Montag, August 04, 2008

24. 7. - 1. 8. 08 Jurmo/Finnland - Trosa/Schweden


35 sm bis zur Insel Jurmo. Wir sind früh dran, 7 Uhr, "Fortunas" sind früher und schon weg! Wunderschöne Schärenfahrt, macht uns langsam richtig Spaß und vielleicht wird das unser Ziel im nächsten Jahr. 160.000 Insel gibt es zu entdecken, wenn die meisten davon auch nur unbewohnte Steinhaufen sind. Jurmo, ein Naturhafen mit kleinem Kaufmann und Café-Terrasse, Räucherfisch, Plumsklo, Natur pur, ist ein beliebtes Ziel der Segler, also auch hier: "Früher Vogel fängt den Wurm"! Ab 17 Uhr ist es aussichtslos, einen Platz zu finden! Aussichtslos? Nicht für die Finnen! Man drängelt, schiebt und drückt und flutscht noch in die Lücke, die gar nicht da war. Am nächsten Morgen sind wir noch früher dran, 5 Uhr Aufstehen, 5.30 Uhr Ablegen. Wir sind nicht im Urlaub, wir sind auf der Flucht! Aber wir werden wieder belohnt mit einem strahlendblauen Himmel und einem leichten Nordwestwind. Da rollen wir doch unsere Genua aus und die zieht sehr schön mit. Hellsö auf der zu den Aaland-Inseln gehörenden Insel Kökar ist das eigentliche Ziel, aber wir landen in Sandvig, weil wir der "Fortuna" folgen, die die etwas versteckte Einfahrt von Hellsö verpasst hat. Auch hier Natur pur, auf dem Klippenstrand, einem riesigen glatten Felsen haben die Kinder Riesenspaß. Über einen angebauten Holzponton und eine Leiter geht es ab ins klare Schärenwasser. Wir kämpfen derweil mit der Waschmaschine. Ausgerechnet bei uns ist das Flusensieb verstopft und wer kann schon die finnische Bezeichnung für "Extraspülen" lesen. Heißt so was ähnliches wie "Hiihutuulu", weiß ich jetzt. Ablegen nach Mariehamn, der Hauptstadt der Aalands, 5.30 Uhr! Zum ersten Mal toppen wir "Fortunas". Zudem müssen sie auch noch 12 sm mehr fahren, weil sie zuviel Tiefgang für die Rinne von 1,80 m haben, durch die wir uns trauen. Wieder ein Traumtag. Wir allein im Inselmeer! Das ändert sich allerdings, je näher wir Mariehamn kommen. Zwei Riesenfähren der "Silja-Line" schieben sich vor uns in den Hafen. Einfahrt für eine Weile dicht, als sie zum Anlegen wenden müssen. Meinen Anleger muß ich 2 x wiederholen, bis Kirsten's Arme lang genug sind, um den Bojenhaken einzupieken. Dank unserer frühen Ankunft haben wir jetzt Zeit für einen Stadtbummel durch Mariehamn's Fußgängerzone. Ich versuche, zwei Eis mit je 2 Kugeln für uns zu bestellen und bekomme 2 Eis mit je 4 Kugeln. Auf meinen Protest, dass ich 2 Eis mit nur je 2 Kugeln haben will, wird mir ein Eisbecher wieder weggenommen. 2,5 Euro soll ich bezahlen. Ok, aber ich möchte die 4 Eiskugeln auf 2 Becher verteilt haben. Ok, macht sie, aber nun kostet es 3,5 Euro. Sitten sind das. Im Supermarkt kaufen wir ein klitzekleines Mini-Schwarzbrot und schauen nicht auf den Preis am Regal. Draußen sehen wir uns den Kassenzettel etwas näher an, weil mir jetzt 7 Euro für 1 Pampelmuse, 2 Äpfel und das Brot etwas hoch erscheint und - 3,65 Euro für 1/2 Pfund Brot! Am liebsten würden wir es zurückbringen und wenn das jetzt auch noch süß schmeckt! Meine übrigen finnischen Briefmarken kann ich auch nicht auf die Postkarten kleben, weil die Aalands zwar politisch zu Finnland gehören, aber eine schwedische Provinz sind mit schwedischer Amtsprache und eben auch eigenen Briefmarken. Aber ansonsten ist es schön hier und wir beschließen, einen Tag zu bleiben und mal wieder auszuschlafen. Mittags klopft es am Schiff. Unsere alten Clubkollegen Helga und