24. 6. morgens um 7.45 Uhr mit nur einem weiteren "frühen Vogel" durch die Kappelner Brücke. Wolkenloser Himmel und N/NO Wind. Segel hoch schon in der Schlei und die gehen erst kurz vor der Fehmarn-Sundbrücke wieder runter, weil plötzlich Totenflaute herrscht. Die gefürchtete "Stille vor dem Sturm" stellt sich heraus. Ohne Vorwarnung bläst es plötzlich mit 5-6 Bft. von vorne und wir brauchen statt geplanter 8 jetzt 12 Stunden bis Burgtiefe. Ziemlich abgekämpft gönnen wir uns daraufhin unser Abendessen im Hafenkrug: Matjes mit Bratkartoffeln. Lecker! Morgen ist Ausschlafen angesagt.
Es bläst und bläst und bläst. Windwarnung . Böen bis 7 Bft. Wir nehmen ungefrühstückt den Bus nach Burg mit dem gleichen humorlosen unfreundlichen Fahrer vom letzten Jahr. Brötchen und Kaffee beim Bäcker ersetzen Frühstück und Mittagessen. Dann gucken wir noch kurz bei unserem Fehmaraner Freund Helmut rein und nehmen gerne eine Einladung für morgen Abend zum Grillen an.
Zum Sturm gesellt sich nun auch noch Dauerregen. Tochter Silja und Enkel Jonas melden sich 20 km vor Fehmarn. Sind von Bremen relativ gut durch die Dauerbaustellen gekommen. Jonas will ja einige Zeit mit uns segeln. Z.Zt. sieht es mehr nach Bootsurlaub am Steg in Burgtiefe aus. Keine Wetterbesserung in Sicht.
26.6.: Erst mal duschen im Hafenhaus. Von oben ist die Dusche z.Zt. zumindest eingestellt. Doch "Rasmus" hält durch! Wir freuen uns, daß wir nicht zu den Chartercrews gehören, die eine Woche Segeln gebucht und teuer bezahlt haben. Die wollen sie natürlich nicht im Hafen verbringen und legen trotz Windwarnungen bis 8 Bft. ab. Der Wetter-Trend für die nächsten Tage bleibt grauslich. Wir nutzen die Beweglichkeit durch Silja's Auto für einen Ausflug nach Heiligenhafen und genießen einen gemütlichen Grillabend bei Helmut und seiner Margrit. Anschließend noch Rummikab-Kampf unter der Kuchenbude im Cockpit. Auch Hafentage können schön sein. Silja hadert noch mit ihrem Schicksal: Eine Möwe hat ihr auf Handgelenk und Pulloverärmel geschissen, knapp neben ihr Backfisch-Brötchen!
Am Samstag heult es immer noch durch die Masten. Also keine Hektik an Bord. Silja holt Brötchen und es gibt wieder ein spätes Frühstück. Kirsten will am Schiff arbeiten "einer muß schließlich was tun" und wir machen uns auf zum Zentrum am Südstrand. Silja fängt sich den zweiten Möwenschiss ein, das entwickelt sich langsam zur Serie. Trotzdem amüsieren wir uns beim Flippern, Tisch-Minigolf etc. Etwas hat der Wind nachgelassen, aber wir haben wenig Hoffnung auf den morgigen Sonntag. Die Aussichten sind noch immer nicht rosig.
Sonntag, 28. Juni: Hurra, die Wetterprognose hat sich geändert. Schon heute: NO 2-4 Bft. Und wir düsen los! Silja zurück nach Osterholz-Scharmbeck und wir bei super Wind mit bis zu 8,3 kn nach Bagenkop. Beweis: Das Foto von unserem Plotter! Ab Mittag sogar Sonnenschein und wolkenloser Himmel. Jonas hat Spaß und hat keine Schwierigkeiten mit Seekrankheit o.ä. Einen Najad 361-Skipper beeindrucken wir offenbar so, daß er bei uns an der Pier vorbeikommt und kurz und knapp skandiert: "schönes Schiff, läuft ja gut!". Wir genießen das schöne Wetter im Cockpit und bringen Jonas das Skatspielen bei. Auch da ist er sehr gelehrig. Morgen evtl. Aeroskoebing auf Aero, nur 16 sm entfernt. Wir treten kürzer und "das ist auch gut so".