Montag, August 21, 2006

07.08.-12.08.06 Allinge/Bornholm/Dänemark - Dievenow/Polen


Unsere Schweden waren gestern abend einige Stunden verschwunden, so daß wir schon dachten, sie hätten sich für eine ruhige Nacht ein Hotelzimmer genommen. Aber sie hatten sich wohl nur Mut angetrunken und den brauchten sie sicher, um auf ihr bockendes Boot zu gehen. Noch ist der Hafen dicht und wir nehmen den Rundbus, um Bornholm zu erkunden mit seinen interessanten Rundkirchen, den weißen Schornsteinen der Fisch-Räucheröfen und den idyllischen kleinen Häfen. Als wir abends etwas erschöpft zurückkommen hat der Hafenmeister das verklemmte Tor nach einstündigem Arbeitseinsatz geöffnet und unsere verrückten Schweden haben sich schnellstens an ein ruhiges Plätzchen im Innenhafen verholt. Wir laufen erst am nächsten Morgen nach Nexö im Süden von Bornholm, um möglichst kurze Distanz für den Weg nach Kolberg zu schaffen, unserem nächsten Ziel in Polen. Noch stehen eklige kurze Wellen, aber wir können wenigstens 2 Stunden unseren Blister setzen. Fast alle Pierplätze in Nexö sind mit kleinen Booten besetzt, so bietet sich für uns nur ein großer polnischer Segler zum Anlehnen an. Der Zweimaster-Oldtimer aus Kappeln wagt sich noch hinter uns in den engen Hafen, aber für ihn findet sich kein passendes Plätzchen, er muß wohl oder übel in den Fischereihafen. An uns macht aber noch ein kleiner Segler fest. Das Ehepaar hat 10 Stunden Schleuderkurs gegen den Wind von Saßnitz auf Rügen hierher hinter sich und keinen Nerv mehr, sich ein anderes Plätzchen zu suchen. Selbst die Aussicht, morgen um 5 Uhr aufstehen zu müssen, weil wir früh nach Kolberg aufbrechen wollen, nehmen sie in Kauf.Und wahrhaftig stehen sie parat. Wir sind nicht die einzigen frühen Vögel, die losziehen, auch die Rügen-Fahrer haben eine weite Reise vor sich. Kein Hafenmeister hat sich uns gezeigt, also freuen wir uns über eine Gratis-Nacht. Aber das und die aufgehende Sonne sind die einzigen Freuden. Statt angesagtem Nordostwind der Stärke 4-5, schwaches Lüftchen aus Südost. Also mal wieder motoren und schaukeln in der Restwelle. Erst nach 6 Stunden hat der Wettergott ein Einsehen und beschert uns den perfekten Segelwind für die restlichen Stunden bis Kolberg. Wojtek, unser Hafenbetreiber-Freund, hat einen guten Platz für uns reserviert, weit weg vom Fort und der darin befindlichen Fischräucherei, die die Boote auf der anderen Seite einqualmt. Jola und Wiktoria, Wojteks Frau und Tochter, kommen uns auch begrüßen und so verschieben wir das Deckschrubben auf den späten Abend. Der Sand von Utklippan, Simrishamn, Allinge und Nexö muß endlich runter.Am nächsten Abend haben wir unsere Freunde zur Party an Bord, auch Chris, einen Elektronik- und Schiffsmotorenmechaniker, den ich von früher gut kenne. Er sagt, er kennt einen hervorragenden Elektroniker, der unseren schwarzen PC-Bildschirm wieder erhellen kann. Aber dafür müssen wir morgen noch bleiben. Tun wir auch - und darüber freuen wir uns mittags wie ein Stint, denn als wir mit Jola im Hotel Skanpol Kaffeetrinken, öffnen sich die Himmelsschleusen und als wir dort auch noch zum Mittagessen bleiben, gießt es wie aus Eimern. Dabei bleibt es - mit kurzen Atemzügen - bis zum Abend. Leider hat der Experte den Bildschirm nicht erhellen können, also 4 Stunden unbezahlte Arbeit zu bejammern, berichtet Chris, der heute unerwartet die Steuerfahndung im Hause hatte und auch nicht gerade glücklich ist. Tja, es gibt Tage ...Unsere deutschen Nachbarn, die eine Leine an uns fest haben, grienen am nächsten Morgen: Ihr wolltet doch relativ ablegen nach Dievenow, so gegen 8 Uhr! Na ja, eben nur relativ und wir haben uns an die polnischen Gepflogenheiten angepaßt, da ist es halt 9.30 Uhr geworden. Es sind heute außerdem nur 30 sm. Nach 2 Stunden motoren will Kirsten es wissen: Groß hoch und Genua raus. Na, geht doch, laufen so um 3 Knoten. Allerdings nicht lange, dann dümpeln wir mit flappenden Segeln um 1,5 kn vor uns hin. Also, Perkins wieder an, doch der macht dicke Backen. Zieht nur durch aber zündet nicht. Kirsten liest sich durch die Fehlermöglichkeiten im Handbuch, baut den Filter für die Luftzufuhr aus und reinigt sie, wir geben Standgas oder auch nicht: der Perkins weigert sich anzuspringen. Ich gehe schon im Geiste alle Möglichkeiten durch: Chris anrufen für den Motor, Wojtek, um ein Boot zu uns zu besorgen, denn Reinsegeln nach Kolberg ist mangels Wind nicht möglich und auch sowieso nicht erlaubt, Anker klarmachen etc.. Da kommt der erlösende Schrei von unten: Oh ne! der Luftreglerhebel war nicht richtig eingeschoben, was ich sonst IMMER kontrolliere! Na, gottseidank! Auch 2 Stunden Segeln sind später noch drin und wir kriegen in Dievenow im Fischereihafen das Kontrollboot als Liegeplatz. Die Welt ist wieder in Ordnung und das Wetter auch. Dievenow besteht aus einer endlosen Meile von Buden, Geschäften, Eiscafés und Restaurants und bei dem schönen Wetter schieben sich die Touristen durch.Wir lassen unsere Kombüse kalt und gönnen uns ein leckeres Schaschlik unterm Sonnenschirm. Der Seewetterdienst prophezeit uns ein heranrauschendes Tiefdruckgebiet, also geht's morgen weiter nach Swinemünde. Von dort haben wir mehr Möglichkeiten, weiter nach Westen zu kommen.