Karl haben von der schwedischen Küste, wo sie mit ihrem Boot liegen, einen Ausflug per Fähre zu den Aalands gemacht und uns entdeckt. Ist auch nicht so besonders schwer, denn inzwischen wehen fast nur noch finnische und schwedische Flaggen. Vor den Schiffen der Finnen und Schweden stehen überall Eimer mit gefangenen "Schätzen", von Algen über Krebse bis heringsähnliche Fische, die Kinder sind den ganzen Tag mit ihren Catchern unterwegs oder schwimmen im Hafenbecken. Eine stabile Hochdrucklage machts's möglich. Am 28. trennen sich die Wege von "Pirol" und "Fortuna". Horst will unbedingt auf 5 Bft. Segel-Wind warten, der in den nächsten Tagen nicht zu erwarten ist und wir wollen uns mit 3-4 Bft. aus N/NW zufrieden geben. Hoffentlich kriegt er nicht 5 Bft. gegenan. Also machen wir uns um 6 Uhr morgens auf nach Gräddo an der schwedischen Ostküste. "Fortuna" schläft noch, aber etliche Großfähren sind schon im Anmarsch. Nach 3 Stunden können wir unseren Blister setzen und laufen 6-7 Knoten. Besser geht's nimmer. Wir sind so schnell, dass es in Gräddo noch kaum freie Liegeplätze gibt. "Sorry, Sie müssen wieder weg, die Plätze sind privat", heißt es am ersten Steg. Also drängeln wir uns auf der anderen Seite in eine kaum vorhandene Lücke. Aus Angst um ihre "Joghurtbecher" helfen wieder viele Hände beim Einfädeln und nach einer Stunde haben etliche Nachbarlieger abgelegt und es gibt Platz. Wir haben im Hafenhandbuch gelesen, dass es einen Bus ins größere Nortälje gibt, wo wir detailliertere Seekarten für die schwedischen Schären kaufen wollen. Als wir in den einsteigen wollen, verlangt die Fahrerin unsere Tickets, die wir eigentlich im Bus zu kaufen dachten. Nach großer Diskussion gibt sich die Busfahrerin geschlagen und wir dürfen unentgeltlich mitfahren. Ein Fahrgast klärt uns auf: Entweder kauft man an irgendeinem Kiosk oder so ein Ticket oder man bezahlt per Handy-SMS. Aha, deswegen zeigten so viele Passagiere ihr Handy vor. Aber wie das mit einem deutschen Handy gehen soll? Egal, das haben wir schon mal gespart. Ca. 5 Euro stellt sich später heraus, Kirsten wäre als "Seniorin" schon sehr billig gefahren. Die Fahrt lohnt sich nicht nur für die Seekarten, es ist auch eine sehr hübsche Hafenstadt. Die "Kunst auf dem Wasser" wäre auch eine Anregung für unsere jährliche Ausstellung "Kunst auf der Schlei". Wir beschließen, das Foto mit den herausragenden Beinen als Foto dieses Eintrags zu nehmen.Die Sonne bleibt uns treu. Am nächsten Morgen geht es weiter durch die Schären nach Vaxholm/Stockholm. Wir sind froh, dass wir ein Dach über dem Cockpit haben und so abwechselnd mal vor "Klärchen" fliehen können. Freuen uns wieder über einen leichten Schiebewind. Im Hauptfahrwasser Verkehr wie auf der Mönckebergstraße. Ein MS "Vierkant" nach zwei anderen kommt uns entgegen oder überholt. "Silja Line", "Wiking-Line", "Aida", "Tallink" oder wie sie auch immer heißen. Von der "Aida" winken die meisten zu unserer deutschen Flagge herunter. Wohl viele Landsleute mit ihr unterwegs. Um 4 Uhr nachmittags ist der Hafen noch oder schon gerammelt voll. Alle Bojen belegt und hinter uns lauern noch ein paar Ankommer. Da legt vor uns eine "Omega 34" ab und das "Loch" lassen wir uns nicht streitig machen. Da müssen die anderen warten! Der Hafen gefällt uns, aber es ist schon sehr unruhig. Fähren machen Schwell im Fünfminutentakt und Motorboote jagen rein und raus ohne Rücksicht. Für uns mit unseren 16 Tonnen