Freitag, Juli 07, 2006

24.06.-02.07.2006 - Leba/Polen bis Liepaja/Lettland


Leider den ganzen Tag auf dem Weg nach Leba Totenflaute. Also, auch wenn wir den Motorenlärm satt haben, der Perkins muß ran. Freundlicher Empfang in Leba, können ohne Formalitäten zur Marina einlaufen. Nur eine deutsche Charteryacht X-42 im Hafen und bis zum Morgen folgt uns keiner der Rügenwalder Nachbarn. Wir verbringen den Tag mit einem Ausflug auf die riesige Wanderdüne, ganz schön anstrengende Kletterei bei der Hitze. Aber wir werden mit einem Superblick über den See auf der einen und der Ostsee auf der anderen Seite belohnt. Anschließend erholen wir uns auf der Terrasse des Hotels Neptun, früher angeblich das Göringsche Jagdschloß, hoch über dem belebten Badestrand. Zurück im Hafen flattern weitere 7 "Adenauer" an den Schwimmstegen. Hatten gestern bis 15 Uhr Auslaufverbot wegen "Ballerei" im Schießgebiet. "Huch!", gut, WIR hatten gar nicht erst gefragt! "DU!" sagt Kirsten. Günstiger Wetterbericht am nächsten Morgen und - nachdem wir noch 180 l Diesel gebunkert haben - düsen wir mit einem Reff im Groß mit 6-7kn Wladyslawowo ex Großendorf am Anfang der Halbinsel Hela entgegen. Kirsten strahlt, endlich wieder segeln. 3 Stunden später Wind platt von vorn und - da wir spät dran sind: motoren. Über die Entscheidung sind wir ziemlich froh, als 2 Stunden vor Wladyslawowo eine drohende schwarze Wand von hinten aufzieht und uns in kurzer Zeit mit Blitz und Donner und Regen wie ein Wasserfall überfällt. Unser Windmeßgerät zeigt Böen mit 50 kn Wind, also 9 Bft. Als die Front nach einer Stunde durchgezogen ist, hinterläßt sie uns in pottendickem Nebel. Na, das mußten wir ja in Portugal vor 2 Jahren schon mal üben, aber etwas mulmig ist uns schon, als wir die angepeilte Ansteuerungstonne erst sehen, als wir hinspucken konnten. Langsames Tasten zur Einfahrt kostet nochmal Nerven, aber dann ist es geschafft. Den Einlaufschnaps haben wir uns verdient. Ein kurz hinter uns einlaufender Pole winkt uns auch sichtlich erleichtert zu. Ohne Radar keine Chance.Windvorhersage 5-6Bft. zunehmend 7 erleichtert die Entscheidung: Hafentag! Für die 120 sm nach Klaipeda sollte es nicht so reichlich sein. Auf der Suche nach einem Internetcafé verbrauchen wir durch verwirrende Ortsbeschreibungen soviel Kalorien, daß wir die mit einem leckeren "Gofry" (knusprige Waffel mit Sahne, Erdbeermus etc.) wieder zuführen müssen. Nur leider sind die Dinger wie gutbelegte Hotdogs eigentlich nur in der Dusche zu essen. Im Hafen haben inzwischen wieder einige schon bekannte Yachten angelegt, u.a. die "Atair" mit Wolfgang und Gerlinde. Sie muß wegen eines Lungenemphysems 24 Stunden am Tag Sauerstoff zuführen. Bewundernswert beide.Der nächste Tag bringt Windvorhersagen von 4-5Bft. aus Westen. Sollte eine schnelle Reise nach Klaipeda werden. Die junge Grenzpolizistin lacht: "Wow, nur 2 Frauen?" und dann: "no men, no cry!", was ihren männlichen Kollegen hüsteln läßt. Die Reise wird dann wirklich schnell, bis zu 7kn, aber bringt auch dicke "Bobbymatzen" von achtern, die die "Pirol" rollen und mich seekrank werden lassen. Dann verklemmt sich auch noch die Aries-Windsteueranlage, der Autopilot ist wegen der hohen Wellen nicht richtig einsetzbar und Handsteuern ist angesagt. Die arme Kirsten hat nicht allzu viel Hilfe ausgerechnet auf dem langen Nachttörn, aber wenigstens sind die Nächte hell und es gibt keinen Regen.Frühmorgens am 29. laufen wir in Klaipeda ein. Die Einklarierungspier ist inzwischen im neuen Werfthafen, aber mindestens genauso mies wie früher im Winterhafen, kaum Platz zum Rangieren zwischen einer Slipanlage und haushohen Kümos. Dafür hat sich der Old Castle Port gemausert. Kirsten laviert die "Pirol" bravourös durch den engen Burggraben und wir schieben uns in ein freies Plätzchen zwischen den vielen Heckbojenliegern. Erstmal SCHLAFEN! Dann "Ännchen von Tharau" auf dem Marktplatz besuchen und über den wunderbaren großen Markt laufen. Am nächsten Tag haben wir Gäste. Jonny Köhler aus Travemünde, der inzwischen 90jährige ex "Memeler Jung", Segler, Eissegler, Besitzer eines 20er Jollenkreuzers "Salome", und seine und seit seiner 80. Geburtstagsfeier hier auch meine und Frank's Freunde Kostas und Gerdre kommen zum Klönschnack. Jonny ist leider inzwischen fast blind, aber geistig total fit und körperlich für 90 auch noch sehr gut in Form. Kostas, Präsident vom hiesigen Budys Jachtklub hat Probleme mit den neuen Hafenbetreibern. Aber das war schon früher so und die Litauer sind es gewöhnt. So schmecken der Kurische Fischerschnaps und Erdbeeren mit Sahne trotzdem und Gerdre strahlt über einen unserer Kleidersäcke aus dem Vorschiff.Unsere Fahrt nach Nidden unternehmen wir am Samstag morgen, mit der "Mecklenburg" geht es bei schönstem Wetter über das traumhafte Kurische Haff. Fast zu wenig Zeit für das idyllische Dörfchen, aber es reicht für ein zünftiges Mittagessen, den Gang durch duftende Kiefernwälder zum bekannten Leuchtturm und einen Bummel durch die Straßen mit ihren schmucken bunten Holzhäusern und den typischen ornamentenverzierten Giebeln. Viele, viele Stände mit Bernsteinverarbeitung in jeglicher Form mit noch zu wenig kauflustigen Touristen.Sonntag wird's nun aber Zeit, wir müssen weiter. Durch Hin und Her mit den Behörden, wie, wann und wo ausklarieren, sparen wir eine Nacht Hafenliegegebühr, was bei diesen Strandräubern hier immerhin 20 ? ausmacht. Ententeich bis leicht gekräuselt. Perkins! In Liepaja ex Libau wehen uns 29 finnische, 5 deutsche und eine holländische Nationale entgegen. Alle in 3er Päckchen, nur wir bekommen ein exklusives Stück Pier direkt an der Straßenbrücke, in das ich die Pirol rückwärts hinein manövriere, hat super geklappt! "Noch ist es ein Provisorium mit Container WC und Dusche", sagt der Hafenmeister, der nur unsere Pässe will, "aber im nächsten Jahr ..." und küßt seine Fingerspitzen! Nun ja, das kenne ich eigentlich auch seit 15 Jahren in Lettland. Warten wir's ab.