Samstag, Juni 24, 2006

16. - 23. Juni 2006 - Stralsund bis Rügenwalde

Wir verbringen den Tag auf dem Fahrrad, da wir die damit erreichbaren Bau-, Elektro- und Autoteilemärkte abklappern wollen. Hoffen, für Kirsten so einige dringend benötigte exotischen Teile wie z.B. eine Spirale, um Kabel zusammenzuhalten, erstehen zu können. Mein brandneues in Schleswig erstandenes Klapprad scheint ein Montagsfahrrad zu sein. Die Gänge lassen sich nicht sauber einrasten und es scheppert und rattert beim Fahren, was nicht am verbreitet vorherrschenden Stralsunder Kopfsteinpflaster liegt. Hat allerdings den Vorteil, daß die Fußgänger ohne Klingeln Platz zum Überholen machen. Im Hafen hat derweil am Nebensteg ein Wasserflugzeug für Rundflüge angelegt. Aber trotz Rundfunkreklame hält sich der Ansturm der Bevölkerung in Grenzen. Samstagmorgen kämpft Kirsten mit unserer neuen TV-Sat-Antenne am Steg. Die will sich ums Verrecken nicht wieder in ihre Parkposition zurückklappen, aber am Ende siegt Kirsten. Nachdem wir sie und alles andere im Schiff verstaut haben machen wir uns auf den Weg durch die Ziegelgrabenbrücke und den schönen Strelasund nach Greifswald. Ein paar Stunden zieht uns sogar die Genua und wir genießen einen herrlichen Sommertag. Noch nicht viel los in den Häfen, stellen wir fest, auch in Greifswald-Wieck gibt es Liegeplätze zum Aussuchen. Nach Strandräuberpreisen in Warnemünde von 23 ? freuen wir uns hier über moderate 12 ?. Nächster Hafen für uns ist Swinemünde. Anfänglich diesig, aber dann traumhaftes Blisterwetter. Die Einklarierungspier ist genauso gräßlich wie früher, aber ruhiges Wasser und keine Fähren, die uns mit ihrem Schwell an Land drücken. Erste Überraschung: Keine Crewlisten in 4-facher Ausfertigung und freundliche Beamte, die uns einen angenehmen Aufenthalt wünschen. "Bardzo dziekuje" Danke schön! Zweite Überraschung: Der noch im Handbuch stehende Winterhafen-Yachthafen ist weg! D.h. der Anleger ist noch da, sogar überholt und super in Ordnung! Aber kein einziges Boot und kein Schild oder, oder... Totale Ratlosigkeit bei uns. Drehen erstmal drei Kringel. Dann legen wir trotzdem an und fragen über Kanal 12 nach. Tja, neuer Hafen ist der Nordhafen. Tja, eigentlich no problem, im Winterhafen liegen zu bleiben, aber .... Tja, dann bleiben wir eben. Ein etwas später anlegendes kleines Fischerboot mit 3 dunkelbebrillten Mafiosotypen, die dann für Stunden bei lautstarker Hiphopmusik diverse Bierchen in sich hineinschütten, macht uns zwar etwas unruhig, aber zwei ältere Angler auf dem Steg angeln ungerührt weiter und wir hoffen, die Polen sind ja gar nicht so schlimm ...! Trotzdem schließen wir alles an und ab und plazieren Handies, Signalhorn, Pfefferspray und einen Kuhfuß (jawoll!) neben unserer Koje.Um 6 Uhr ist die Nacht zu Ende, ne, kein Überfall, aber bis Kolberg sind es ca. 50 sm. Legen wieder vorschriftsmäßig zum Ausklarieren an der gräßlichen Pier an. "Sie kommen von der Marina?" fragt der junge neue Beamte. "Nein, vom Winterhafen" "Ach, ist der in Swinemünde?" Das war wohl vor seiner Dienstzeit, aber er wünscht uns trotzdem eine gute Weiterreise nach Kolberg. Ein paar Stunden wieder schöner Segelwind, diesmal mit allen Plünnen und wir laufen zwischen Baggerschuten und Arbeitsbooten in Kolberg ein. Seit 2002 wird die Mole verlängert und die Einfahrt verbreitert, damit das Einlaufen bei Starkwinden etwas leichter wird. Die Immigration und Zoll tauchen am Einklarierungspunkt gar nicht erst auf und lassen uns auf Anfrage weiterziehen in den Yachthafen am Fort. Dort freuen sich der Hafenbetreiber, meine alten Freunde, über das Wiedersehen und wir verlängern einen Tag, um ein paar Stunden mit ihnen zu verbringen und um Kirsten etwas von "meinem" Kolberg zu zeigen. Abfallprodukt ist dann die Möglichkeit, unsere angesammelte Wäsche zu waschen und unser Vorschiff um zwei der mitgeschleppten Altkleidersäcke zu erleichtern, die Jola an die richtigen Adressen verteilen wird.Am 21. werden wir mit guten Wünschen und dem Versprechen, auf der Rückreise wieder vorbeizukommen, nach Rügenwalde bzw. dem 2km entfernten Rügenwalder Hafen Darlowko verabschiedet. 3 Stunden Blister, dann Perkins bei diesiger Gewitterluft. Der Zoll will wieder nichts von uns wissen und im "Bosmanat" macht man unsere Hoffnung auf ein freies Schießgebiet am nächsten Tag zunichte. Ballern von 6 Uhr morgens bis Mitternacht. Drumrum sind 50 sm. Also zwischen Mitternacht und morgens durch oder bis Samstag warten. Die Nachbarn am Steg sind stinksauer. Denen hatte man für morgen die Durchfahrt durch ein freies Schießgebiet zugesagt, aber frei war heute. Um 6 Uhr öffnen sich die Himmelsschleusen, haben wir ein Glück beim Anlegen gehabt. Am nächsten Morgen radeln wir nach Rügenwalde, die sehenswerte Kirche besichtigen, bummeln und ein bißchen im Internet Café surfen. Nach unserer Rückkehr hat sich der Hafen gefüllt, alles will weiter nach Leba und wartet auf freie Durchfahrt durch's Schießgebiet. Wir bleiben auch noch einen weiteren Tag. Es gibt immer an Bord zu basteln und zu allem Überfluß ist auch noch eine Bilge trockenzulegen. Der Filter vom Wassermacher hat geleckt und aus lauter Solidarität ist auch noch eine der Club-Sodaflaschen halb ausgelaufen. Da lohnt sich doch die Arbeit. Seit gestern steht ein Schwell im Hafen, der die Schiffe wie bockige Ziegen an den Leinen zerren läßt. Zum Seekrank werden! Wenigstens haben wir unsere Leinen durch Schlauch-Verhüterli vor dem Durchscheuern auf der Zementpier geschützt. Ein Nachbar bedauert, das versäumt zu haben. Morgen geht's weiter...