nicht das Problem, aber neben uns tanzt so ein Kleiner wie ein Korken auf und ab, links, rechts, rauf und runter. Aber die Familie mit drei Kindern (wo schlafen die bloß alle?) trägt es mit Fassung. Wir billigen uns einen Ruhetag zu und machen einen Bummel durch die alte Festungsstadt. Die Burg schenken wir uns, davon haben wir beide schon eine ganze Menge gesehen. Immer noch heiß, kaum ein Lüftchen und über 30 Grad im Schatten. Wir spannen ein Sonnensegel übers Cockpit und installieren "Bobbele" die Windhutze, die vor der Luke auf und abtanzt wie Boris Becker vor dem Aufschlag des Gegners und jeden Windhauch einfängt. Wieder mal geht's um 6 Uhr los in der Früh. Vor uns liegen 35 sm mit mehreren Klappbrücken, die im geschlossenen Zustand eine Durchfahrt für uns mit unserem 16 m-Mast nicht zulassen und zwei Schleusen. Die Ostsee und der Mälarensee, durch den wir weiter Richtung Süden fahren, haben ca. 0,5 - 1,5 m Höhenunterschied. Wir genießen wieder die Fahrt durch die im Gegensatz zu den finnischen Schären bewaldeten Inseln mit tollen Häusern reicher Schweden, deren Boote am eigenen Steg und manchmal sogar in einem eigenen Hafen schaukeln. Wieder reger Verkehr, die Motorboote jagen kreuz und quer um uns herum und auch die Kreuzfahrtschiffe, Fähren und Frachter sind schon unterwegs. Manchmal direkt beängstigend zum Greifen nah. Södertalje ist nicht das, was wir dem Hafenhandbuch entnehmen konnten. Etwas verkommen, aber mit dem zweiten Liegeplatz können wir leben. Etwas vertrauenerweckender als der erste wacklige Holzsteg. Kirsten backt das zweite Brot dieser Reise mit der guten Aldi-Backmischung, da wir uns mit den Brotsorten hier von süß bis labbrig nicht anfreunden können. Doch plötzlich ein Knall - das Sicherheitsglas von der Backofentür ist geplatzt! Sowas gibt's doch gar nicht! Das Brot bleibt drin und wird zu Ende gebacken, entscheidet Kirsten und das ist auch gut so! Wird trotzdem hervorragend. Nachdem die Glasstücke aus dem Ofen geklaubt, gewischt und gesaugt sind, stellt sich heraus, die Tür hat noch eine zweite Scheibe, die heil geblieben ist. Trotzdem müssen wir mit dem Hersteller demnächst noch mal streitig verhandeln.Heute ist der 1. August und wir düsen weiter "heimwärts", wenn auch in kleinen Schritten. 9 Uhr Leinen los und wieder durch die wunderschöne Inselwelt der Stockholmer Schären und den Mälarensee nach Trosa. Können uns gar nicht stattsehen an den hübschen roten Holzhäusern und den prachtvollen Villen an den bewaldeten Hängen und dem Ufer links und rechts. Allerdings leben möchten wir beide dort nicht, uns wäre es wohl etwas zu einsam. Auch Trosa ist wieder gut belegt, am ersten Liegeplatz haben wir das Schild "reserviert für Ausflugsboote" übersehen, aber es gibt noch die eine oder andere freie Heckboje auf der anderen Seite der Pier. Kaum sind wir da fest, zieht hinter uns eine schwarze Wand auf und wir beeilen uns, unsere gute Kuchenbude aufzubauen. Gerade noch rechtzeitig, da bricht ein Unwetter mit Blitz, Donner und Wolkenbruch über uns herein. Ein paar Motorbootfahrer, die gerade hereinkommen, haben nicht soviel Glück, im Nullkommanix sind sie naß bis auf die Knochen. Na, wenigstens ist es nicht kalt. Wir haben für morgen eine Wettervorhersage: Umlaufend und schwachwindig. So geht's weiter durch die südlichen Stockholmer Schären nach Oxelösund. Während ich am Logbuch schreibe, macht Kirsten die Navigation. Weiß nicht, wer den besseren Job hat! Bis denne!